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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
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tun? Wo soll ich hingehen? «
    »Jetzt«, sagt Ma, »ziehst du erst einmal einen von Anis Schlafanzügen an, beruhigst dich und legst dich ins Bett.«
    »Aber Tante Isha, ich –«
    »Pssst«, sagt Ma. »Wir unterhalten uns ein andermal. Mach dir keine Sorgen, Ani und ich sind für dich da. Stimmt’s, mein Schatz?«
    »Natürlich, Ma.«
    Ich gehe ins Gästezimmer und ärgere mich, dass wir uns nicht früher darum gekümmert haben. Bisher haben wir es als Abstellraum benutzt, überall steht Zeug herum. Mein Blick schweift über das unbezogene Bett und die
vorhanglosen Fenster. »Du solltest vielleicht in meinem Zimmer schlafen«, sage ich.
    »Nein, das hier ist völlig in Ordnung«, widerspricht Rani.
    »Nein, hier ist es zu chaotisch. Selbst für meine Maßstäbe.«
    »Das macht nichts.«
    »Aber hier sind nicht einmal Vorhänge!«
    Sie lächelt dünn, nimmt meine Hand.
    »Es ist in Ordnung, Ani. Bitte.«
    Ich beschließe, mich damit abzufinden. Sie hat schon genug durchgestanden. »Wenn du nicht schlafen kannst, komm einfach bei mir vorbei, okay?«
    »Okay«, sagt sie. Aber ich weiß genau, dass sie es nicht tun wird.
    Irgendwann am frühen Morgen ertönt die Türklingel, es hört nicht mehr auf. Ich taste im Halbschlaf nach dem Wecker: 5:50 Uhr. Ich höre, wie Ma durch das Wohnzimmer geht und öffnet. »Oh, hallo, Chandra«, murmelt sie.
    Ihre Worte sind wie ein Weckruf. Ich schlage die Decke zurück.
    »Ihr habt Rani bei euch?«
    Die Stimme dringt durch meine Tür. Ich schlüpfe in die Hausschuhe und gehe zur Wohnungstür. Ma ist noch im Schlafanzug und bittet Chandra schläfrig herein. »Trinken Sie einen Tee mit uns?«, fragt sie.
    »Nein, ich –«
    »Ist es noch zu früh für Sie? Das verstehe ich gut. Oh, Ann, du bist auch wach? Sieh mal, wir haben Besuch.«

    »Ich bin nicht ›zu Besuch‹«, sagt Chandra. »Rani ist bei euch?«
    »Ja, sie schläft.«
    »Dann wecke sie bitte auf.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das tun kann«, erwidert Ma und unterdrückt ein Gähnen. »Ich bin selbst kaum wach.«
    Diese Antwort gefällt Chandra nicht. Sie zieht die grauen Augenbrauen hoch und verschränkt die Arme vor der Brust. »Ich habe gehört, dass sie euch Geschichten erzählt hat?«
    »Geschichten? Nein, sie ist direkt ins Bett gegangen. Ann, hat Rani dir –«
    Chandra richtet sich auf. Ihre Nasenflügel beben. »Das ist kein Witz! Ich werde es nicht dulden, dass dieses Mädchen überall Unwahrheiten über uns verbreitet!«
    »Aber sie hat gar nichts über Sie gesagt!«
    Chandra hört es nicht, sie ist zu wütend. »Mein Sohn ist ein guter Mensch«, sagt sie noch lauter als zuvor.
    »Ich kann mir vorstellen, dass Sie das glauben.«
    »Machen Sie bloß nicht den Fehler, Gerüchte über ihn zu verbreiten. Ich warne Sie!«
    »Chandra –«
    »Dieses Mädchen ist ein Niemand –« Sie hält inne, als Rani in meinem alten gelben Schlafanzug hereinkommt und in der Mitte des Zimmers stehen bleibt. »Du undankbares Ding!«, schreit Chandra und packt sie am Arm. »Ohne uns bist du gar nichts! Wir haben Mitleid mit dir, geben dir ein Zuhause, bezahlen deine Ausbildung, und so dankst du es uns?«

    Sanft, aber bestimmt befreit Ma Rani aus Chandras Griff. »Lassen Sie sie los, Chandra.«
    »Mischen Sie sich nicht ein. Das geht Sie nichts an.«
    »Jetzt schon.«
    Chandra hält inne und sieht Ma wütend an. »Ich nehme sie mit«, droht sie.
    »Nicht, wenn sie das nicht möchte.«
    »Sie können sie nicht hier behalten!«
    »Wieso nicht?«
    »Sie können das nicht! Was werden die Leute sagen? Sie wird lauter Lügengeschichten über uns verbreiten!«
    »Sie wird keine ›Lügengeschichten‹ verbreiten«, sagt Ma. »Außer jemand erzählt Unwahrheiten über sie. Dann könnte sie gezwungen sein, ihre Version der Ereignisse zu erzählen.«
    Chandra sieht Ma an, sie begreift sofort. »Wieso sollte jemand Unwahrheiten über sie erzählen?«
    »Eben«, sagt Ma. »Kann ich noch etwas für Sie tun?«
    »Sie machen einen großen Fehler, Isha. Das werden Sie noch bereuen.« Sie dreht sich zu Rani, ihre Augen spucken Feuer. »Du hältst dich wohl für besonders schlau, was? Warte nur, bis sie dich hinauswerfen und du zu uns zurückgekrochen kommst.«
    Als sie die Tür hinter sich zuknallt, vibrieren die Wände. »Wie nett«, sage ich.
    »Es gibt nichts Besseres am Morgen als einen Streit mit den Nachbarn«, seufzt Ma. Rani sitzt am Esstisch, den Kopf in den Händen vergraben. »Rani? Alles in Ordnung, Beta ?«
    Rani stöhnt und hebt

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