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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
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Display ihres Mobiltelefons zusammen. In der ersten Reihe schläft sogar einer. Eigentlich geht es hier zu wie an jeder anderen Schule, finde ich.
    Auf dem Stuhl neben mir liegt ein rosafarbener Rucksack, an dem ein beunruhigender hellblauer Mini-Koalabär baumelt. »Wer sitzt denn hier?«, frage ich Somes.
    Mitleidig blickt er mich an: »Richa.«
    »Und Richa besitzt einen blauen Koala, weil …?«
    »Somes! Keds!« Mit einem Kreischen hüpft ein hübsches, rundliches Mädchen auf uns zu. Somes zuckt zusammen und meine Frage ist beantwortet. »Zum Glück ist Venky nicht hier«, freut sich das Mädchen. »Ich wurde auf der Mädchentoilette aufgehalten, fragt mich bloß nicht, wie, yaar , und dann ist mir ein Nagel abgebrochen und ich musste überall nach Nagelkleber suchen, aber zum Glück gibt es ja die Unterstufe, und dann hat jemand seine Cola über mir ausgeschüttet –« Abrupt beendet sie ihren Redeschwall. »Oh, eine Neue! Hi, ich bin Richa!«
    Irritiert stelle ich mich als Annie vor.
    »Und du hast ja einen amerikanischen Akzent! Wie aufregend! Hey, Bobs, schau mal! Ich habe endlich eine Partnerin!«
    Ein großer Junge mit hellbraunen Augen dreht sich zu uns um. Kühl betrachtet er mich.

    »Ist er nicht SÜSS!«, flüstert Richa ziemlich laut. »Er ist in der Basketballmannschaft. Aber Finger weg! Ich bin TOTAL verliebt in ihn!«
    »Achtung, Nangia kommt!«, ruft jemand aus den vorderen Reihen.
    Richa drückt mir ein Buch in die Hand. »Tu, als wärst du beschäftigt!«, kreischt sie. »Nangia ist der Direktor! Hat er dich schon zu einem Gespräch bestellt? Das wird er garantiert noch tun, er redet gerne mit neuen Schülern über geistige Werte, über Pünktlichkeit und so weiter, er kann einfach nicht aufhören zu reden, er ist total VERRÜCKT … wie bitte, Somes?«
    »Ich sagte: ›Richa, das ist IRONIE pur‹«, antwortet er.
    Um zehn Uhr bestellt Nangia mich zu sich – kurz bevor Mrs Nath, die Lehrerin für Biotechnologie, die Darstellung der Molekülstruktur von Insulin an der Tafel fertiggestellt hat. Ganesh aus der ersten Reihe überbringt mir die Nachricht von Nangia. Er kommt gerade aus der Klassensprecherversammlung. »Dr. Nangia will die Neue sehen«, verkündet er.
    Quietschend bricht Mrs Naths Kreide ab. Sie will wissen, ob »die Neue« den Weg allein findet. Noch bevor ich antworten kann, bieten sechs Mitschüler gleichzeitig an, mir zu helfen. Richa hat auch aufgezeigt und wird ausgewählt, mich zu Dr. Nangias Büro zu begleiten.
    »Es ist schön, dieser alten Schachtel zu entfliehen«, sagt sie, kaum dass die Klassentür sich hinter uns schließt. »Am besten, wir nehmen den langen Weg.
Schau nicht so, Nangia ist zwar verrückt, aber völlig harmlos. Zumindest meistens …«
    Dann fasst sie für mich die Geschichte, geografische Lage, politische Situation und kulturellen Besonderheiten der Schule zusammen. Es wird die umfassendste Führung, an der ich je teilgenommen habe. Ich erfahre alles über Dinge, Menschen, Orte und Meinungen, was ich noch nie wissen wollte, und noch einiges mehr.
    »Das ist die 9 A. Vor zwei Jahren wurde da drin eine echte Schlange gefunden! Und drei Türen weiter ist die 6 B. Ich saß immer neben Sameer am Fenster, er war mein erster Freund. Oh, und die neuen Labors sind da unten und das ist die Bibliothek für die Unterstufe … du musst mir unbedingt erzählen, wo du deine Strähnchen her hast, die sind ganz toll, weißt du, ich wollte auch immer rote Strähnchen …«
    Plötzlich bleibt sie stehen. »Nangia scheint beschäftigt zu sein.« Sie blickt auf die geschlossene Tür.
    »Soll ich nicht anklopfen?«
    »Nein, wir warten hier auf den Stufen. Von hier aus können wir die Tür sehen. Du wolltest mir von deinen Haaren erzählen? Weißt du, als das mit Sameer und mir anfing, trug ich noch Zöpfe, aber dann …«
    Es fasziniert mich, wie sie mühelos mit all den Themen jongliert. Nie macht sie eine Atempause, nie wird sie langsamer, es gibt kein Entrinnen.
    »Siehst du die blaue Tür da drüben, hinter dem Schrank mit den Pokalen? Das ist das Musikzimmer. Atul und ich haben uns immer da drinnen versteckt. Er war der dritte Junge, in den ich verliebt war. Na ja, das
war, bevor ich mit Manu zusammen war … aber der hat sich dann als kompletter Idiot herausgestellt. Aber Karan … Sag mal, woher kommst du eigentlich? Aus New York?«
    Ich erkläre ihr, dass mein Heimatort nicht einmal halb so glamourös ist.
    »Ach wie schade. Ich habe einen Cousin in New York.

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