Delhi Love Story
Alle drei sind hellhäutig, groß und attraktiv, mit ihren schönen Kleidern und festlichen Tikas wirken sie wie eine ideale, glückliche Familie. Und ich … Fast scheint mein Hals zu knirschen, als ich an mir hinunterblicke und zum ersten Mal bemerke, wie abgewetzt mein Schlafanzug aussieht. »Ich habe den Zucker vergessen«, nuschele ich und flüchte in die Küche, bevor ich völlig zusammenbreche.
Fünfunddreißig
Es ist Freitagnachmittag, eine Woche nach Diwali . Die Euphorie ist abgeebbt, die Lichter wurden abgenommen, die leer gegessenen Süßigkeitenschachteln weggeworfen, die Asche der Feuerwerkskörper weggefegt. Der Dunst, der lange über der Stadt hing, hat sich aufgelöst. Der Nachmittag ist kurz und sonnig; trotzdem dringt durch die dichten Bäume vor dem Fenster von Kunals Zimmer nur wenig Licht. Wir hören eine Oper, eine samtige, leidenschaftliche Stimme singt italienische Liebesworte. Das Zimmer ist kalt, meine Haut unter seinen Lippen ist warm. Ich schließe die Augen, greife fest in sein Haar, spüre die Hitze, die mich durchströmt, als er mit seiner Zunge über meine Brustwarzen streift, zärtlich hineinbeißt, an ihnen saugt.
Er kann das so gut. Er muss mich nur ansehen, mich zart am Handgelenk oder am Nacken berühren, mit dem Finger eine Rippe nachzeichnen, und schon bin ich hilflos. Die neuen Geräusche – das Pochen des Bluts in meinen Ohren, das Klopfen meines Herzens, das unterdrückte Stöhnen, mein stockender Atem – verdrängen alles andere. Nichts anderes zählt, wenn ich mit ihm zusammen bin. Ineinander verschlungen schweben wir über Raum und Zeit.
Seine Lippen wandern, küssen jede Rippe, ein Wasserfall aus Küssen. Mit seinen Lippen spielt er auf meinen Rippen wie auf den Saiten einer Gitarre. Sie wandern tiefer, seine Zunge spielt mit meinem Nabel. Ich
fahre mit den Fingern in seine Haare, bis auf die Kopfhaut.
»Du hast so weiche Haut …«
Er löst den Knopf an meiner Jeans, zieht am Reißverschluss. Ich presse die Knie zusammen. »Entspann dich«, flüstert er und drückt sie sanft wieder auseinander. Seine Hand gleitet in meine Jeans.
Unwillkürlich schaudert es mich. Ein süßer Schmerz schießt durch meine Schenkel, macht sie kraftlos, schwächt mich, ängstigt mich. Ich schiebe seine Hand weg, versuche, mich aufzurichten.
»Nein«, sage ich.
Er sieht mich an. Seine Augen sind so dunkel, dass ich sie kaum erkennen kann. Das Haar fällt ihm in die Stirn. Seine Wangenknochen treten leuchtend hervor, die Schatten darunter wirken so verletzlich. Sein Atem klingt rau. »Ani.«
»Ich … ich kann nicht.«
Als er sich wegrollt, spüre ich Kälte. Ich will nicht, dass er sich zurückzieht. Ich ziehe seinen Kopf zu mir, meine Lippen finden seine. Ich küsse ihn auf Kinn, Hals und Brust. Mit einem Stöhnen greift er an den Reißverschluss seiner Jeans. »Ani?«
In seinem Gesicht steht die stumme Frage, eher ein Flehen. Es spiegelt sich in der Röte seiner Wangen, dem wachsenden Wulst in seiner Jeans. Ich schließe die Augen. Langsam streiche ich mit der Hand darüber. Er bewegt sich unter meinen Fingern.
»Oh, Ani …«
Wenigstens das kann ich tun. Mit zitternden Fingern
öffne ich den Reißverschluss; die Augen habe ich immer noch fest geschlossen. Ich beuge mich hinunter.
Als wir uns anziehen, ist es schon dunkel. Es ist nach sieben. Die Sterne sind zu sehen; gegen den Himmel heben sich dunkel die Umrisse der Bäume ab. Neugierige Blicke folgen uns, als wir über den Hof gehen. Die Gespräche der Grüppchen verstummen kurzfristig, als wir Hand in Hand vorbeigehen. Ich blicke stur geradeaus. Ich möchte sie nicht sehen, möchte nicht wissen, was sie über mich denken.
»Willst du noch einen Kaffee trinken, bevor ich dich nach Hause bringe?«
»Okay.«
Er startet sein Motorrad, wir fahren zu einem Café nahe der Uni.
Er bestellt sich einen Espresso.
»Ich nehme auch einen.«
Der Espresso schmeckt stark und bitter. Sein Geschmack legt sich auf meine Zunge.
Sechsunddreißig
Aus dem Fenster des Schulbusses sehe ich, wie Richa und Somes aus dem Schultor treten und über die Straße gehen. Somes hat den Kragen hochgeklappt und trägt das Hemd über der Hose. Richa hat ihre Haare aus dem üblichen Pferdeschwanz befreit, sie fallen unordentlich
über ihre Schultern. Ich muss lächeln. Richa hat mir erzählt, dass sie mit Somes ins Kino geht – in Stolz und Vorurteil , das hat sie ausgesucht – und danach mit ihm Chicken Maharaja Macs und Milchshakes bei
Weitere Kostenlose Bücher