Delta Operator (German Edition)
Präsident eben gesagt hatte und die für sie so überraschend gekommen waren wie der plötzliche Absturz der Air Force One.
Was war denn jetzt los?
Was trieb James nur zu diesen Worten?
Sie war beinahe sprachlos und beobachtete den zusammengefallenen, um Jahre gealterten Mann mit den grauen Bartstoppeln im schmutzigen Gesicht, den wirren Haaren und den zitternden, fleckigen Händen, die ihre Hand fest umklammert hielten. Doch die Art und Weise, wie er sie festhielt, war nicht Besitz ergreifend, sondern eindeutig Hilfe suchend. Das spürte sie deutlich und im gleichen Moment spürte sie, wie ihre Abneigung gegen diesen arroganten und herzlosen Mann langsam verebbte und einem Gefühl des Mitleides wich.
„Was immer Sie getan haben, Sir“, antwortete sie nachdem er ausgehustet hatte, „Sie müssen alleine damit leben und damit fertig werden.“
Er sah sie müde und traurig an, nickte langsam.
„Doch Hilfe steht jedem Menschen auf der Welt zu, auch Ihnen.“
Er sah sie an und sie merkte, spürte beinahe, wie er nachdachte.
„Sie sind hier nicht allein, Mr. President. Wir bleiben bei Ihnen und wir werden Sie hier raus bringen.“
Und da verstand er, was er all den Männern angetan hatte, die er im Stich gelassen hatte, die er verraten und damit zum Tode verurteilt hatte. President Marvin James kannte nun das Gefühl, wie es ist, wenn man sich allein und verlassen fühlt, die dämmernde Gewissheit, dass man mit keiner Hilfe mehr rechnen darf, dass man allein dem Feind ausgesetzt ist, dass man zum Verlieren auserkoren worden ist, dass man sterben muss, und nichts dagegen unternehmen kann.
Und er kannte auch das Gefühl, wenn man in dieser Situ ation, in der alles verloren scheint, doch noch Hoffnung findet, so wie er jetzt Hoffnung empfand, wenn er in das Gesicht der jungen Frau sah, die sich um ihn kümmerte.
Und dieses wunderbare Gefühl hatte er all den Menschen verwehrt, die wegen ihm gestorben waren.
Ihm wurde schwindlig, als all die Verantwortung und die Schuldgefühle wie die tosende Brandung des Pazifik über ihn hereinbrachen. Er schloss die Augen und fühlte, wie sich die Tränen sammelten. Er zitterte nun heftig und seine Hand wurde kraftlos. Er ließ Nina los, dann weinte er.
Steven Crowe beobachtete den Staatsmann und Nina teilnahmslos und wie in Trance. Er konnte seine Schulter nicht spüren, sein Kreuz tat höllisch weh und seine Beine waren kalt und klamm. Es fiel ihm schwer, seine Augen offen zu halten, doch als James angefangen hatte zu reden, hatte sich Crowe gezwungen, zuzuhören.
Immer wieder schlossen sich seine Augen und er dämme rte für wenige Sekunden weg, doch er kam wieder zu sich und verfolgte das kurze Gespräch.
Erstaunlich , dachte er.
Doch wenn er erst wieder im Warmen und in Sicherheit sein würde, dann würde sich James an nichts erinnern, was er gerade eben gesagt hatte. Nichts würde für diesen Mann mehr Bedeutung haben, als er selbst. Momentan war er schwach und emotional angegriffen, konnte sich Sentimentalitäten leisten. Doch wenn er wieder in Höchstform war, würde all dies hier vergessen sein.
Genau wie die vielen Männer vergessen waren, die James auf seine Weise getötet hatte.
Steven Crowe glaubt nicht an die dauerhafte positive Ve ränderung eines Menschen, sah hinüber zu dem Präsidenten, der weinte und zitterte, dann fühlte er wieder die Schwärze, die nach ihm griff. Er spannte seine Muskeln und erzeugte so Schmerzen, die ihn wach rüttelten. Die Schwärze wich zurück, doch nicht sehr weit, blieb viel näher, als beim letzten Mal.
Nicht mehr lang, das wusste Crowe, dann würde sie ihn erwischen, sich ihn schnappen, vielleicht zum letzten Mal.
Dann war Nina wieder bei ihm, er konnte ihr Gesicht sehen, er konnte ihre Nähe spüren. Er fühlte ihre kühle Hand auf seiner Stirn, auf seinen Wangen, auf seinem Hals. Dann spürte er die Wärme ihres Körpers, als sie sich neben ihm niederließ.
„Nicht einschlafen, Steven“, sagte sie und drehte seinen Kopf zu ihr hin.
„Ich brauche dich“, flüsterte sie und wischte die dunklen Haare aus seinem Gesicht, befreite seine glanzlosen, müden Augen. Sie drückte ihn an sich und versuchte, das wenige am Wärme, das sich noch in ihrem Körper befand, mit ihm zu teilen. Sie hatten es bis hierher geschafft, sie würden es auch bis zum Schluss schaffen.
„Nicht einschlafen, Steven“, flehte sie.
„Bleib wach, bleib bei mir!“
Ihr warmer Atem benetzte sein Gesicht und holte ihn z urück aus der
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