Demolition
die Verbindung, verließ die Fernsprechzelle und hastete zur Haupttreppe. Er suchte den hinteren Bereich der marmornen Treppenflucht auf, fand das Flachrelief, drehte mit wildem Ruck den Frauenkopf und sah die Figuren sich teilen; sie gaben eine Stahltür frei. Im Türsturz befand sich ein Schaltbrett mit Knöpfen. Reich drückte den Knopf mit dem Hinweis HOCHTRAKT, riß die Tür auf und trat in den offenen Schacht. Augenblicklich schoß ihm von unten eine Metallplatte unter die Schuhsohlen, und unter dem Zischen von Preßluft beförderte ihn die Platte um acht Stockwerke höher ins Dachgeschoß. Eine Magnetverriegelung hielt die Metallplatte fest, während er die Tür öffnete und aus dem Schacht stieg. Er trat in einen Korridor, der eine Steigung von dreißig Grad aufwies und sich leicht nach links bog. Der Korridor war mit Segeltuch ausgelegt. In der Decke glühten unruhig in regelmäßigen Abständen kleine Radon-Kugellamp en. Die Wände besaßen reihenweise Türen, aber sie waren nicht numeriert. »Quizzard!« brüllte Reich. Nichts rührte sich. »Keno Quizzard!« Nichts geschah. Reich folgte dem Verlauf des Korridors in halber Länge, dann entschied er kurzentschlossen, es mit irgendeiner Tür zu versuchen. Er öffnete eine Tür; sie führte in einen winzigen Raum, den fast völlig ein ovales Bett ausfüllte. Reich, der mit so etwas nicht gerechnet hatte, stolperte an der Bettkante und fiel vornüber. Er kroch über die Schaumstoffmatratze zu einer Tür auf der anderen Seite des Betts, stieß sie auf und polterte über die Schwelle auf einen Treppenabsatz. Unterhalb der Treppe lag ein runder Vorraum mit vielen weiteren Türen. Reich wankte die Treppe hinab und verharrte unten, atmete schwer, wahrend er den Kreis von Türen betrachtete. »Quizzard!« rief er nochmals. »Keno Quizzard!«
Er vernahm eine dumpfe Antwort. Reich fuhr auf dem Absatz herum, stürzte zu einer der Türen und riß sie sperrangelweit auf. Unmittelbar dahinter stand eine Frau mit durch plastische Chirurgie rot gefärbten Augen, und Reich prallte gegen sie. Die Frau brach in unerklärliches Gelächter aus, hob beide Fäuste und hieb auf sein Gesicht ein. Reich wich vor der kräftigen Person zurück und tastete nach der Tür, doch bekam er in seiner Verblüffung und infolge der Behinderung offenbar eine andere zu fassen, denn als er hinaustaumelte, gelangte er nicht wieder in den Vorraum, sondern in eine ganz andere Räumlichkeit. Seine Absätze blieben in sechs Zentimeter hohem Plastik-Pikee stecken. Er torkelte rückwärts, knallte im Fallen die Tür zu und schlug mit dem Schädel wuchtig gegen die Kante eines Porzellanbrennofens. Als sich sein Blickfeld klärte, sah er über sich das von Wut verzerrte Gesicht Chooka Froods. »Zum Teufel, was haben Sie in meinem Zimmer zu suchen?« schrie Chooka.
Reich raffte sich mit einem Ruck auf. »Wo ist sie?« fragte er.
»Verschwinden Sie wie der Blitz, Ben Reich.«
»Wo sie ist, habe ich gefragt. Barbara D'Courtney. Wo ist sie?«
Chooka wandte den Kopf. »Magda!« rief sie. Die Frau mit den roten Augen trat ein. Sie lachte noch immer und hielt jetzt einen Neuronen-Scrambler in der Hand. Die Waffe war auf Reichs Kopf gerichtet und zitterte kein bißchen. »Und jetzt raus«, forderte Chooka ihn nochmals auf.
»Ich muß das Mädchen haben, Chooka. Ich muß es mir schnappen, bevor Powell es findet. Wo ist es?«
»Wirf ihn hinaus, Magda!« schrie Chooka.
Reich klatschte der Frau mit dem Handrücken über die Augen. Sie schwankte rückwärts, ließ die Waffe fallen und sank in einer Ecke zusammen, unverändert von Lachen geschüttelt. Reich achtete nicht länger auf sie. Er hob den Scrambler auf und drückte ihn an Chookas Schläfe. »Wo ist das Mädchen?«
»Gehen Sie zum...«
Reich zog den Abzug bis zum ersten Anschlag durch. Die Strahlung lud Chookas Nervensystem mit schwachem Induktionsstrom. Ihre Haltung versteifte sich; sie begann zu beben. Plötzlich glitzerte ihre Haut von Schweiß; aber sie schüttelte den Kopf. Reich ließ den Abzugshebel am zweiten Anschlag einrasten. Chookas Körper bebte so heftig und haltlos wie in einem Schüttelfrost. Die Augen traten aus ihren Höhlen hervor. Ihrer Kehle entrangen sich rohe Laute wie von einem gequälten Tier. Reich beließ sie fünf Sekunden lang in diesem krampfartigen Zustand, dann schaltete er die Waffe aus. »Die dritte Stufe wirkt tödlich«, knurrte er. »Denken Sie dran, Chooka, daß der Tod das Ende ist. Mir kann's egal sein. Wenn ich
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