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Demonica - Ione, L: Demonica

Demonica - Ione, L: Demonica

Titel: Demonica - Ione, L: Demonica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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Judicia aufgezogen.«
    »Ah. Rachedämonen.«
    »Gerechtigkeitsdämonen«, korrigierte er. »Rachedämonen können von jedem heraufbeschworen werden, sei es ein Mensch oder ein Dämon, um sich an jemand anders zu rächen. Gerechtigkeitsdämonen dienen ausschließlich anderen Dämonen – im Allgemeinen den Räten einzelner Spezies und Rassen. Und im Gegensatz zu Rachedämonen muss ein Judicium zunächst Ermittlungen bezüglich der Klage anstellen, bevor er zur Tat schreitet.«
    Interessant. Dämonen hatten ihre eigenen Cops. »Was passiert nach den Ermittlungen?«
    »Dann wird die Strafe festgelegt, je nach Verbrechen. Sollten wir allerdings herausfinden, dass der Antragsteller im Unrecht ist, wird die Strafe dem Ankläger zugesprochen.«
    »Wir? Dann machst du den Job also immer noch?«
    »Nein. Da ich kein Judicium bin, waren meine Rechtsprecher-Kräfte nicht ererbt, sondern mussten mir in jungen Jahren verliehen werden.«
    »Warst du gern Dämonen-Cop?«
    »Bist du immer so neugierig?«
    Sie zuckte mit den Schultern, sodass sich ihr Kittel am warmen Leder rieb. »Fällt dir vielleicht etwas Besseres ein als reden? Außer fahren, meine ich.«
    Es folgte eine kurze Stille. »Ich habe es gehasst, Rechtsprecher zu sein. Aber da ich unter Judicia-Dämonen aufgewachsen war, wurde es von mir erwartet. Die angeborenen Fähigkeiten meiner Spezies machen uns zu Naturtalenten auf dem Gebiet der Medizin, darum habe ich meine Rechtsprecher-Kräfte aufgegeben, sobald ich meinen Doktortitel hatte.«
    »Dein Bruder meinte, ihr wärt nicht zusammen aufgezogen worden. Wie viele Brüder hast du denn?«
    »Insgesamt? Tot und lebendig?«
    Ähm, das war jetzt unangenehm. »Ööh … beides?«
    »Ich hatte vierundvierzig.« Eine weitere scharfe Kurve ließ sie über den Ledersitz rutschen. »Mittlerweile nur noch zwei. Ich bin der älteste.«
    »Der Erstgeborene?«
    »Nein. Zwanzig waren schon auf der Welt, als ich geboren wurde, aber nur einer von ihnen hat bis zur S’genesis überlebt. Roag wurde dann vor zwei Jahren umgebracht. Also, wenn ich dir das Artefakt jetzt abnehme, hältst du dann den Mund?«
    »Worauf du einen lassen kannst.«
    Er entwand ihren Fingern den Stein. Helles, mittägliches Sonnenlicht blendete sie fast so effektiv wie die Dunkelheit.
    »Offensichtlich macht dir Tageslicht keine Probleme.«
    »Meine Spezies ist nicht heliophob.«
    Natürlich nicht, denn Lichtempfindlichkeit wäre ja eine Schwäche, und soweit sie es beurteilen konnte, hatte Hellboy keinerlei Schwächen. Nicht bei diesen Muskeln, dieser Kinnlinie, diesen Augen. Alles an ihm strotzte nur so vor Kraft. Intelligenz. Sex. Ganz eindeutig Sex. Ihr Körper rief ihr das augenblicklich wieder ins Gedächtnis, indem er eine prickelnde Hitzewelle über ihre Haut strömen ließ.
    »Hast du die Heizung an? Ist ja wie im Backofen hier drin«, murmelte sie.
    Er lächelte nur, als ob er genau wüsste, was ihre Körpertemperatur zum Steigen gebracht hatte.
    Sie schnaubte und blickte aus dem Seitenfenster, auf die Menschen, die den milden Frühlingstag ausnutzten, um in Straßencafés zu essen oder an den Ecken in kleinen Gruppen zusammenzustehen und sich zu unterhalten, ohne die geringste Ahnung von den Schrecknissen, die sich direkt unter ihren Nasen abspielten. Sie kannte diesen Teil der Stadt nicht, aber sie merkte sich die Straßennamen. Sein widerliches Krankenhaus konnte sich nicht ewig verstecken. Nicht vor der Aegis.
    »Wo wohnst du?«, fragte er.
    »Als ob ich dir das sagen würde.«
    »Sturer Mensch. Du kannst ja unterwegs noch mal drüber nachdenken.«
    »Auf dem Weg wohin?«
    »Eine meiner Krankenschwestern ist heute nicht zur Arbeit gekommen, und ich will mal nach ihr sehen.«
    »Mensch?«
    »Vampir.«
    Den Gedanken, dass möglicherweise ein Wächter die Blutsaugerin eingeäschert haben könnte, behielt sie lieber für sich.
    Stattdessen warf sie Hellboy einen kurzen Seitenblick zu und fragte sich, ob es wohl genauso einfach wäre, ihn zu töten, wie einem Vampir einen Pflock ins Herz zu treiben. Sicher, schwächlich sah er nicht gerade aus, aber jeder Dämon hatte eine Schwachstelle. Vielleicht waren die Tattoos seine. So wie sie sich um seinen harten, muskulösen Arm schlängelten, bis hin zu seiner Kehle … ihr fiel wieder ein, wie sie sich gewunden hatten, als er in ihr gewesen war, und … na ja, sie waren ein Teil von ihm; keine künstlich auftätowierten Bilder, sondern Bestandteil seiner gebräunten Haut. Besondere Kennzeichen bildeten

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