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Delia 3 - Delia im Wilden Westen

Delia 3 - Delia im Wilden Westen

Titel: Delia 3 - Delia im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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bedeckt.
    Jetzt begriff Delia auch, was das alles zu bedeuten hatte. Akitu hatte ihr einmal diese Art der Indianerjagd erklärt. Indianer, die keine Feuerwaffen hatten, konnten mit Pfeil und Bogen nur schwer die mächtigen Büffel erledigen. Zwar trafen sie die Tiere, aber, statt sie zu töten, fügten sie ihnen nur Verletzungen bei, wenn die Pfeile nicht überhaupt von der lederartigen Haut abprallten.
    Deshalb versuchten sie, die Büffel zu überlisten. Sie verkleideten sich als Büffel, rieben sich mit dem Kot der Tiere ein, um den eigenen Geruch zu überdecken, und trieben sie dann auf eine Schlucht oder einen Abhang zu. Die Büffelherde, die ohne zu überlegen die einmal eingeschlagene Richtung einhielt, stürzte dann über die Felsen, und es gab genug Fleisch, um einen ganzen Stamm ein ganzes Jahr lang damit zu versorgen.
    Delia war einer ungeheueren Gefahr entronnen. Wenn der Professor nicht so tollkühn gewesen wäre, hätte es leicht passieren können, dass die Herde sie überrannt und mit in die Tiefe gerissen hätte.
    Noch nachträglich fuhr ihr ein eisiger Schreck in die Glieder, als ihr das klar wurde. Sie steckte zwei Finger in den Mund, pfiff gellend — und diesmal bequemte sich der Mops zu gehorchen. Er gab die Verfolgung der Herde und der Indianer auf, kam schwanzwedelnd zurückgetrabt. Dabei sah er Delia aus seinen kugelrunden Augen recht scheinheilig an, wie wenn er sagen wollte: „Hab ich es nun recht oder habe ich es falsch gemacht?“
    „Du bist ein Schlimmer“, sagte Delia. „Ich weiß, du bildest dir immer ein, du wärst der schlaueste aller Möpse! Aber du bist doch nur ein Hund, und Hunde haben zu gehorchen, verstanden?“
    Der Professor machte Platz, legte den Kopf schief und hob das Pfötchen, was in seiner Sprache bedeutete: „Sei wieder gut, ich hab’s ja nicht so gemeint!“
    „Schön, dann verzeih ich dir noch mal“, sagte Delia gnädig. „Aber loben tu ich dich nicht, dass du es nur weißt! Das hätte auch ganz schief ausgehen können!“
    „Wau“, sagte der Mops.
    Erst jetzt entdeckte Delia, dass ein Reiter sich näherte. Es war inzwischen noch dunkler geworden, dennoch erkannte sie, dass sie keinen Indianer, sondern einen weißen Mann vor sich hatte. Vorsichtshalber griff sie zur Flinte, aber der Fremde schwenkte seinen breitrandigen Hut, und Delia wusste, das sollte bedeuten, er kam als Freund.
    Sie ritt ihm nicht entgegen, sondern wartete ab, noch immer etwas misstrauisch, und der Mops blieb ausnahmsweise schön brav bei Fuß.
    „Hallo, Boy“, rief der Fremde auf Englisch. „Ich muss mich bei dir bedanken! Du bist wirklich ein schneidiger Kerl … ohne dich wäre ich jetzt meine Herde los!“
    „Ach so“, sagte Delia, „die Büffel gehören Ihnen?“
    „Ja, das hättest du wohl sehen können. Jeder hatte ein Brandzeichen auf der Schulter.“
    „So genau“, erwiderte Delia, „habe ich mir die Biester nicht angeschaut. Ich war heilfroh, als sie abdrehten.“
    Der Fremde lachte. „Das kann ich mir vorstellen. Trotzdem, du hast dich wie ein Held verhalten ... geradewegs auf eine wild gewordene Büffelherde lospreschen, das macht dir so leicht keiner nach.“
    „Hoffentlich habe ich es auch nicht mehr nötig“, sagte Delia, „und Ihnen gebe ich den guten Rat: Passen Sie in Zukunft besser auf Ihre Viecher auf!“
    „Das werde ich, worauf du dich verlassen kannst. Ich weiß gar nicht, was in die Biester gefahren war. Geradewegs auf die Schlucht sind sie losgerannt. Man könnte meinen, dass sie lebensmüde gewesen wären.“
    Delia begriff, dass der Herdenbesitzer nichts von den verkleideten Indianern ahnte, und sie beschloss, ihm auch lieber nichts davon zu sagen. Es genügte, dass sie den Indianern ihre Beute abgejagt hatte, sie wollte nicht, dass unter Umständen auch noch eine Strafexpedition gegen sie ausgeschickt würde. „Hat ganz so ausgesehen“, antwortete sie deshalb nur recht unbestimmt und fragte fast im gleichen Augenblick: „Müssen Sie sie jetzt denn nicht wieder einfangen ?“
    „Das machen schon meine Leute“, sagte der Mann. „Im Übrigen, man nennt mich den großen Jesse ... und wie heißt du?“
    „Mich nennt man den kleinen Cowboy“, erwiderte Delia geschwind, denn sie hatte nicht vor, dem Viehbesitzer auf die Nase zu binden, dass sie ein Mädchen war.
    „Wie wäre es“, schlug der große Jesse vor. „Willst du nicht bei uns bleiben, kleiner Cowboy? Einen fixen Jungen wie dich könnten wir gerade noch brauchen. Wir treiben die

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