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Delirium

Delirium

Titel: Delirium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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weg und hebt ergeben die Hände. »Zu Befehl, Madam«, sagt er, dann zwinkert er mir zu.
    Da fange ich wirklich an zu lachen. Ich werde von Kicheranfällen gepackt und muss mir mit den Händen den Mund zuhalten, um nicht loszukreischen und zu keuchen und uns zu verraten. Einen Augenblick starren mich Hana und Alex nur verwundert an, aber dann werfen sie sich einen Blick zu und grinsen dämlich.
    Ich weiß, dass wir alle dasselbe denken.
    Es ist verrückt. Es ist dumm. Es ist gefährlich. Aber irgendwie sind wir drei dort in dem drückend heißen Lagerraum umgeben von Schachteln mit Nudelauflauf, Rote-Bete-Konserven und Babypuder zu einem Team geworden.
    Jetzt heißt es: wir gegen sie, wir gegen wer weiß wie viel tausend. Aber aus irgendeinem Grund und obwohl es absurd ist, glaube ich in diesem Moment, dass unsere Chancen gar nicht so schlecht stehen.

s e c h zehn
    Unglück bedeutet Sklaverei; Glück bedeutet also Freiheit.
    Glück erlangt man durch das Heilmittel.
    Freiheit erlangt man also nur durch das Heilmittel.
    Aus: Tut es weh? Wissenswertes zum Eingriff ,
    9. Auflage, Verband amerikanischer Wissenschaftler,
    offizielle Broschüre der US -Behörde
    V on da an schaffe ich es, Alex fast täglich zu sehen, sogar an den Tagen, an denen ich im Laden arbeiten muss. Manchmal kommt Hana mit. Wir sind oft bei Back Cove, vor allem abends, wenn alle anderen weg sind. Da Alex als geheilt verzeichnet ist, ist es streng genommen nicht illegal, dass wir Zeit miteinander verbringen, aber wenn irgendjemand wüsste, wie viel Zeit wir miteinander verbringen – oder sehen würde, wie wir lachen, uns gegenseitig untertauchen, im Wasser kämpfen oder durch den Schlamm rennen –, würde er auf jeden Fall misstrauisch werden. Wenn wir durch die Stadt laufen, achten wir daher darauf, getrennt zu gehen, Hana und ich auf einer Straßenseite, Alex auf der anderen. Außerdem halten wir uns an leere Straßen, heruntergekommene Parks, verlassene Häuser – Orte, an denen wir nicht gesehen werden.
    Wir gehen wieder zu den Häusern in Deering Highlands. Ich verstehe jetzt, woher Alex während der Razzia wusste, wo der Werkzeugschuppen war und wieso er sich er so gut zurechtfand im Stockdunklen. Seit Jahren übernachtet er jeden Monat ein paarmal in den leer stehenden Häusern; er braucht manchmal ein wenig Abstand vom Lärm und von der Hektik Portlands. Er sagt es zwar nicht, aber ich weiß, dass ihn das an die Wildnis erinnert.
    Zu unserem Lieblingsplatz wird Brooks Street 37, ein altes Haus im Kolonialstil, in dem eine Familie von Sympathisanten gewohnt hat. Wie viele der anderen Häuser in Deering Highlands ist das Gebäude nach der Massenflucht zugenagelt und eingezäunt worden, aber Alex zeigt uns ein loses Brett an einem der Fenster im Erdgeschoss, durch das wir hineingelangen. Es ist seltsam: Obwohl das Haus geplündert wurde, sind mehrere der großen Möbelstücke und die Bücher noch da, und wenn die Rauchspuren an Wänden und Decke nicht wären, könnte man meinen, die Bewohner kämen jeden Moment nach Hause.
    Als wir zum ersten Mal dort sind, geht Hana voraus und ruft »Hallo! Hallo!« in die abgedunkelten Zimmer. Ich fröstele in der plötzlichen Dunkelheit und Kühle, nach der blendenden Sonne draußen ein starker Kontrast. Alex zieht mich dichter an sich. Ich gewöhne mich langsam daran, dass er mich berührt, und zucke nicht jedes Mal zusammen, wenn er sich vorbeugt, um mich zu küssen, oder sehe mich hektisch um, ob uns jemand beobachtet.
    Â»Sollen wir tanzen?«, fragt er herausfordernd.
    Â»Ach, komm.« Ich schubse ihn weg. Es fühlt sich komisch an, an einem so stillen Ort so laut zu reden. Hanas Stimme wird zu uns zurückgeworfen, sie klingt weit entfernt, und ich frage mich, wie groß das Haus wohl ist, wie viele Zimmer es gibt, alle von derselben dicken Staubschicht bedeckt, alle in Schatten getaucht.
    Â»Ich mein’s ernst«, sagt er. Er breitet die Arme aus. »Das hier ist der perfekte Platz dafür.«
    Wir stehen mitten in dem Raum, der früher ein wunderschönes Wohnzimmer gewesen sein muss. Er ist riesig – größer als das gesamte Erdgeschoss in Carols und Williams Haus. Die Decke liegt weit oben in der Dunkelheit und über uns hängt ein riesiger Kronleuchter, der in den wenigen Sonnenstrahlen, die durch die vernagelten Fenster hereindringen, matt

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