Dem Feuer versprochen
Schranktür stand weit offen und die Kleidung war durchwühlt, wahrscheinlich von dem Versuch mit etwas Gescheites zu besorgen. Ich sah mich um, dieses Schlafzimmer war in einem hellen Braun gehalten und edler als das andere. Es war auch größer, ich fragte mich, warum er nicht einfach hier schlief. Doch gestern hatte er gemeint, dass das andere sein Hauptzimmer wäre. Seltsam, ich hätte mich für dieses hier entschieden. Ich ging auf das Bett zu, das mit Satin bezogen war. Der weiße Stoff glänzte golden in der Sonne, die durch das kleine Zimmerfenster fiel. Wie viel Uhr hatten wir, mich hatte das Gefühl für die Zeit völlig verlassen und das lag nicht nur daran, dass ich ein Vampir war und Zeit für mich sowieso unbedeutend war. Auch die Ereignisse vergangener Nacht hatten dazu beigetragen. Erneut stiegen mir Tränen in die Augen, dann wurde meine Aufmerksamkeit schlagartig auf etwas anderes gezogen. Der Duft intensivierte sich und ich drehte mich um. John stand in der Tür, sein Oberkörper immer noch frei und atemberaubend. Ich wollte mich an ihn schmiegen, ihn küssen und ... erneut gingen meine Gedanken zu weit und vor allem in die falsche Richtung. Erst einmal musste ich heraus finden wer, wer war, aber eins wusste ich bereits, er war ein BV und damit mein Feind. Er wusste es nur noch nicht, er sah mich an und schenkte mir ein Lächeln. Seine weißen Zähne blitzten hervor und die Neugierde packte mich.
„Wie machst du das?“
“Was?“
“Blut trinken?“
Er sah mich verwirrt an.
“Ja, ist das so wie in den Filmen, mit Fangzähnen, ...?“, ich hörte mich an, wie ein kleines Kind und er lachte auf, was meine Unsicherheit verstärkte.
“Ja, fast. Hast du deine noch nie benutzt?“
„Zu gefährlich“, murmelte ich.
Er nickte. „Du bist eine Geborene, für dich ist das auch gefährlich, an deiner Stelle würde ich es gar nicht erst ausprobieren.“
„Das habe ich auch nicht vor“, unterbrach ich ihn trotzig. Ich wollte mich nicht auf dieses niedere Niveau, auf dieses Pack einlassen. Nein nicht mit mir, ich war ehrlich und sauber.
„Das mit Fangzähnen stimmt schon, sobald ich ein Opfer gefunden habe und mein Jagdtrieb erweckt wird, schmerzt mein Zahnfleisch fürchterlich und die Zähne treten hervor. Sie sind klein, aber gefährlich. Wie die einer Kobra. Ich ritze mit ihnen die Halsschlagader an und dann trinke ich, aber nicht mit den Zähnen, ich trinke ganz normal, wie einen Kaffee. Meine Zähne sind schließlich keine Strohhalme“, neckisch sah er sie an. Über den Teil mit den Strohhalmen musste sie in der Tat schmunzeln, doch der Rest hatte ihr das Mark in den Knochen gefrieren lassen und machte sie wütend.
„Aber warum machst du das? Was bringt es dir? Ermordest du sie auch“; fuhr ich ihn scharf an, schärfer als ich beabsichtigt hatte. In seinen Augen blitzte Verletzlichkeit auf, die er dann mit einem Funkeln in seinen Augen vertrieb. Sein Blick wurde hart und kalt.
„Weil ich es muss, es macht mich stark. Ich will nicht, wie ein schutzloses Tier den Hexen ausgeliefert sein, ich will mich wehren können, und wenn dafür ein Mensch sterben muss, nehme ich das gerne in Kauf“.
Mein Mund stand weit offen und ich sah ihn erschrocken an. Kein Grund so zu reagieren. In seiner Stimme war der Vorwurf, den er mir machte, klar zu spüren. Er hielt mich für schwach. Mein Herz krampfte sich zusammen und schickte einen schmerzlichen Stich durch meinen Körper.
„Die Sachen stehen dir gut“; wechselte er schnell das Thema und ich war wirklich dankbar dafür. Einen BV für seine Lebensweise zu verurteilen war wohl wirklich nicht die klügste Taktik. Erschöpft folgte ich ihm in die Küche, wo die anderen bereits sich über das Toast her machten.
Richard bot mir auch eins an, doch ich war nicht in der Lage jetzt zu essen. Zu schwer lag der Stein in meinem Magen. Ich schenkte mir eine Tasse Kaffee ein und zog mich auf die Couch zurück, ich brauchte meine Ruhe. Kurze Zeit später ließ sich jedoch John neben mich auf die Couch fallen. Er sah mir tief in die Augen und eine Gänsehaut verteilte sich auf meinem ganzen Körper. Was hatte der Mann bloß an sich?
„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht verletzen.“
“Schon okay“; stammelte ich, überrascht von dieser plötzlichen Sanftheit in der Stimme. Ich wurde aus ihm wirklich nicht schlau, aber ich nahm mir fest vor, seine Geheimnisse zu lüften.
Er nickte mir zu und stand wieder auf. Erleichtert sackte ich weiter in das
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