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Demolition

Demolition

Titel: Demolition Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bester
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schleuderte ihm ein lebensechtes Gedankenbild von ihm und Barbara D'Courtney entgegen, bereichert um jenes Fragment, das sie vor einigen Tagen in seinem Innern erspäht hatte... jenes Bruchstück, das sie aus Eifersucht und Erbitterung hatte erbleichen lassen. Powell erkannte, daß sie die Wahrheit sprach. »Liebe Mary.,.« »Was spiele ich schon für eine Rolle? Was bedeute ich dir? Du liebst sie, und dabei ist das Mädchen nicht einmal eine ESPer. Es ist ja nicht einmal geistig gesund. Wieviel von ihm liebst du eigentlich? Ein Zehntel? Welchen Teil liebst du? Das Gesicht? Das Unterbewußtsein? Was ist mit den übrigen neunzig Prozent? Wirst du sie auch lieben, wenn du sie aufgefunden hast? Verfluchter Kerl! Ich wollte, ich hätte dich drinnen gelassen, in ihrem Geist, bis du schwarz geworden wärst!« Sie wandte sich ab und begann zu weinen.
    »Mary, um Gottes willen...«
    »Halt den Mund.« Sie schluchzte. »O verdammt, halt den Mund! Ich... Eine Mitteilung für dich ist durchgekommen. Vom HQ. Du sollst so schnell wie möglich Spaceland aufsuchen. Ben Reich ist dort, und man hat ihn aus den Augen verloren. Du wirst gebraucht. Alle brauchen dich. Wie käme ich also dazu, mich zu beklagen?«
     

12
     
     
    Jahre waren bereits vergangen, seit Powell Spaceland zuletzt besucht hatte. Er saß im Polizeiboot, das ihn vom Luxus-Raumschiff »Holiday Queen« abgeholt hatte, und während das Raumboot ins Ziel sank, starrte Powell hinab auf Spaceland, das unter ihm funkelte wie eine aus goldenen und silbernen Fetzen zusammengestoppelte Steppdecke. Er lächelte, wie jedesmal, wenn ihm beim Anblick dieser Weltraumspielwiese der stets gleiche Gedanke kam. Er hatte dann eine Vision von einem Raumschiff voller Forscher aus einer entfernten Galaxis, fremdartigen Geschöpfen, ernst und wißbegierig, die Spaceland entdeckten und erkundeten. Er versuchte sich immer auszumalen, wie sie es erörterten; und jedesmal falsch. »Das ist eine Aufgabe für meinen Falschen Freund«, murmelte er bei sich. Die Gründung Spacelands lag bereits um einige Generationen zurück; angefangen hatte alles mit einem Asteroiden in Form einer flachen Felstafel mit fast einem Kilometer Durchmesser. Ein verrückter Gesundheitskultist hatte auf der Gesteinsplatte eine durchsichtige, halbkugelige Kuppel aus Air-Gelatine errichtet, einen Atmosphärengenerator eingebaut und eine Siedlungsgemeinschaft ins Leben gerufen. Von diesem Zeitpunkt an war Spaceland zu einem riesigen, unregelmäßigen Tableau mit einigen hundert Kilometern Durchmesser ausgewachsen. Jeder neue Unternehmer hatte einfach einen Quadratkilometer Fläche hinzugefügt, eine eigene Transparentkuppel hingestellt und seinen Betrieb eröffnet. Als schließlich Ingenieure die Bescherung sahen und den Verantwortlichen auf Spaceland erläuterten, daß die Kugelform erheblich wirtschaftlicher und effizienter sei, war es schon zu spät, um noch irgendwelche Änderungen durchzusetzen. Das Tableau dehnte sich weiter in der nun einmal vorgegebenen Weise aus.
    Als das Raumboot beidrehte, fiel das Sonnenlicht in bestimmtem Winkel auf Spaceland, und Powell sah die vielen hundert Kuppelbauten gegen das Blauschwarz des Weltraums schimmern wie einen Haufen Seifenblasen auf einer gepunkteten Tischdecke. Die ursprüngliche Gesundheits-Kolonie lag nun in der Mitte und existierte noch immer als Kurbetrieb. Bei den übrigen Kuppeln handelte es sich um Hotels, Vergnügungsparks, Erholungsstätten und Privatkliniken; es gab sogar einen Friedhof. An der dem Jupiter zugewandten Seite des Tableaus erhob sich die gigantische Kuppel von fünfundsiebzig Kilometer Durchmesser, worunter sich das Spaceland-Naturschutzgebiet erstreckte; dort konnte man unter Garantie pro Quadratkilometer mehr Naturgeschichte und Wetterwendigkeit kennenlernen als auf irgendeinem natürlichen Himmelskörper. »Erzählen Sie mir«, sagte Powell, »was sich getan hat.«
    Der Polizei-Sergeant schluckte. »Wir haben die Anweisungen genau befolgt«, versicherte er. »Beschattung nach Methode DummSchlau. Aber da geriet unser Observator Dumm in die Fänge von Reichs Mädchen...«
    »Ein Mädchen, so?«
    »Ja. Raffiniertes kleines Aas namens Duffy Wyg&.«
    »Verfluchte Scheiße!« Powell setzte sich kerzengerade auf. Der Sergeant starrte ihn an. »Herrje, ich habe das Mädchen doch persönlich vernommen! Ich hätte nie...« Er verstummte. »Sieht so aus, als hätte ich mich einwickeln lassen. Da hat man's. Kaum begegnet man einem hübschen Mädchen...«

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