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Dem siebten Himmel so nah

Dem siebten Himmel so nah

Titel: Dem siebten Himmel so nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Hunter
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dir.“
    Pete betrachtete die vorbeifahrenden Autos, während er darauf wartete, dass Serenas Vorstellungsgespräch vorbei war, und wunderte sich über ihr Zögern in letzter Minute. Er kannte sie in Volantröcken und ärmellosen Baumwolltops, doch es überraschte ihn keineswegs, dass sie auch im Hosenanzug eine perfekte Figur machte. Wenn sie dieses Leben wollte, brauchte sie nur danach zu greifen. Er glaubte an ihr Talent und ihren Erfolg.
    Jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte sehen, dass sie nicht auf die Insel gehörte. Ob sie hierher gehörte, lag ganz bei ihr.
    Es war schon Viertel vor fünf, als sie zurückkam. „Wie ist es gelaufen?“, fragte er, als sie vor ihm stand.
    „Keine Ahnung. Sie waren zu fünft. Schwer zu sagen, ob ich ihnen gefallen habe.“ Sie hob ihr Kinn ein wenig an. „Sie haben gesagt, ich werde in ein paar Tagen von ihnen hören. Ich fand, es ist gut gelaufen.“
    „Dann ist es das bestimmt auch.“ Er schlang den Arm um ihre Schultern, sie legte den Arm um seine Taille, und sie spazierten los. „Wohin gehen wir?“, fragte er. „Wollen wir etwas essen? Etwas trinken? Ins Theater?“
    „Ja“, sagte sie heftig nickend. „Alles.“
    „In einer bestimmten Reihenfolge?“
    „Überrasch mich.“
    Er überraschte sie. Er führte sie in die Galerie Medusa, wo eine Ausstellung moderner Fotografie lief. Danach führte er sie in ein Restaurant mit von Kerzen erleuchteten Nischen, spanischer Küche und einem libanesischen Entertainer, dessen Repertoire von „Alexis Sorbas“ bis zu „Dancing Queen“ reichte. Das Lokal war eine wilde Mischung der Kulturen, ausgelassenen, schrullig, romantisch, und entsprach genau ihrer Stimmung. Er entsprach genau ihrer Stimmung, und als die Musik am Ende des Abends langsamer wurde, nahm er sie in den Arm, und Serena war im siebten Himmel.
    „Und jetzt?“, murmelte er.
    „Du und ich“, sagte sie ohne zu zögern. „Allein.“ Darauf lief es immer hinaus.
    Die Farben der Straßenlichter spielten über sein Gesicht, sein wunderschönes Gesicht, als er ein Taxi anhielt. Auf dem Weg ins Hotel berührte er sie nicht, erst als sie in den Aufzug stiegen, und dann auch nur, um seine Hand auf ihren Rücken zu legen. Dann nahm er die Hand wieder fort. Er sah aus wie ein Mann, dem vieles im Kopf herumging, nicht nur Willkommenes.
    „Ich würde zu gern wissen, was du gerade denkst“, sagte sie.
    Sein Lächeln war schelmisch, doch sein Blick war irgendwie düster. „Ich habe mich gefragt, was du machst, wenn du den Job bekommst. Wo du wohnen würdest … Wer sich um die Vespas kümmern würde …“
    „Wahrscheinlich würde ich erstmal bei meiner Tante und bei meinem Onkel – Nicos Eltern – wohnen, bis ich etwas Eigenes gefunden habe.“
    „Und die Vespas?“
    „Darum soll sich meine Cousine zweiten Grades Marina kümmern. Jetzt ist sie damit dran, für eine Weile über das Universum nachzudenken.“
    „So viel hat es dir gar nicht ausgemacht“, sagte er trocken.
    „Du hast recht“, gab sie zu. „Das hat es nicht. Ich habe schöne Fotos gemacht und an einem schönen Ort gelebt. Aber für immer möchte ich es nicht tun. Es würde mich nicht befriedigen. Es ist nicht genug.“
    „Und der Job, um den du dich heute beworben hast, ist genug?“, fragte er, als sie das Hotelzimmer betraten.
    „Vielleicht“, murmelte sie. Sie wusste es nicht. „Wenn ich ihn bekomme, werde ich es herausfinden. Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung, das ist die Hauptsache. Ich habe schon viel zu viel Zeit damit verbracht, Dinge zu tun, die ich gar nicht wirklich tun wollte, hauptsächlich um meine Familie glücklich zu machen.“ Sie zog ihr Jackett aus, und mit einem Seufzer der Erleichterung streifte sie die Schuhe ab. „Das Geschäft meiner Familie ging immer vor. Hätte ich Gastronom werden wollen wie mein Bruder oder die Fischgeschäfte übernehmen wie meine Schwester, wäre alles okay gewesen. Doch leider will ich etwas anderes. Ich will Geschichten erzählen. Ich will Fotos machen, die Geschichten erzählen.“ Pete schwieg, sah sie nur an und hörte zu. „Du findest wahrscheinlich, dass ich egoistisch bin“, fuhr sie fort und wandte sich ab, um sich nicht durch seinen Blick bestätigt zu fühlen. Sie hatte diesen Vorwurf im Laufe der Jahre so oft gehört, dass sie gelernt hatte, sich rechtzeitig dafür zu wappnen. „Dass ich dankbar sein sollte für das, was meine Familie mir bietet.“
    „Wenn du denkst, dass ich dir sage, du sollst deine

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