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Dem Feuer versprochen

Dem Feuer versprochen

Titel: Dem Feuer versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Bellasie
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wieder auf andere Personen einlassen, das soll keine Kritik dir gegenüber, ich beneide dich sogar darum. Aber für mich ist es eine einzige Qual.

    Es tut mir leid.

    Ich liebte meinen Bruder zwar, doch ich wusste, dass er mit „Ich liebe dich“ nichts anfangen konnte.
    Er war anders strukturiert, ich will nicht sagen kalt, doch seine Gefühle waren doch sehr stark unterentwickelt. Wenn er wirklich Gefühle hatte, so war er sehr talentiert darin, diese zu verbergen. Fast fühlte ich mich etwas schuldig, einen derartigen Brief verfasst zu haben, doch auch hier würde ich nichts mehr daran ändern. Mit einem flauen Gefühl im Magen legte ich das Blatt zu den Anderen und widmete mich meinem allerletzten Brief.

    Meine geliebten Eltern,

    bitte hasst mich nicht für das, was ich getan habe, bitte versteht mich. Ich konnte nicht mehr weiter leben und ihr wisst gar nicht, wie es mir schmerzt, diese Worte an euch zu richten. Ich entschuldige mich für das Leid, dass ich auch damit antue und angetan habe aber ich weiß, ihr werdet es verkraften. Bitte macht Euch keinen Vorwurf, sondern tröstet euch. Seid füreinander da. Ich habe es mir gründlich überlegt und keiner hätte mich davon abbringen können. Ich konnte den Schmerz einfach nicht mehr ertragen. Bitte verzeiht mir für meine Schwäche.

    Ich liebe euch.

    Ich legte den Brief weg und prompt schossen die Tränen aus meinen Augen. Ich fühlte mich schuldig und unendlich feige. Egoistisch und dennoch musste ich doch mal an mich denken. Meine Mutter würde mich dafür hassen, jeder würde es tun. Ich füge ihnen so viel Leid zu und verpasse ihren Leben eine erhebliche Dosis Schmerz. Ich wusste, sie würden diesen Tag nie vergessen, mich niemals vergessen und ich konnte nicht mehr. War ich wirklich so ein Monster, konnte ich ihnen einen derartigen Schmerz zu muten, aber konnte ich meinen Schmerz auf die Ewigkeit gesehen ertragen? Ich wusste, dass er mit den Jahren stärker würde, ihrer hingegen würde mit der Zeit schwächer. Ich würde es tun. Ich würde es trotzdem tun, ich musste an mich denken. Wäre ich ein Mensch, hätte ich in diesem Moment kehrt gemacht, doch ich war kein Mensch, ich war nicht sterblich. Die Zeit heilte meine Wunden nicht, sie verschlimmerte sie und nur diese Tatsache gab mir die Kraft, es zu Ende zu bringen. 2000 Jahre waren genug, ich hatte meinen Tod viel zu lange herausgezögert. Übermorgen würde ich sterben.

    Ich beruhigte mich wieder und trocknete mir mit einem Stück meiner Bettdecke, mein Gesicht ab. Dann nahm ich jeden einzelnen Brief und steckte ihn in einen goldfarbenen Umschlag und schrieb fein säuberlich die für ihn bestimmten Namen darauf.
    Fertig.
    Jetzt musste ich mich nur noch um die Location kümmern. Es machte mir fast etwas Angst, wie schnell das nun gegangen war, doch ich ignorierte dieses Gefühl. Zufrieden begab ich mich zu dem übergroßen Hutkarton und legte die Briefe vorsichtig herein. Ich wusste noch nicht, ob ich sie abschicken würde, oder einfach auf einem Tisch in meiner Wohnung platzieren sollte. Doch dafür blieben mir schließlich noch zwei Tage Zeit, um mir das sorgfältig zu überlegen.

Samstag.

    Cam hatte gestern Abend nur noch wenig Zeit gehabt, sie war völlig fertig. Das Studium machte ihr wirklich zu schaffen. Tagsüber studieren, nachmittags bis abends arbeiten und irgendwann musste sie schließlich auch noch lernen.
    Ich wusste wirklich nicht, wie sie das alles schaffte.
    Sie war immer völlig erschöpft, hatte wenig Zeit für Freunde und Familie aber sie gab sich so viele Mühe alles unter einen Hut zu bringen. Cameron kam aus keinem wohlhabenden Elternhaus und das war ihr Handicap. In ihrer Jugend hatte sie viel leiden müssen, da sie sich nicht die Markenklamotten leisten konnte, wie die anderen Kinder und deswegen schrecklich schikaniert wurde. Ich schüttelte den Kopf, Kinder konnten wirklich grausam sein. Weil sie wusste, wie es ist, ohne Geld aufzuwachsen, wollte sie ihren Kindern später ein besseres Leben bieten und dafür tat sie wirklich alles. Die Arme musste unter einem solchen Druck stehen und ich machte es ihr auch nicht leichter. Kaufte mir einfach gerade so ein Kleid für knapp 2000 Pounds, feierte meinen Geburtstag in einem der schicksten Hotels der Stadt und ein wirklich erfolgreicher Mann war auch an mir interessiert. Wie hielt sie es denn mit mir aus?! Ich musste sie wirklich für all das entschädigen. Schnell griff ich mir wieder ein Blatt feinstes Briefpapier und

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