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Delfinarium: Roman (German Edition)

Delfinarium: Roman (German Edition)

Titel: Delfinarium: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Weins
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sie neben mich ins Bett, unter die Decke, wir sehen uns nicht an. Ich warte und wage kaum zu atmen. Ich treibe, ich gleite, unmerklich zuerst, als wäre das Bett in eine Schräglage geraten, als befände ich mich auf einer endlosen schiefen Ebene. Und sie scheint auch in Bewegung geraten, auch sie treibt. Unsere Beine berühren einander, unsere Arme. Ich wende den Kopf und blicke in ihre Augen. Ich fühle ihren Atem, kann ihn riechen, schmecken. Unsere Nasen berühren einander. Unsere Lippen. Unsere Finger bewegen sich, greifen ineinander.
     
    In der Nacht stehe ich noch einmal auf und trete nackt ans Fenster. Ich stehe hinter der Gardine und schaue auf den Parkplatz hinunter. Dort fahren geräuschlos Autos herum, drei Wagen. Sie haben die Scheinwerfer eingeschaltet und eigentlich ist dieses Licht, sind diese Lichtpunkte alles, was man von ihnen sieht. Sie ziehen Kurven dort auf dem schwarzen Parkplatz, sie schreiben mit den Scheinwerfern Kennworte in die Nacht, Botschaften für mich, Bögen, Schlaufen, Ornamente, Ketten, sie zeichnen Muster dort unten, Buchstaben- und Zeichenkonstellationen, verschlungene Konfigurationen. Ich stehe da und kann die Botschaft nicht lesen. Ich weiß, dass es leicht ist, dass ich es können müsste, aber irgendwie verrutscht alles, und für mich ist es nur ein Lichtballett und nichts anderes. Ich stehe und halte mich an der Gardine fest, als hätte mich ein starker Luftstrom erfasst und drohte mich weit fortzuwehen. Durch das Glas des geschlossenen, nicht zu öffnenden Fensters hindurch tief hinein in das Schwarz über den kreisenden Wagen.
     
    Es war ganz leicht. Es war die natürlichste Sache der Welt. Ich wollte sie mit allem, was mir zur Verfügung stand. Und sie wollte mich. Ich schob ihr Nachthemd hoch und glitt in sie hinein und es war, wie nach Hause zu kommen. Susann hatte sich von mir abgewandt und ich glitt von hinten in sie hinein. Ich hielt ihre Brust in der Hand, wir küssten uns, ich hing an ihren Lippen, sie hatte den Kopf nach hinten gebogen. Ich griff mir ihren Hals, drückte ihn. Ich biss in ihr Haar, kaute eine Strähne. Ich war in ihr und es fühlte sich richtiger an als alles. Ich brauchte mich nicht mal zu bewegen. Ich hielt ihre Brust und sie berührte sich selbst, sie legte selbst Hand an sich und alles war gut. Ich bewegte mich leicht wie ein Tier in ihr, hatte Nagetiergröße, und sie rieb sich selbst und gab Laut mit der Stimme eines Schulmädchens, sie schluchzte, sie weinte, als sie kam. Für mich klang es, als säße sie am Fenster eines Turmzimmers, im Hintergrund eine schwarze Schultafel, auf der drei gefährliche Kreideworte zu lesen waren. Sie saß da in ihrer Uniform und kämmte sich und die Tränen liefen ihr nur so das Gesicht herunter, und ich flog an ihrem Fenster vorbei, kein Brief im Schnabel, vielleicht war ich ein gefiederter Wolf, ich knurrte und griff nach ihrem Körper, knetete, rollte ihn zwischen meinen Handflächen, wie man einen Teig knetet oder Knetmasse formt. Es muss ihr wehgetan haben, aber mir war es gleich. Ich biss in alles, was ich zwischen die Zähne bekam, feucht lief es meinen Mund hinab, ich grollte und knurrte und sie sang und wimmerte und irgendwann schlug die Standuhr in der Ecke mit tiefem Ton und alle Kirchtürme der Welt antworteten mit donnerndem Echo und so ist es geschehen. Ich lag da im Bett, eine Handbreit über dem Laken, leuchtend, offen, wach wie noch nie, und wollte es gleich noch einmal tun, obwohl es zu Ende war für immer.
    »Susann«, sagte ich. Und sie sah mir in die Augen. Ich konnte dort das Schwarze glänzen sehen und tief das Blitzen des Funkens in der Schwärze, der alles Wesentliche ausmacht. Ich konnte erkennen, dass sie mich meinte, mich.
    Ich liege da mit Henrys Frau im Arm und überlege, ob ich das Nachthemd etwas herunterziehe, um nach einer Tätowierung zu suchen, die nicht da sein sollte. Ob ich nach dem Muttermal unter dem Nachthemd fühle. Aber ich tue es nicht.
    »Sue«, sage ich leise und ich weiß, dass es nicht richtig ist.
     
    Am Morgen wähle ich die Nummer von Max Braun. Wir sind aus dem Motel ausgecheckt, schweigend haben wir unser Frühstück im Frühstücksraum gegessen. Ich stehe auf dem Parkplatz neben Henrys Auto und Max Braun gibt mir alle Informationen, die ich brauche.
    An der Tankstelle kaufe ich mir eine überregionale Tageszeitung. Auf Seite drei finde ich ein Streitgespräch zwischen einem Vertreter des Schutzbündnisses für den Erhalt der Elbregion und einem

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