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Delirium

Delirium

Titel: Delirium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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rein.«
    Â»Stimmt ja auch. Außer … manchmal … außer den Lieferanten …« Ich stolpere über meine Worte, krame nach einer Lüge, aber mir will keine einfallen. So viel zu meinen neu entdeckten Fähigkeiten.
    Dann streckt Alex den Kopf zur Tür rein und ruft leise: »Lena?« Er sieht zuerst Hana und erstarrt auf der Türschwelle.
    Eine Weile lang sagt niemand etwas. Hana klappt buchstäblich der Mund auf. Sie blickt so schnell von Alex zu mir und wieder zurück, dass es aussieht, als würde ihr gleich der Kopf vom Hals fliegen. Alex weiß auch nicht, was er tun soll. Er steht einfach nur absolut unbeweglich da, als könnte er sich unsichtbar machen, wenn er sich nicht bewegt.
    Und es ist das Allerdümmste auf der Welt, aber alles, was ich herausbringe, ist: »Du kommst zu spät.«
    Hana und Alex sprechen gleichzeitig: »Du hast ihm gesagt, er soll herkommen?«, fragt sie, während er sagt: »Ich bin von einer Patrouille angehalten worden. Musste meinen Ausweis zeigen.«
    Hana wird plötzlich sachlich. Dafür bewundere ich sie. Eben noch hat sie hysterisch geschluchzt und gleich darauf hat sie alles völlig unter Kontrolle.
    Â»Komm rein«, sagt sie, »und mach die Tür zu.«
    Das tut er. Dann steht er verlegen da und tritt von einem Fuß auf den anderen. Seine Haare stehen ganz komisch ab und in diesem Augenblick sieht er so jung und süß und nervös aus, dass ich den starken Drang verspüre, vor Hanas Augen zu ihm zu gehen und ihn zu küssen.
    Aber sie vertreibt diesen Drang schnell. Sie wendet sich mir zu, verschränkt die Arme und bedenkt mich mit einem Blick, den sie sich, ich schwör’s, bei Mr McIntosh, dem Schulleiter der St.-Anne-Schule, abgeguckt hat.
    Â»Lena Ella Haloway Tiddle«, sagt sie. »Du bist mir ein paar Erklärungen schuldig.«
    Â»Dein zweiter Name ist Ella?«, platzt Alex heraus.
    Hana und ich werfen ihm beide einen finsteren Blick zu und er macht einen Schritt zurück und zieht den Kopf ein.
    Â»Ã„hm.« Ich ringe immer noch nach Worten. »Hana, du erinnerst dich doch noch an Alex.«
    Sie hält ihre Arme weiterhin verschränkt und kneift die Augen zusammen. »Oh, sicher erinnere ich mich an Alex. Was mir einfach nicht mehr einfällt, ist, was Alex hier zu suchen hat.«
    Â»Er … na ja, er wollte mir … was geben …« Ich suche immer noch nach einer überzeugenden Erklärung, aber wie üblich wählt mein Gehirn genau diesen Moment aus, um seinen Dienst zu versagen. Ich sehe Alex hilflos an.
    Er zuckt minimal mit den Schultern und einen Moment lang blicken wir uns einfach an. Ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt, in seiner Nähe zu sein, und erneut versinke ich in seinen Augen. Aber diesmal macht es mich nicht benommen. Im Gegenteil – es erdet mich, als flüsterte er mir wortlos etwas zu, als wollte er mir sagen, er sei da und alles sei gut.
    Â»Erklär’s ihr«, sagt er.
    Hana lehnt sich an das Regal mit Klopapier und Bohnenkonserven und lockert ihre Arme gerade so weit, dass ich erkennen kann, dass sie nicht sauer ist, dann wirft sie mir einen Blick zu: Genau. Besser, du erklärst es mir.
    Und das tue ich. Schwer zu sagen, wie viel Zeit uns bleibt, bis Jed keine Lust mehr hat, alleine an der Kasse zu sitzen, deshalb versuche ich mich kurzzufassen. Ich erzähle ihr, wie ich Alex bei der Roaring Brook Farm getroffen habe; wie wir beide am East End Beach zu den Bojen rausgeschwommen sind und was er mir dort gesagt hat. Ich habe Schwierigkeiten, das Wort Invalide auszusprechen, und Hana reißt die Augen auf – einen kurzen Augenblick sehe ich es alarmiert in ihrem Gesicht aufblitzen –, aber sie hat sich ziemlich gut in der Gewalt. Schließlich erzähle ich ihr von letzter Nacht und wie ich mich auf die Suche nach ihr gemacht habe, um sie vor der Razzia zu warnen, und von dem Hund und dass Alex mich gerettet hat. Als ich beschreibe, wie wir uns im Schuppen versteckt haben, werde ich erneut nervös – ich erwähne nicht, dass wir uns geküsst haben, aber ich kann nicht umhin daran zu denken –, aber zu diesem Zeitpunkt ist Hana schon wieder der Mund aufgeklappt und sie ist offensichtlich sprachlos, weshalb ich nicht glaube, dass sie etwas bemerkt.
    Das Einzige, was sie sagt, ist: »Das heißt, du warst dort? Du warst letzte Nacht dort?« Ihre Stimme klingt seltsam und zittert,

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