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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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hinwollte, nur dass sie aus diesem Zimmer entkommen musste, das mit jeder Sekunde zu schrumpfen schien.
    »Ich, äh, brauche frische Luft.« Schnell wie der Blitz war sie zur Tür hinaus und lief den Korridor entlang. Eidolons Rufe, sie solle wiederkommen, ignorierte sie. Der Klang von Schritten hinter ihr spornte sie nur noch an, und im Nu rannte sie barfuß durch den Irrgarten von Fluren, der das oberste Stockwerk des Hochhauses bildete.
    »Tayla!« Shades Stimme hallte ihr hinterher, aus der Ferne, aber noch nicht weit genug. Die Panik hielt sie inzwischen an der Kehle gepackt, sie musste jetzt unbedingt allein sein.
    Sie rannte die Stufen der Feuertreppe hinab und hörte auch dann nicht auf zu laufen, als sie die Lobby erreichte. Die Menschen starrten sie an, aber das war ihr egal. Der Portier öffnete ihr die Tür, und sie floh aus dem Gebäude ins regengetränkte Tageslicht.
    Der kühle Frühlingsregen schaffte es allerdings nicht, ihre fieberhaften Gedankengänge abzukühlen, obwohl sie nass bis auf die Haut wurde. Menschen in gut geschnittenen Anzügen und Kostümen mit Regenschirmen in den Händen machten einen weiten Bogen um sie. Zweifellos sahen sie in ihr eine verrückte Obdachlose mit wirrem Haar, löchrigen Jeans und ohne Schuhe.
    Es war ihr scheißegal.
    Der Seelenschänder, der meine Mutter umgebracht hat, war mein Vater.
    Diese Worte gellten durch ihren Kopf. Sie hielt sich die Ohren zu, als ob sie sie aussperren könnte, aber es ließ sie nur noch lautstärker von der Innenseite ihres Schädels widerhallen.
    Ein gewaltiges Schluchzen entrang sich ihr, und sie tat das Einzige, was sie konnte.
    Sie rannte.

20
    Könnte man sich nervöse Energie zunutze machen, hätte Eidolon mit seinem Hin- und Herlaufen ganz Manhattan mit Licht versorgen können. Shade und Wraith hatten sich auf die Suche nach Tayla gemacht, und jetzt, eine Viertelstunde später, hatte er immer noch nichts von ihnen gehört. Er war zu Hause geblieben, für den Fall, dass sie wiederkam, aber er wusste nicht, wie lange er es noch aushalten würde, nur zu warten.
    Die Wohnungstür wurde aufgerissen, und Shade platzte tropfnass herein. »Sie ist weg. Wraith verfolgt ihre Spur, aber ich denke, wenn sie nicht gefunden werden will, dann wird sie nicht gefunden.«
    Der Schmerz traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht, schlimmer als alles, was Tayla ihm antun könnte, wenn sie sich noch so anstrengte. »Ich muss sie finden. Wenn ihre dämonische Hälfte zum Vorschein kommt, ist sie möglicherweise völlig hilflos. Und wenn die Aegis sie schnappt … Ich muss gehen.« Er schnappte sich eine Jacke aus dem Schrank. »Ruf Gem an. Sie sagte, sie kann Tayla spüren – «
    »E.« Shade packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. »Lass ihr ein bisschen Zeit. Sie hat gerade erst rausgefunden, dass ihr Erzeuger zu einer Spezies gehört, vor der sogar Cruenti davonlaufen wie Hasen.«
    »Wieso interessiert dich das überhaupt?«
    »Weil es für dich wichtig ist.«
    In einem Moment angespannter Stille ließ Eidolon diese Worte in sein Bewusstsein dringen. Ja, Tayla war ihm sehr wichtig, und er konnte ruhig aufhören, es zu leugnen. »Ist das so offensichtlich?«
    »Du machst wohl Witze! Sie ist der Feind, sie hat das Krankenhaus in die Luft gesprengt, Yuri den Tod gebracht … und du lässt sie bei dir wohnen. Ich denke, man kann durchaus davon ausgehen, dass du etwas für sie empfindest. Mehr, als du solltest.« Er ließ die Hände sinken und warf Eidolon einen ernsten Blick zu. »Abgesehen davon hätte sie dich schon ein Dutzend Mal umbringen können, aber stattdessen hat sie mich angerufen. Vielleicht ist sie ja kein totales Miststück.«
    »Das ist sie nicht.« Die Nacht, die sie geteilt hatten, spielte sich in Zeitlupe vor seinem inneren Auge ab. Er hatte schon viele Frauen gefickt, aber noch nie hatte er eine Frau geliebt.
    Tayla hatte er wieder und wieder geliebt.
    »Scheiße«, murmelte Shade. »Tu das nicht. Binde dich nicht an sie. E? Hörst du mich? Sie ist eine Jägerin – «
    »Nicht mehr.«
    Eine ganze Reihe von Flüchen verließen Shades Mund – überaus kreative, die Eidolon noch nie gehört hatte. »Du weißt, dass unser Blut für Menschen toxisch ist.«
    »Sie ist Halbdämonin. Sie könnte das Ritual überleben.«
    »Es ist ja schon gefährlich genug, eine Dämonin zur Gefährtin zu machen, aber jemanden, der dazu ausgebildet ist, dich zu töten? Was ist, wenn sie sich in zwanzig Jahren dazu entschließt, sich von dir scheiden zu

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