Dem Feuer versprochen
Mann, ich konnte dankbar sein, dass es hier wenigstens sauber war. Ich sog den Geruch des Duftes ein, der sich an meine Haut schmiegte und meine Sinne spielten verrückt. Ich mochte es, ich mochte, wie es roch. Das Wasser spülte den Schaum von meinem Schultern und trotzdem ließ der Geruch nicht nach. Er hatte etwas Dominantes. Warum konnten Frauenshampoos, -duschgels oder –parfüms nicht die gleiche Intensität besitzen? Ich musste mein Parfüm oder mein Deo immer mehrmals auftragen, wohin gegen bei Männern einmal am Tag genügte und der Duft nicht schwächer wurde oder gar nach ließ. Langsam drehte ich den Wasserhahn ab und griff nach einem Handtuch und wickelte es um meinen Körper. In den Schränken entdeckte ich auch ein Handtuch und wickelte es mir einem Turban ähnlich um den Kopf. Der Spiegel war mit einer dünnen Schicht Dunst überzogen und einige wenige Tropfen bannten sich einen Weg nach unten auf den Marmor. John besaß Geschmack. Mit meiner Handfläche wischte ich über den Spiegel, sodass ich mein Gesicht erkennen konnte. Ob John mich wohl attraktiv fand? Erneut schüttelte ich den Kopf und wollte den Gedanken in eine der hintersten Ecken meines Gehirns verbannen, als eine Tür sich öffnete. Da stand er, nur in Boxershorts und der Oberkörper frei. Seine Muskeln waren definiert und seine Brust war glatt, zu gerne hätte ich mich an ihn geschmiegt, doch ich konnte nicht. Mit offenem Mund stand ich da und sah ihn an. Seine Augen trafen meine und zogen mich in seinen Bann. Was fand ich an ihm? Was machte ihn so unwiderstehlich?
„Oh Entschuldigung, ich wollte dich nicht stören. Das Bad hat zwei Türen“, erklärte er, als er den Blick in meinen Augen als Verwunderung deutete.
„Ehrm…danke. Ich werde es mir merken.“
Er sah an mir herunter, ich spürte seinen Blick auf meinem Körper und zu meinem Erschrecken gefiel mir es. Mensch Leona, reiß dich gefälligst am Riemen. Dann blickte er auf das Kleid, das auf den Boden lag.
„Soll ich etwas zu anziehen bringen?“
Ich nickte verlegen.
„Wäre nicht schlecht, ich glaube das Handtuch wäre unpraktisch“.
„Mir gefällt's“, witzelte er und verschwand hinter der Tür, die ins Schloss fiel. Ich blickte in den Spiegel und sah, wie meine Wangen sich gerötet hatten. Jonathan hatte anfangs diese Art an sich gehabt, mich verrückt zu machen. In den Jahren unserer Ehe war das aber zurückgegangen. Letztendlich hatte ich geschafft das Band zu trennen und er hatte seinen Teil dazu beigetragen. Ich konnte ihm keine Kinder schenken, was ihn frustrierte und damals in unserer Zeit nahm man an, ich sei verflucht. Dennoch blieb er bei mir, er hätte mich verlassen können, doch er tat es nicht. Stattdessen blieb ich zu Hause, treu seine ergebene Ehefrau und er holte sich sein Vergnügen woanders. Setzte ein oder mehrere Kinder in die Welt, uneheliche, heimliche. Denn seine Frau war unfruchtbar. Erst später erfuhr ich, dass meine Vampirseite mir das Gebären unmöglich machte. Ich konnte mich nur mit meinesgleichen fortpflanzen. Die menschlichen Samen waren nicht stark genug, um in mir zu überleben. Ich bekämpfte sie, wie Bakterien oder Viren. Doch damals wusste ich es nicht, viel zu spät hatte ich es erfahren. Ein weiterer Punkt in meinem Leben, den ich meiner Mutter als Vorwurf machte. Ich seufzte, der Gedanke an meine Mutter versetzte mir einen Hieb, ein schwerer Stein legte sich in meine Magengrube und schmerzte unerträglich. Mein Herz zog sich zusammen. Sie musste gerecht werden, so sehr sie ihre Fehler hatte, sie war mir dennoch eine sehr gute Mutter gewesen und ich hatte sie geliebt. Ich liebe sie immer noch. Sie, mein Dad, alle mussten gerecht werden. Ich würde ihren Mörder finden und ihn leiden lassen. Ich erschrak fast ein wenig über mich selbst, da ich noch nie der mordlustige von Rache angetriebene Typ war. Nicht bei den Hexen, die unser Haus niederbrannten, nicht bei denen, die Richies Mutter ermordeten, das hatte er selbst in die Hand genommen, und auch nicht bei den Männern, die mein Herz zerbrochen hatten. Bei niemandem hatte ich jemals ein Gefühl der Rache verspürt. Doch ich liebte dieses Gefühl, es war süß und gefährlich und es erhielt mich … am Leben.
Es klopfte an der Tür und ich wurde wieder aus meinen Gedanken gerissen. Dieses Mal war ich froh darum, sie machten mir doch ein wenig Angst.
„Herein“
Die goldene Türklinke wurde heruntergedrückt und John trat ein, in der Hand hatte er ein paar
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