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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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gebieterische Matrone bemerkte es und funkelte uns an. Eine energische Dame. Sie schob die Sklaven beiseite, kniete sich rüstig neben den Ringer und überprüfte ihn auf Lebenszeichen. »Ach du je, das ist ja Milon von Dodona. Treibt der sich immer noch in Olympia herum? So hingebungsvoll!«
    »Er kann hier zu den Ärzten des Gymnasions gebracht werden …«, setzte Lacheses an.
    »Nein, nein, im Tempel der Hera ist er besser aufgehoben, Lacheses. Wir werden uns um ihn kümmern.«
    Glaucus half ihr auf, und diesmal verleugnete die Frau ihre knackenden Knie nicht. Der Priester verbeugte sich ehrerbietig. Sie nickte, ohne viel Zeit darauf zu verschwenden, und sagte dann, sie habe ihm einen Topf der eingemachten Kirschen mitgebracht, die er so gerne esse. Das schien Lacheses zu beruhigen.
    Dann wandte sie sich an mich. »Ich bin Megiste. Ich gehöre zum Rat der Sechzehn.« Das sagte mir nichts. Forsch erklärte sie: »In Erinnerung an die sechzehn Ehrenmatronen bei der Hochzeit von Hippodameia bilden die angesehensten Frauen von Elis ein Gremium, das die Wettläufe der Mädchen bei den Spielen der Hera organisiert.« Ich wette, sie organisierten mehr als das.
    Der Priester wollte etwas sagen.
    »Ich übernehme das, Lacheses!« Der Schlappschwanz fügte sich. »Ich habe mir Gedanken über das Problem gemacht und die Sache in die Hand genommen. Morgen wird ein Wagen diese Leute zur Küste bringen. Aus Kyllene wird ein Schiff kommen und sie in Pheia abholen.«
    »Also, entschuldigen Sie mal …« Ich hätte es besser wissen sollen.
    »Nein, Falco!« Woher kannte sie meinen Namen? Ich kam zu dem Schluss, dass der Rat der Sechzehn so ziemlich alles wusste. Ich hasse Frauen dieses Typs aus dem öffentlichen Leben, die sich in alles einmischen. »Zwietracht verunreinigt das Heiligtum. Sie müssen abreisen.«
    »Ach, das ist mal wieder typisch für Elis.« Ich wollte mich nicht geschlagen geben. »Muss sich immer einmischen und universellen Frieden stiften! Sie hätten Ihren Meisterringer nicht auf uns anzusetzen brauchen«, knurrte ich den Priester verbittert an. »Überlassen Sie es einfach den Matronen von Elis! Diese Dame kann für die Ausweisung unbequemer Besucher sorgen, während sie gleichzeitig ihre Speisekammer mit gesalzenen Oliven füllt, einen vierfarbigen Teppich webt und ihre Bienenkörbe säubert.«
    Er schenkte mir sein priesterliches Schulterzucken. »Ich hoffe, Sie haben Ihre Zeit hier genossen und fanden sie erbaulich.« Ein Hauch von Bewunderung schlich sich in seine Stimme. »Hoffen wir, dass Milon sich erholt.«
    »Das wird er«, versicherte ihm Glaucus. »Der Wurf war am Ende seiner Flugbahn. Milon war bewusstlos, also wurde er schlaff, als er fiel. Außerdem hat er genügend Polster!«
    Milon sah tatsächlich mitleiderregend aus, aber er setzte sich auf und murmelte etwas vor sich hin. Megiste befahl den Sklaven, ihn zum Tempel zu schaffen. Lacheses trottete auch davon.
     
    Megiste wartete, bis alle fort waren, dann wandte sie sich wieder uns zu.
    »So, dann kümmern wir uns mal um Sie!« Zu unserem Erstaunen war sie vom Griechischen direkt zu einer höflichen Version unsere eigenen Sprache übergegangen. Als wir sie verblüfft anschauten, kicherte sie auf gewinnende Weise. »Weben und Bienenzucht halten mich nicht genug auf Trab. Ich dachte, es könnte Spaß machen, Latein zu lernen.«
    Wenn ihr plötzlich die Idee käme, würde sie bestimmt genauso begeistert einen praktischen Kurs in Glasbläserei oder Druidentum für Heim und Herd absolvieren. Ich deutete auf ihren Fahrer in voller Wagenlenkermontur. »Und ich nehme an, Sie verwenden jeden winzigen freien Augenblick dazu, Wagenrennen zu organisieren?«
    »Ja, ich bin Besitzerin. Ich bin sehr erfolgreich …« Dann war sie auch sehr reich. Sie musterte mich durchdringend. »Hm. Saubere Zähne, ordentlicher Haarschnitt und eine geflickte Tunika – geflickt mit
passendem
Garn, wie ich sehe. Da muss es eine Frau geben. Darf ich darauf hoffen, dass sie Sie nach Griechenland begleitet hat?«
    »Sie können mit mir verhandeln.«
    »Das glaube ich nicht, Falco! Wir vom Rat der Sechzehn sind wegen unserer Ehrbarkeit gewählt worden.«
    Während ich mich fragte, was sie auf ihre wissenschaftliche Art noch über mich abgeleitet hatte, gab ich zu, dass sich Helena Justina im Leonidaion befand. Megiste winkte ihre Dienstboten zu sich. »Sagen Sie Ihrer Frau, dass ich noch das eine oder andere im Tempel der Hera zu tun habe, dann werde ich bei ihr

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