Demonica - Ione, L: Demonica
einen Mann vögeln, solange eine Frau dabei war. Dann hätten Gem, Ky und Wraith …
Shade schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können. Sein Verstand brachte ihn manchmal in Regionen, die er lieber vermieden hätte.
»Wird er trotzdem noch Sex brauchen ?« , fragte Runa, und Shade nickte.
»Am besten wäre es, wenn er beides gleichzeitig bekommen könnte, aber wenn er jetzt schon mal Blut bekommt, können wir ihm dann im Krankenhaus eine Frau suchen .«
Sie traten zurück, als Kynan den Ärmel hochkrempelte und Wraith sein Handgelenk anbot. Wraiths Nüstern weiteten sich, und ehe Shade noch eine Warnung ausstoßen konnte, hatte Wraith schon die Fänge in der Kehle des Menschen versenkt. Kynan schlug um sich, verkrampfte kurz und entspannte sich schließlich.
»Ich wette, der meldet sich so schnell nicht noch mal freiwillig « , murmelte Shade.
Nach ein paar Minuten kniete sich Gem neben Wraith, der sie anknurrte; seine goldenen Augen sahen in ihr eine Bedrohung seiner Nahrungsquelle.
»Ganz ruhig « , sagte sie sanft, während sie Kynans Handgelenk nahm. »Wraith, du musst aufhören .«
Wraith zog Kynan mit einem Ruck noch näher und nahm lange, kräftige Züge, als wollte er so viel Nahrung wie nur möglich zu sich nehmen, ehe ihm seine Mahlzeit entzogen wurde.
Shade fühlte auf der andere Seite von Kynans Hals nach dessen Puls. Er war schnell, zu schnell, und schwach. Er drang mit seiner Kraft in Kynan ein und – jepp, der Mensch hatte mehr Blut gegeben, als gut für ihn war.
»Hör auf, Bruder. Jetzt !«
Wraith saugte noch stärker. Eidolon packte Wraith bei den Schultern und zog ihn zurück.
»Verdammt, du bringst ihn ja um .« E versetzte Wraith einen Schlag gegen den Hinterkopf. »Du bringst Kynan noch um! Wraith !«
Das Gold in Wraiths Augen verblasste und wurde von einem elektrisierenden Blau ersetzt. Er löste seine Fänge und blinzelte, während er langsam aus seinem Blutrausch wieder auftauchte. Kynan sank zu Boden, sehr blass und sehr ohnmächtig.
»Hypovolämischer Schock .« Shade fing Kynans Kopf auf, ehe er auf dem Boden aufschlagen konnte. »Wir müssen ihn ins Krankenhaus schaffen .« Er schob die Arme unter Kys schlaffen Körper, aber Wraith schloss die Hand um Shades Handgelenk.
»Ich werde ihn tragen .« Die Entschlossenheit in Wraiths Stimme ließ keinen Raum für Streit. Sein Bruder musste dies tun.
»Fein « , sagte Shade. »Aber leg mal einen Zahn zu .«
22
Kynan lag bewusstlos in seinem Krankenhausbett, an eine Infusionsflasche B positiv angeschlossen. Shade stand still am Fuß des Betts, Runa an seiner Seite. Wraith saß neben dem Bett, den Kopf in die Hände gestützt, und sah aus, als hätte er einige Tage in den Sklaven-Bergwerken der Neethul hinter sich.
»Er wird schon wieder, Mann .« Shade klopfte Wraith auf die Schulter, die inzwischen von einem Arztkittel bedeckt war, wie bei allen anderen auch. Sein Bruder sah auf, dunkle Schatten umrahmten seine blutunterlaufenen Augen.
»Das hat Gem auch gesagt .«
»Sie würde nicht lügen .«
Wraith nickte. »Ich werde einfach hier warten, bis er aufwacht .«
»Und dann ?«
»Es gibt etwas, das ich tun muss .«
Shade hütete sich, Wraith davor zu warnen, sich einen Junkie zur Brust zu nehmen oder in einen Streit verwickeln zu lassen. Da Roag ihr Geheimnis enthüllt hatte – dass nämlich E gefoltert wurde, sobald Wraith seine monatliche Quote von Toten überschritt – , ging Shade davon aus, dass Wraith von jetzt an vorsichtiger sein würde. Zumindest würde er darauf achten, nicht zu töten. Ob er mit seinem Leben vorsichtiger umgehen würde, war eine ganz andere Frage.
Shade drückte Runas Hand, und sie verließen leise das Zimmer. Auf dem Gang davor wartete E. Offensichtlich wollte er Tay und Gem ihre Privatsphäre lassen, die ein paar Türen weiter standen und redeten.
»Wie geht es ihm ?« , erkundigte sich E.
»Ky oder Wraith ?«
»Beiden .«
»Ky scheint’s langsam besser zu gehen, und Wraith … « Shade schüttelte den Kopf. »Ich weiß auch nicht .«
»Ich bin nur froh, dass Roags Qualen bis in alle Ewigkeit andauern werden « , murmelte Eidolon.
»Ich auch, Bruder .«
E starrte einen Augenblick geistesabwesend in das Zimmer, ehe er sich wieder an Shade wandte. »Ich habe aber auch einige gute Nachrichten. Zuerst einmal: Luc hat überlebt .«
»Wie bitte ?«
»Luc. Du weißt schon – Runas Erzeuger ?«
Eine Welle des Zorns ließ Shade die Zähne zusammenbeißen, aber Runa beruhigte
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