Demon Lover
Gerald war daraufhin aus dem Ehebett in die Arme einer anderen Frau geflüchtet.
Um ihre Solidarität zu bekunden, goss Kendra ordentlich Ahornsirup über ihre Pfannkuchen, dann salzte und pfefferte sie das Rührei. «Es heißt, man soll das Frühstück auf keinen Fall auslassen», meinte sie und steckte sich ein Stück fettigen Pfannkuchen in den Mund. «Das ist die wichtigste Mahlzeit des Tages.»
Jocelyn sah auf die kalorienreiche Auswahl und schnitt eine Grimasse. «Ich sollte vielleicht besser mal Grapefruit und Toast verlangen», sagte sie mit einem schiefen Blick auf ihren Mann. «Ein paar Pfunde weniger würden mir guttun.»
Gerald sog an seiner Zigarette. Er ließ eine weiße Rauchwolke entweichen und schnippte die Asche in den Aschenbecher. «Ich hätte nichts dagegen.»
Jocelyn wedelte den Rauch weg und verzog das Gesicht. «Wenn ich öfters ins Fitness-Studio gehe, könntest du vielleicht deine ungesunden Angewohnheiten aufgeben.»
Gerald nahm einen tiefen Zug und stieß beim Reden Rauch aus. «Weshalb sollte ich das tun? Ich habe schließlich keine Probleme.» Rauchfahnen trieben durch den Raum.
Kendra hatte ein Kratzen im Hals. Sie wünschte, Jocelyn hätte die Stirn gehabt, zu verlangen, dass Gerald sie nicht als Fußabtreter missbrauchte.
Allerdings haperte es auch ihr an Selbstbewusstsein. Ganz das brave kleine Mädchen, hatte Kendra stets auf die Älteren gehört und sich bemüht, alles richtig zu machen. Erst als Michael Roberts in ihr Leben getreten war, hatte sie Geschmack an der Freiheit gefunden.
«Könnt ihr beide nicht mal wenigstens einen Tag lang nett zueinander sein?», bat sie. «Ich habe wirklich keine Lust, mir schon beim Frühstück eure Streitereien anzuhören.»
Jocelyn biss die Zähne zusammen und warf die Serviette auf den Teller. «Wie du meinst», sagte sie verbiestert. «Mir ist eh der Appetit vergangen.» Sie schob den Stuhl zurück und erhob sich. «Ich muss ins Büro.» Sie warf ihrem Mann einen bösen Blick zu. «Schließlich muss wenigstens einer von uns beiden arbeiten.»
Gerald winkte gelangweilt ab, ohne sie überhaupt anzusehen. «Wie du meinst, Schatz.»
Jocelyn stürmte an Gabrielle vorbei aus dem Zimmer. Als Führungskraft einer Werbeagentur musste sie lange arbeiten. Sie würde frühestens um Mitternacht heimkommen.
Gabrielle legte Gerald die Post auf den Tisch. «Bitte sehr, Sir.» Sie räumte Jocelyns Teller ab. «Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?»
«Nein, danke.» Gerald drückte seine Zigarette aus und nahm sich den Poststapel vor.
Kendra hob die Brauen. «Etwas für mich dabei?», fragte sie, ohne so recht zu wissen, wer ihr hätte schreiben sollen.
Gerald sah die Briefe durch. «Nichts. Nur die üblichen Rechnungen und dergleichen.»
Kendra seufzte. «Oh.» Obwohl sie eigentlich geglaubt hatte, sie habe im Laufe ihres Lebens viele Freunde gewonnen, wunderte es sie, dass keine ihrer alten Collegebekanntschaften sich mehr meldete. Jetzt, da sie der Clique nicht mehr angehörte, waren ihre Freunde zu beschäftigt, um sich mit ihr abzugeben. Warum hätten sie das auch tun sollen? Sie führten alle ein richtiges Leben. Sie wussten, wo sie hingehörten. Hatten eine Beschäftigung. Hatten Verabredungen. Niemand gab sich gern mit einem Miesepeter ab, wie sie einer war.
Sie musste irgendetwas tun. Etwas Nützliches. Sich um den Haushalt zu kümmern wäre ein erster kleiner Schritt.
«Wenn du möchtest, erledige ich wieder die Rechnungen», sagte sie.
Gerald steckte sich eine neue Zigarette an und stand auf. «Ich hab alles im Griff.»
Kendra schob ihren halb leeren Teller weg. «Das habe ich auch nicht angezweifelt», erwiderte sie. «Ich finde nur, es wäre an der Zeit, dass ich wieder Verantwortung übernehme.»
Gerald verzog missbilligend den Mund. «Ich halte das für wenig ratsam.»
«Wie meinst du das?», hakte sie ungläubig nach.
«Also, ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, aber es ist vielleicht besser so.»
Sie straffte sich. Wenn ihr Bruder diesen Ton anschlug, hatte er nichts Gutes zu verkünden.
Er musterte sie unverwandt, als überlegte er, ob sie reif sei für die Zwangsjacke. «In Anbetracht deines Nervenzusammenbruchs und deines Selbstmordversuchs hat der Vorstand entschieden, dass du noch immer zu instabil bist, um Verantwortung für die Stiftung zu übernehmen», erklärte er.
Kendra hatte das Gefühl, er habe einen Eiskübel über ihr ausgekippt. Der Mund klappte ihr auf, sie schüttelte den Kopf. «Das können
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