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Delfinarium: Roman (German Edition)

Delfinarium: Roman (German Edition)

Titel: Delfinarium: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weins
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ihrer Umgebung aufnimmt, das ist doch gut.«
    »Ja, aber was ist mit dem Mann?«
    »Keine Ahnung, irgendein Spinner halt.« Sie sieht mich milde lächelnd an.
    »Na ja«, sage ich. Ich habe nicht das Gefühl, dass sie mich versteht.
    Gerade bereue ich, dass ich keine Freundschaft zu männlichen Individuen hinbekomme und überhaupt nur zu einem weiteren menschlichen Wesen außerhalb meiner selbst. Monokultur nennt man das in der Landwirtschaft, wenn ein dummer Bauer immer auf dieselbe dicke Kartoffelsorte setzt. Das hat manchmal Nachteile. Es laugt auf Dauer die Böden aus.
    »Was ist denn nun mit der Gerichtsgeschichte?«, frage ich, weil ich das Gefühl habe, dass sie eh nicht richtig bei der Sache ist, dass von ihr nichts mehr kommen wird.
    »Jetzt sieht es auf einmal so aus, sagt Dr. Moritz, als ob der Senat vor Gericht scheitern könnte.«
    Dr. Moritz ist der Rechtsanwalt des Schutzbündnisses zum Erhalt der Elbregion, das weiß ich schon. Petra blickt in Richtung ihres Schreibtischs, wo ich die entsprechenden Papiere vermute. Sie sieht auf einmal viel lebendiger aus.
    »Der Planfeststellungsbescheid scheint zu vage zu sein, fehlerhaft. Er basiert auf falschen Annahmen. Zum Beispiel ist die Anzahl von Arbeitsplätzen, die Airbus so großzügig zu schaffen verspricht, durch nichts, durch kein Gutachten belegt. Außerdem gibt es ein paar formale Fehler. Weißt du, was das für das Dorf bedeuten würde?«
    »Nein«, sage ich, und ich weiß, dass es länger dauern wird.
    Petra geht nach unten und kommt mit einer Flasche Wein und zwei Gläsern zurück. Sie legt eine CD in den CD-Player, Nirvana, Nevermind , auch nichts Neues.

7. Im Bett
    Es hat aufgehört zu regnen. Der Weg ist mit kleinen Pfützen übersät. Susanns Blick ist auf den Boden gerichtet. Diesmal sind wir beide aus einer Trance aufgewacht, brauchen beide eine Weile, um in der Wirklichkeit anzukommen. Sie schlägt anmutige Bögen zwischen den Pfützen und ich würde gerne ihre Hand nehmen.
    Ich schließe ihr die Beifahrertür auf, gehe ums Auto herum und nehme hinter dem Steuer Platz. Susann steht neben der geöffneten Tür, sie stellt ihre Handtasche auf den Sitz, klappt die Lehne um. Es kommt völlig unvermittelt. Sie öffnet die Knöpfe ihrer Strickjacke, legt sie zusammengefaltet neben die Tasche. Sie nestelt an der Seite ihres Rockes herum und öffnet den Reißverschluss. Sie schiebt den Vordersitz nach vorne, bis er einrastet. Sie klettert ins Auto, nimmt auf der Rückbank Platz. Sie hebt die Hüften und schiebt sich den Rock über die Hüftknochen, sie zieht ihren Slip mit der weißen Strumphose darunter bis auf die Knöchel. Nicht, will ich sagen, aber es kommt kein Wort aus meiner Kehle. Sie stemmt ihre Fersen in die Polster der Rückbank, die Knie ragen empor, an die Schultern gepresst, sie hält die Beine mit beiden Händen auseinander. Ich starre, ich weiß nicht, wohin ich gucken darf. Ich bin weg, ich bin im Auto, aber es rauscht mir durch den Körper. Ich bin nicht, wie ich eigentlich bin. Der Schalter auf unwirklich umgelegt. Sie schaut nicht mich an, sondern die Kopfstütze. Wo bin ich, höre ich mich denken. Sie hat rote Flecken auf den Wangen, sie beißt sich mit den Schneidezähnen auf die Unterlippe, sie ist feucht, ihr Schamhaar klebt, ihre Schamlippen sind geöffnet, ich kann ihr mitten zwischen die Beine sehen. Es ist das Schönste, was ich jemals zu Gesicht bekommen habe. Mein Glied pocht gegen die Hose, dass es wehtut. Eine Strähne hängt ihr ins Gesicht, sie pustet sie weg. Ich verstehe es nicht. Ich bekomme keinen Ton aus mir herausgepresst. Meine Zunge ist pelzig und schwer, ein fremdes Tier in meinem Mund.
     
    Ich greife neben mich auf den Nachtschrank und nehme ein Taschentuch aus der Packung, reibe meinen Bauch trocken damit. Ich seufze, gucke auf den Wecker nach der Uhrzeit.
    Ich liege in meinem Bett und stelle mir ihre Hände vor. Und ihre Füße, wie ich sie sah, als ich Susann zu Hause abgesetzt habe. Henry hatte für sie einen Stuhl in den Garten gestellt, mitten ins Gras, wir saßen im Wohnzimmer und ich beobachtete sie durch die Scheibe. Dort saß sie barfuß, aufrecht, mit geradem Rücken. Sie betrachtete ihre Hände. Sie strich sich mit den Fingern der einen über den Rücken der anderen Hand. Susann hat eigenartig große Füße und Hände. Sie ist sonst so schmal und dürr, und ihre Hände und Füße scheinen gar nicht zu passen, als hätte sich jemand bei der Auswahl geirrt, als hätte sich ein Frankenstein

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