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Delirium

Delirium

Titel: Delirium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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glänzt. Wenn man ganz still ist, kann man Mäuse hören, die leise in den Wänden herumlaufen. Aber das ist nicht eklig oder unheimlich. Es ist richtig nett und ich muss an den Wald denken und den endlosen Kreislauf von Wachstum und Tod und erneutem Wachstum – als wäre das, was wir hören, in Wirklichkeit das Haus, das sich Zentimeter für Zentimeter um uns herum bewegt.
    Â»Wir haben keine Musik«, sage ich.
    Er zuckt mit den Schultern, zwinkert, streckt die Hand aus. »Musik wird überbewertet«, sagt er.
    Ich lasse mich von ihm an sich ziehen, bis wir Brust an Brust stehen. Er ist so viel größer als ich, dass mein Kopf gerade bis an seine Schulter reicht, und ich kann sein Herz klopfen hören. Es schlägt den Rhythmus für uns.
    Das Beste an Brooks Street 37 ist der Garten hinter dem Haus. Ein riesiger verwilderter Rasen erstreckt sich zwischen uralten Bäumen, die dick und knorrig sind. Ihre obersten Zweige sind miteinander verschränkt und bilden einen Baldachin. Die Sonne dringt durch das Laub und wirft blasse weiße Flecken aufs Gras. Im ganzen Garten ist es so kühl und ruhig wie in der Schulbibliothek. Alex bringt aus Portland eine Decke mit, die er im Haus lässt. Immer wenn wir herkommen, holen wir sie, breiten sie auf dem Gras aus und liegen alle drei darauf, manchmal stundenlang, und reden und lachen über nichts Bestimmtes. Manchmal kaufen Hana oder Alex was zu essen für ein Picknick und einmal gelingt es mir, drei Dosen Limo und eine ganze Schachtel Schokoriegel aus dem Laden mitgehen zu lassen. Wir kriegen einen richtigen Zuckerrausch und spielen Kinderspiele wie früher – Verstecken, Fangen und Bockspringen.
    Einige der Baumstämme sind so breit wie vier Mülleimer nebeneinander, und ich mache ein Foto von Hana, wie sie lachend versucht, die Arme um einen davon zu legen. Alex sagt, die Bäume müssen schon seit Hunderten von Jahren hier stehen, was Hana und mich verstummen lässt. Das bedeutet, dass sie schon vorher hier waren – bevor die Grenzen geschlossen wurden, bevor die Mauern errichtet wurden, bevor die Krankheit in die Wildnis zurückgedrängt wurde. Etwas schmerzt in meiner Kehle. Ich wünschte, ich wüsste, wie es damals hier war.
    Meistens sind Alex und ich allerdings nur zu zweit und Hana ist unser Alibi. Nachdem ich Hana wochenlang überhaupt nicht getroffen habe, gehe ich plötzlich jeden Tag zu ihr – und manchmal sogar zweimal täglich (wenn ich mich mit Alex treffe; und dann, wenn ich mich wirklich mit Hana treffe). Zum Glück fragt meine Tante nicht nach. Wahrscheinlich nimmt sie an, wir hätten uns gestritten und holten jetzt die verlorene Zeit nach, was ja auch irgendwie stimmt. Ich bin glücklicher, als ich es je war. Ich bin glücklicher, als ich es mir je erträumt hätte, und als ich Hana sage, ich könne es ihr nie im Leben vergelten, dass sie mich so oft deckt, verzieht sie nur den Mund zu einem schiefen Lächeln und sagt: »Du hast es mir bereits vergolten.« Ich bin mir nicht sicher, was sie damit meint, aber ich bin einfach froh, dass wir uns wieder vertragen.
    Wenn Alex und ich allein sind, machen wir nicht viel – wir sitzen einfach da und reden –, aber trotzdem scheint die Zeit zusammenzuschrumpfen, so schnell wie Papier, das Feuer fängt. In einem Moment ist es drei Uhr nachmittags. Im nächsten, ich schwöre es, schwindet das Licht bereits vom Himmel und es ist kurz vor der Ausgangssperre.
    Alex erzählt mir aus seinem Leben: von seiner »Tante« und seinem »Onkel« und ein bisschen von der Arbeit, die sie leisten, obwohl er weiterhin ziemlich unbestimmt bleibt, wenn es darum geht, welche Ziele die Sympathisanten und die Invaliden verfolgen und wie sie sie erreichen wollen. Das ist in Ordnung. Ich kann sowieso nicht sagen, ob ich es wissen will. Wenn er von der Notwendigkeit spricht, Widerstand zu leisten, klingt seine Stimme angespannt und in seinen Worten flackert Wut. In diesen Augenblicken und nur ein paar Sekunden lang habe ich immer noch Angst vor ihm, dann dröhnt immer noch das Wort Invalide in meinen Ohren.
    Aber meistens erzählt mir Alex normale Sachen, vom Tortilla-Chips-Auflauf seiner Tante und wie sein Onkel jedes Mal, wenn sie sich treffen, ein bisschen zu viel trinkt und dann immer wieder dieselben alten Geschichten aufwärmt. Sie sind beide geheilt und als ich ihn frage, weshalb sie jetzt nicht

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