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Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Puhlfürst
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Ende August, und das scheint irgendwie zu den Erkenntnissen im Fall Michelle zu passen.
    Heute ist der erste Schultag nach den Sommerferien. Bereits am frühen Morgen haben sich zahlreiche Übertragungswagen vor Michelles Schule postiert – N24 im Verbund mit Sat 1 und Pro 7, ntv, der MDR und allein drei Teams von RTL – aktuell, Explosiv und RTL Frühstücksfernsehen , dazu Journalisten von Radiosendern wie PSR und Redakteure mit Fototeams von Bild , der Leipziger Volkszeitun g, von dpa und AP .
    Jetzt endlich können sie die Bilder schießen, die ihnen bisher nicht möglich waren: Kinder vor einer Schule, Eltern, die sie hinbringen und abholen, dazu das Blumenmeer, die Kerzen, Plüschtiere und Zettel mit Botschaften, betroffene Gesichter, auch Tränen. Es gibt anscheinend keine Hemmschwelle, nahezu jeder wird belästigt, befragt, bedrängt. Für die Kinder ist das erschreckend und doch kann man von offizieller Seite nicht viel dagegen tun – die Straße vor der Schule ist öffentlicher Raum. Auch hier hängt wieder ein beschriebenes Stück Stoff, direkt am Eingang zur Schule: »Keine Gnade für Kinderschänder«.
    RTL hat eine Liveschaltung eingerichtet, in den Vormittagsformaten wird unter anderem um 8:30 Uhr und um 10:00 Uhr live berichtet. Auch N24/Sat 1/Pro 7 und MDR aktuell übertragen live aus Leipzig.
    Mehrere Psychologen sind an der Schule im Einsatz.
    Inzwischen ist die Obduktion abgeschlossen. Auch Staatsanwalt Klaus-Dieter Müller hat der Sektion beigewohnt. Er sieht es als seine Pflicht an, bei der Obduktion anwesend zu sein, auch wenn dies nicht zwingend vorgeschrieben ist. Aber so ist es ihm möglich, den Rechtsmedizinern gleich wichtige Fragen zu stellen. Auf seine Veranlassung hin wird bei Michelle auch ein Blutalkoholtest durchgeführt – bei einem achtjährigen Kind ist schließlich nicht zu erwarten, dass es Alkohol getrunken hat. Und so erfährt später das Gericht, dass das Kind einen Blutalkoholwert von 0,83 Promille hatte – ein außerordentlicher Wert für ein achtjähriges Mädchen.
    Einzelheiten über die Todesursache werden jedoch nicht veröffentlicht. Die Medienberichte, nach denen die Kinderleiche Blutergüsse aufwies und ihr Haarbüschel fehlten, werden nicht kommentiert. Die Aussage des Leitenden Oberstaatsanwalts »Michelle hat ein schreckliches Ende gefunden« deutet jedoch darauf hin, dass ähnlich gelagerte Verletzungen vorliegen.
    Fast 50 Beamte durchkämmen weiterhin die Umgebung, durch suchen ein stillgelegtes Firmengelände, das nahe dem Stötteritzer Wäldchen liegt. Die Spurensuche auf dem Grund des Teiches ist abgeschlossen. Michelles rosafarbene Jacke und die pinkfarbene Tasche fehlen noch immer. Auch Dinge, die vom Täter stammen könnten, wurden nicht gefunden. Jacke und Tasche sind für die Polizei sehr wichtig. Es müsse einen Grund dafür geben, weshalb sich die beiden Gegenstände nicht am Fundort der Leiche befanden, so ein Polizeisprecher.
    Inzwischen hat die Polizei eine Informationssperre verhängt. Es werden keinerlei Details zum Tod der achtjährigen Michelle bekannt gegeben. In den Medien sei über Dinge berichtet worden, die eindeutig Täterwissen seien, sagt ein Polizeisprecher. Die Berichte, denen zufolge nahe des Fundortes Haarbüschel des Mädchens gefunden wurden, bestätigte er nicht.
    Am Abend dieses Montags – eine Woche nach Michelles Verschwinden und vier Tage nach dem Auffinden ihrer Leiche findet erneut eine Demonstration in Leipzig statt. Als Redner tritt auch wieder Michelles Onkel auf. Er gehört zu den führenden Köpfen des Netzwerks »Freie Kräfte Leipzig« – ein rechtsradikales Forum. Die Organisatoren kündigen weitere Kundgebungen an den folgenden Montagen an. Einige der Demonstranten tragen Transparente mit verschiedenen Parolen mit sich, die nicht immer dem Meinungsbild der Bevölkerung entsprechen.
    »Wir hassen euch! Ihr Kinderschänder seid nicht erwünscht!!! Wir fordern härtere Strafen!!!
    »Härtere Strafen für Kinderschänder!«
    »Finger weg von unseren Kindern!«
    »Hr. Justizminister Mackenroth! (CDU) Wieviele? Kinder müssen noch getötet werden, bis die sächs. Justiz aufwacht? Stoppen Sie endlich das Justiz-Versagen gegüber Gewaltverbrechern und Kindesmördern!!! Bürger und Eltern wehrt Euch!! Jetzt! DEMO in Dresden geplant«
    »Hört das denn nie auf?«
    Auch werden aus dem Zug vereinzelt Rufe wie: »Keine Gnade für Kinderschänder« und »Kinderschänder – Todesstrafe« laut. Die Organisatoren, darunter

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