Demon Lover
häufig erst Monate später auf.»
«Das sehe ich auch so», platzte Jocelyn heraus.
«Wenn das stimmt, hätte man schon eher etwas gefunden», meinte Kendra. «Ich habe weiß Gott alle möglichen Untersuchungen über mich ergehen lassen.»
«Trotzdem wäre es besser, auf Nummer sicher zu gehen», sagte Gerald.
«Ja, natürlich.» Um das Thema zu wechseln, hob Kendra die Hand und fing den Blick der Haushälterin auf. «Könnte ich bitte Kaffee haben?»
«Gern, Miss Kendra», erwiderte Gabrielle und nahm eine Tasse von ihrem Tablett. Sie brachte Kendra eine volle Tasse und bemühte sich, der grauen Katze auszuweichen, die ihr um die Beine schlich. «Bitte sehr», sagte sie fröhlich. Und während Kendra das kräftige Aroma einsog, setzte Gabrielle hinzu: «Ich habe Schinken und Pfannkuchen gemacht. Möchten Sie etwas haben?»
Kendra gab Sahne und Zucker in den Kaffee. «Bitte nur Toast», sagte sie und nahm einen Schluck Kaffee. «Mit einem Klacks Marmelade.» Nach dem Brechanfall und wegen des bevorstehenden Termins bei Dr. Somerville war ihr der Appetit vergangen.
Gabrielle musterte sie forschend. «Sie brauchen mehr als Toast», erklärte sie verstimmt. «Bei all den Kranken hier kann ich mir das Kochen ja bald sparen.»
Gerald warf Kendra einen missbilligenden Blick zu. «Mein Gott, kann es nicht etwas anderes sein?»
Kendra trank noch einen Schluck und lenkte ein. «Ich esse, was da ist», sagte sie.
Die Haushälterin nickte und verschwand. Kurz darauf kam sie wieder zurück und stellte drei Teller auf den Tisch.
Kendra hätte beim Anblick der übervollen Teller beinahe aufgelacht. Pfannkuchen, Rührei, ein Stapel Vollkorntoast und dicke Schinkenstreifen, dazu ein großes Glas frisch gepresster Orangensaft. Voller Zweifel, ob sie das alles schaffen würde, rang sie sich Gabrielle zuliebe ein Lächeln ab.
«Sieht toll aus», meinte sie und nahm die Gabel in die Hand.
Jocelyn lachte glucksend, als sie das Essen beäugte. «Kein Wunder, dass ich aus dem Leim gehe», klagte sie. Sie langte nach dem Glas Ahornsirup. «Ich kann da einfach nicht widerstehen.»
Gerald musterte seine Frau stirnrunzelnd. «Gib dir halt mehr Mühe.»
Kendra hätte sich beinahe erneut übergeben. Gerald musste ständig wegen Jocelyns Übergewicht sticheln. Sie wusste, dass er seine Frau mit seiner Sekretärin Amber betrog.
Kendra hatte sie eines Nachmittags versehentlich bei einem Stelldichein überrascht. Sie hatte Akten holen wollen, die sie benötigte, um das Vermögen ihres Vaters zu ordnen. Damit, dass ihr Stiefbruder und dessen Geliebte das Büro ihres Vaters am helllichten Tag als Liebesnest nutzten, hatte sie nicht gerechnet.
Sie blinzelte die Erinnerung weg, denn sie wollte nicht daran denken. Gerald hatte ihr zwar später versichert, seine Affäre mit Amber sei beendet, doch sie glaubte ihm nicht. Ihr Stiefbruder war ein Betrüger und Lügner.
Sie sah Jocelyn an, die weder so hübsch noch so jung war, wie Gerald es gern gehabt hätte. Eine Frau, die ihren Mann vergötterte und alles getan hätte, um ihn zufriedenzustellen.
Und ich bringe es nicht fertig, ihn anzuschwärzen
, dachte Kendra bedrückt. Mit zitternder Hand langte sie nach der Kaffeetasse. Sie verfehlte sie und stieß sie um. Wenigstens war sie leer, deshalb war es nur ein kleines Missgeschick. «Mist!», entfuhr es ihr.
Gerald erkundigte sich stirnrunzelnd: «Ist mit dir alles in Ordnung?»
Kendra tat der Kopf weh, und in ihrem Herzen hämmerte ein unerklärlicher Schmerz. «Ich bin heute halt ein bisschen tapsig», meinte sie. «Diese Kopfschmerzen machen mich immer ganz fertig.»
Er nahm ihr die Erklärung ab. «Verstehe.»
Kendra stellte die Tasse auf das Tablett, damit Gabrielle ihr nachschenken konnte, und streckte die Hand zum Silbertablett mit dem kristallenen Marmeladeglas aus. Sie strich sich eine dünne Schicht Brombeermarmelade auf den Toast und biss dann davon ab.
Gerald holte eine Packung Zigaretten aus der Tasche. Er zog eine heraus und steckte sie sich an. Er inhalierte tief, hustete und inhalierte erneut. «Sie versucht mich immer zu stopfen», brummte er. «Sie mästet mich wie ein Schwein.» Sorgsam auf sein Gewicht bedacht, aß er von allem, was Gabrielle kochte, immer nur ein paar Bissen.
Jocelyns Gabel verharrte in der Luft. «Ich bezweifle, dass es bei dir so weit kommen könnte.»
Kendra zuckte zusammen. Nach ihrer ersten Fehlgeburt war Jocelyn so deprimiert gewesen, dass sie begonnen hatte, sich Pfunde anzufuttern.
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