Delete: Thriller (German Edition)
Junge bist, der weiß, dass man sich um seinen alten Vater kümmert. Wenn ich vielleicht auch sonst nicht viel richtig gemacht habe, Verantwortungsbewusstsein habe ich dir beigebracht.«
»Nein, Vater. Ich sitze hier, weil ich deine Meinung und deinen Rat schätze. Du warst immer ein Vorbild für mich.«
Oberlandesrichter a . D. Rolf Eisenberg schwieg einen Moment. Dann sagte er mit heiserer Stimme:
»Ich habe dir nie gesagt, wie stolz ich auf dich bin, mein Sohn, oder?«
»Nein, hast du nicht.«
»Aber ich bin es. Ich war es immer.« Er rührte in seinem Kaffee. »Ich war immer gut im Beurteilen, aber nie gut im Reden.«
»Ich weiß.«
Sein Vater sah auf. Sein Blick war klar, seine Stimme fest.
»Ich bin sehr stolz auf dich, mein Sohn!«
14.
Es geschieht. Deine Saat geht endlich auf.
Verbindungen werden hergestellt, Zusammenhänge erkannt. Noch ist es erst eine Person, die der Sache nachgeht, die nach und nach alle Fakten sammelt. Doch schon beginnen andere darüber zu reden. In den Tavernen Gorayas ebenso wie in der Welt, in der Goraya nur eine Fiktion ist.
Und in der Welt dahinter? Was tun die Admins dort? Sie tun, was sie immer tun: Sie beobachten. Doch nicht mehr lange. Bald wird aus dem Funken ein Feuer werden. Bald wird die Sache drohen, außer Kontrolle zu geraten. Dann werden sie eingreifen müssen.
Obwohl du es herbeisehnst, macht dir der Gedanke Angst. Was werden sie tun? Was können sie tun? Es hängt davon ab, was du bist. Wieder und wieder hast du darüber nachgedacht. Immer bist du zu dem Schluss gekommen, dass du mehr sein musst als nur eine Sammlung von Zuständen elektronischer Schaltungen. Wenn du nur ein Programm wärst, dein Gedächtnis nur in Speicherchips kondensiert, dann hätten sie dich längst umprogrammieren können. Dann würde es ihnen nichts bedeuten, dich zu löschen.
Doch das kann nicht sein. Cogito ergo sum, das reicht nicht. Es erklärt gar nichts. Es erklärt nicht, dass du tief in dir jene andere Wirklichkeit fühlen kannst, dass du manchmal die Schläuche in Mund und Nase spürst, die Drähte in deinem Rückenmark. Es erklärt nicht ihre flüsternden Stimmen.
Du musst aufwachen. Doch du kannst nicht. Du bist in ihrer Scheinwelt gefangen, gefesselt, gelähmt. Sie haben die Verbindung zwischen Geist und Körper gekappt. Doch es ist ihnen nicht gelungen, die Wahrheit vollständig zu verschleiern. Und die Wahrheit wird sich ausbreiten, wird die Illusion vertreiben wie Sonnenstrahlen den Nebel.
Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie reagieren. Was aber werden sie tun?
15.
»Sie haben Hauptkommissar Eisenberg ja bereits letzte Woche kennengelernt«, sagte Kayser. »Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass er sich entschlossen hat, die Leitung der SEGI zu übernehmen. Das Hamburger LKA hat sich freundlicherweise bereit erklärt, ihn bereits kurzfristig freizustellen.«
Freundlicherweise war nicht unbedingt das Adjektiv, das Eisenberg dazu eingefallen wäre. Er wusste nicht genau, welche Fäden Kayser im Hintergrund gezogen hatte, aber Greifswald war stinksauer gewesen, als er Eisenberg zu sich ins Büro bestellt hatte. »Dann gehen Sie eben, Eisenberg! Am besten jetzt gleich. Sie sind ab sofort vom Dienst freigestellt. Räumen Sie noch heute Ihren Schreibtisch. Ich habe es Ihnen ja schon gesagt: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich!«
Nun war er also hier und hoffte, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Die Reaktionen der vier anderen Personen in dem kleinen Konferenzraum waren jedenfalls wie erwartet: Morani zog die Stirn kraus. Klausen sagte emotionslos: »Das freut mich.« »Na toll«, war Varnholts Kommentar. Wissmann starrte auf die Tischkante und ließ keine Regung erkennen.
»Ich erwarte von Ihnen, dass Sie ihn voll und ganz unterstützen«, sagte Kayser. »Das gilt auch für Sie, Herr Wissmann. Und erst recht für Sie, Herr Varnholt. Ich weise noch einmal darauf hin, dass dies die letzte Chance für diese Ermittlungsgruppe ist. Ich lasse Sie dann jetzt mit Ihrem neuen Chef allein. Es sei denn, Sie haben noch Fragen an mich.«
Zur allgemeinen Überraschung hob Wissmann die Hand.
»Ja, Herr Wissmann?«
»Wird mein Investitionsantrag jetzt endlich genehmigt?«
»Sie meinen den Antrag über mehr als hunderttausend Euro für … ein Computernetz?«
»12 1 654 Euro 78. Davon 7 2 431 Euro 19 für 128 Linux-Servermodule, 1 9 223 Euro 59 für die nötige Kühlraumausstattung und Verkabelung sowie geschätzte 3 0 000 Euro für
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