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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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gedroht.«
    »Was bedeutet das alles Ihrer Meinung nach?«
    »Ich glaube, er denkt, er lebt in einer simulierten Welt, aber sein Körper ist irgendwie auch in einer höheren Realität. Wahrscheinlich stellt er sich das so vor wie in Die Matrix . Dort liegen die Menschen in transparenten, mit Flüssigkeit gefüllten Behältern, während Computer ihrem Gehirn eine simulierte Welt vorgaukeln. Er glaubt offenbar, Teil eines Experiments zu sein, das er stören kann, indem er die Menschen darauf hinweist, dass die Welt nicht echt ist. Wahrscheinlich hat er deshalb diese Leute verschwinden lassen und so getan, als seien sie gelöscht worden. Er wollte, dass die vermeintliche Wahrheit über die Welt bekannt wird. Aber eigentlich geht es ihm nicht darum, die Illusion zu zerstören, in der wir uns seiner Meinung nach befinden. Er will nur, dass die Admins ihn aus dieser Illusion befreien. Er will endlich die Wirklichkeit sehen.«
    Morani nickte.
    »Das ergibt durchaus Sinn. Paranoid Schizophrene haben oft das Gefühl, fremdgesteuert zu sein. Das ist eine enorme Belastung für sie. Die meisten würden alles tun, um aus dieser Zwangslage zu entkommen.«
    »Würden Sie so weit gehen, fünf Menschen dafür umzubringen?«, fragte Eisenberg.
    »Er hat diese Leute nicht umgebracht«, wandte Varnholt ein. »Jedenfalls sieht er es nicht so. Aus seiner Sicht sind unsere Körper bloß simuliert, so wie unser Sir Ironmountain. Wenn ich eine solche Figur töte, ist das schwerlich Mord.«
    Morani stimmte ihm zu.
    »Das bedeutet, er hat keine Skrupel, noch mehr Menschen umzubringen«, stellte Eisenberg fest. »Das macht ihn umso gefährlicher.«

38.
    Julius beugte sich über sie.
    »Hier, nimm das!«
    »Was … Was ist das?« Minas Kopf fühlte sich gleichzeitig hohl und schwer an. Ihr war schwindelig. Ihre Kehle staubtrocken.
    »Ein Antibiotikum.«
    Sie öffnete den Mund, ließ zu, dass er zwei Tabletten hineinlegte. Er hielt ihr eine Wasserflasche mit Strohhalm hin. Sie trank gierig. Sank dann zurück auf die Matratze und schloss die Augen.
    Als sie aufwachte, waren die Schmerzen verschwunden. Dafür empfand sie bleierne Müdigkeit. Sie richtete sich mühsam auf.
    Julius saß am Tisch und las ein Buch. Als er ihre Bewegung wahrnahm, blickte er auf.
    »Geht es dir besser?«
    »Ja, ich glaube schon.« Ihre Zunge fühlte sich taub an, sodass es ihr schwerfiel, die Worte zu formen.
    »Gut.« Er stand auf. »Zeit für deine Medikamente.«
    Er holte zwei Tabletten aus einem kleinen Glas und kam mit der Wasserflasche zu ihr. Erst, als sie die Tabletten heruntergeschluckt hatte, fragte sie sich, ob die Müdigkeit eine Nebenwirkung des Antibiotikums war. Wie auch immer, es schien zu helfen.
    »Ich hab deinen Arm frisch verbunden, während du schliefst«, sagte er.
    Es dauerte eine Sekunde, bis sie begriff, was er meinte. Tatsächlich, ihr Oberarm war mit frischem Mull umwickelt. Sie spürte ihn kaum noch.
    »Hast du Hunger?«
    Sie nickte. Er hielt ihr ein Schokocroissant vor den Mund. Es schmeckte wie Pappe, stillte aber den Hunger. Er fütterte sie wie eine Mutter ihr Kleinkind, beobachtete aufmerksam, beinahe liebevoll, wie sie kaute. Sie versuchte, sich zu erinnern, worüber sie zuletzt mit ihm gesprochen hatte. Als es ihr wieder einfiel, fragte sie:
    »Hast du mit … mit dem Kommissar gesprochen?«
    Das scharfe S in »Kommissar« konnte sie nicht aussprechen, sodass es wie Komisar klang. Seine Miene verfinsterte sich.
    »Ja, hab ich. Aber entweder wollte er mich bloß reinlegen, oder er ist doch kein Admin. Jedenfalls hat es nichts gebracht.«
    Mina wusste, dass diese Nachricht sie besorgt stimmen sollte, doch so sehr sie es auch versuchte, sie empfand keine Angst. Es erschien ihr nicht mehr so schlimm, hier in diesem Keller zu liegen, der ihr mittlerweile vertraut war. Julius war im Grunde nett zu ihr. Und jedenfalls hatte man hier seine Ruhe. In Ruhe gelassen zu werden war ihr im Moment wichtiger als alles andere. Sie legte sich zurück auf die Matratze, die ihr so flauschig weich wie eine Wolke vorkam.
    Als sie das nächste Mal aufwachte, war etwas anders. Sie brauchte einen Moment, bis sie merkte, was es war: Ihre Hände waren nicht mehr gefesselt. Ihre Beine auch nicht.
    Julius war nicht da.
    Mühsam setzte sie sich auf. Ihr war ein bisschen übel, und sie musste dringend auf die Toilette. Sie wankte zur Nische und erleichterte sich. Hatte das vage Gefühl, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Aber es war anstrengend, darüber nachzudenken.

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