Delete: Thriller (German Edition)
Eisenberg. »Was, glauben Sie, wird er jetzt tun?«
»Ich habe wirklich keine Ahnung«, sagte Mina. »Ich weiß nur, dass seine Stimmungen immer schwanken. Möglicherweise versteckt er sich irgendwo und wartet darauf, dass die Admins ihn befreien. Oder er dreht durch und sprengt irgendwas in die Luft. Ich würde ihm so ziemlich alles zutrauen.«
Eisenberg erhob sich.
»Vielen Dank, Frau Hinrichsen. Falls Ihnen noch etwas einfällt, melden Sie sich bitte.«
Er ging mit ihr bis vor die Tür und verabschiedete sich freundlich.
Mina war froh, als sie endlich die frische, kühle Luft einatmete. Doch echte Erleichterung empfand sie nicht. Die Frage, wie Julius sich aus seiner Fessel hatte befreien können, ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.
61.
»Das war vielleicht doch ein bisschen heftig, Herr Klausen«, sagte Eisenberg, als er in das Besprechungszimmer zurückkehrte. »Als ich sagte, wir sollten ihr ein bisschen auf den Zahn fühlen, meinte ich nicht, dass wir sie derart provozieren.«
»Tut mir leid, aber Sie haben doch gesagt, Sie wollen sehen, wie sie auf Zweifel an ihrer Aussage reagiert.«
»Ja, schon. Aber immerhin ist sie ein Entführungsopfer. Da sollte man vielleicht etwas behutsamer vorgehen.«
»Für mich war das durchaus aufschlussreich«, meinte Morani. »Sie hat sehr natürlich reagiert. Ich bin mir sicher, sie hat nicht gelogen.«
»Ich verstehe immer noch nicht, wie irgendjemand gedacht haben kann, sie sei Täterin und nicht Opfer«, schaltete sich Varnholt ein. »Es war doch eindeutig, dass sie entführt wurde.«
»Niemand hat das gedacht«, sagte Eisenberg. »Trotzdem mussten wir diese Möglichkeit so gut es geht ausschließen. Aber damit ist unsere einzige plausible Erklärung für Körners Verschwinden widerlegt. Oder hat jemand eine Idee, wie er sich aus der Handschelle befreit haben könnte?«
»Er muss sie irgendwie geöffnet haben«, meinte Klausen. »Vielleicht hat er sich einen Draht zurechtgebogen oder so. Nachdem er seinen Fuß befreit hatte, hat er sie wieder geschlossen, um es so aussehen zu lassen, als habe er sich in Luft aufgelöst. Das wollte er doch die ganze Zeit: dass wir denken, er sei gelöscht worden.«
»Schon möglich«, meinte Eisenberg. »Allerdings ist es nicht so einfach, eine Handschelle zu knacken, selbst wenn man die Hände frei hat. Es wäre wesentlich einfacher gewesen, die Kettenglieder aufzuhebeln. Und er hatte nicht besonders viel Zeit dafür. Zudem bleibt die Frage, wohin er verschwunden ist.«
Klausen zuckte mit den Schultern.
»Das Gebiet um den Bunker ist relativ dünn besiedelt. Da gibt es ausgedehnte Waldflächen, Bauernhöfe, Scheunen … vielleicht hat er auch ein Fahrzeug in der Nähe gehabt. Der Golf, der auf ihn angemeldet ist, wurde bisher noch nicht gefunden. Die Straßen wurden zwar weiträumig abgesperrt, aber das war erst etwa zwei Stunden, nachdem Hinrichsen aus dem Bunker entkommen war. Wir müssen wohl davon ausgehen, dass er uns wieder entwischt ist.«
»Herr Wissmann, können Sie eine Art Suchprogramm entwickeln, das uns meldet, wenn er wieder im Internet aktiv ist?«
»Nein«, sagte Wissmann.
»Was er meint«, mischte sich Varnholt ein, »ist, dass er kein Programm schreiben kann, das alle denkbaren Aktivitäten meldet, die Körner im Internet ausüben könnte. Man kann es zum Beispiel nicht erkennen, wenn Körner in ein Internetcafé geht und bei Google etwas sucht. Aber er kann sehr wohl eine Routine schreiben, die über regelmäßige Google-Abfragen herausfindet, ob irgendwo im Internet neue Beiträge erscheinen, die denen in Körners Blog ähneln. Das meintest du doch, Sim, oder?«
»Ja, so ähnlich«, gab Wissmann zu.
»Gut«, sagte Eisenberg. »Dann tun Sie das bitte, Herr Wissmann. Und Sie, Herr Varnholt, strecken Ihre Fühler in der virtuellen Welt aus. Vielleicht kehrt er ja noch einmal nach Goraya zurück.«
»Ich habe schon mit Snowdrift vereinbart, dass sie uns sofort informieren, falls sich jemand mit den Daten von Hinrichsen oder einem der anderen Vermissten einloggt.«
»Gut, aber wir müssen damit rechnen, dass er eine andere Identität verwendet, falls er überhaupt dorthin zurückkehrt. Vielleicht tut er irgendetwas Ungewöhnliches. Hören Sie sich einfach um. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass uns das weiterhilft, aber ich sehe auch nicht, was wir sonst noch tun können. Uns bleibt nur die Hoffnung, dass Körner unserer Fahndung irgendwo ins Netz geht.«
»Ich möchte noch einmal darauf hinweisen,
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