Demon Lover
wusste sehr wohl, dass mit Geralds Libido alles in Ordnung war. Ihre Schwägerin wäre vermutlich ausgeflippt, wenn sie gewusst hätte, dass Kendra eben noch seinen Schwanz in der Hand gehalten hatte.
Und dann war da noch die Sache mit Geralds Sekretärin Amber … Ein weiteres Puzzleteil ihres auch so schon komplizierten Lebens.
«Das wird schon stimmen», beeilte Kendra sich zu versichern. «Wir hatten alle eine Menge Stress.»
Jocelyn langte mit verkniffener Miene in die Tasche ihres Morgenmantels. «Dann erklär mir mal das hier», sagte sie und hielt etwas Wabbliges hoch.
Kendra konnte nicht erkennen, worum es sich handelte. «Äh, und was ist das?»
Jocelyn schwenkte den flachen Gegenstand hin und her. «Eine Kondomverpackung», entgegnete sie ernst. «Die habe ich in Geralds Sakkotasche gefunden, als ich seine Sachen zur Reinigung bringen wollte.» Sie schnippte die Verpackung in den leeren Eiskarton. «Das ist ein Gummi der Firma Trojan, mit spermizider Beschichtung. Seine kleine Schlampe nimmt offenbar nicht die Pille.»
Na bitte. Er traf sich also immer noch mit Amber.
Kendra wurde von einer Woge des Mitgefühls erfasst, während der Ärger auf diesen gefühllosen Irren, der sich ihr Bruder nannte, neue Nahrung bekam. Beinahe hätte sie sich übergeben.
Was zum Teufel soll ich jetzt sagen?
, dachte sie und zermarterte sich das Hirn, doch es fiel ihr nichts Beschwichtigendes ein.
«Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll», meinte Kendra schließlich vorsichtig. Sie wollte sich auf keinen Fall in einen Ehekrieg hineinziehen lassen. Sie hatte auch so schon genug Probleme mit ihrem Stiefbruder. Dass er ihr heute Morgen an die Wäsche gewollt hatte, machte es auch nicht besser.
Sie kam zu dem Schluss, dass ihre Entscheidung, auszuziehen, absolut richtig war. Am Nachmittag wollte sie sich nach einer passenden Wohnung umschauen. Das wäre ein erster Schritt, um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Sie wollte nicht länger im Haus ihres Vaters leben, auch wenn ihr die Hälfte davon gehörte. Es war an der Zeit, ihr Leben, das seit dem Unfall ins Stocken geraten war, wieder in Gang zu bringen. Sie hatte höllisch viel durchgemacht, und das gleich in mehrfacher Beziehung.
Jocelyn hob die Schultern. «Meinem Mann fällt auch nichts ein.» Sie seufzte und fuhr sich mit den Händen wiederholt übers Gesicht. «Er hat die Unverschämtheit besessen, alles abzustreiten, kannst du dir das vorstellen? Er hat mir in die Augen gesehen und gemeint, er wisse nicht, wie die Kondomverpackung in seine Sakkotasche gekommen ist.» Ihr Lachen wirkte leicht hysterisch. «Herrgott noch mal, er hat es nicht mal für nötig befunden, mir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Ich meine, ich könnte damit leben, dass er mich betrügt. Das habe ich von Anfang an vermutet, hatte aber keine Beweise. Aber warum lügt er mich an?»
Kendra wich Jocelyns Blick aus. «Um dich zu schonen?», mutmaßte sie. Aus dem gleichen Grund hatte Kendra ihr nichts von Geralds Affäre erzählt. Er war ein gut aussehender Mann, ein wahrer Hingucker. Die Heirat mit Jocelyn hatte alle überrascht, die ihn kannten. Jocelyn Eggers war wohlhabend, stammte aus gutem Hause und war gebildet. Allerdings war sie keine Schönheit. Gerald hatte Jocelyn nicht aus Liebe ausgewählt, sondern um die soziale Leiter hochzuklettern.
Jocelyn ihrerseits hatte es geschmeichelt, sich einen jungen, vielversprechenden Anwalt geangelt zu haben. Sie war fünf Jahre älter als ihr Mann, bereits über dreißig, und wurde nicht jünger.
Jocelyn schüttelte den Kopf. «Meine Gefühle interessieren ihn anscheinend einen Scheißdreck.»
«Und was willst du jetzt tun?», fragte Kendra.
Jocelyn schüttelte den Kopf und holte tief Luft. «Das weiß ich noch nicht», antwortete sie leise. «Ich weiß nur, dass sich etwas ändern muss. So kann ich nicht weiterleben.»
Halleluja!
Kendra hätte es selbst nicht besser ausdrücken können. Sie nickte. «Das verstehe ich gut.»
Jocelyn rieb sich die geröteten Augen. «Was wolltest du eigentlich von meinem Mann? Als du reingekommen bist, war dein Gesicht so finster wie eine Gewitterwolke. Es hätte mich nicht gewundert, wenn Blitze aus deinen Augen geschossen wären.»
Ihr sollte es recht sein. Schließlich hatte Kendra nichts zu verbergen. Jedenfalls fast nichts. Sie atmete tief ein und langsam wieder aus. «Ich ziehe aus.»
Jocelyn wirkte überrascht. «Tatsächlich? Und wann?»
Kendras Mund wurde schmal. «Sobald ich eine
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