Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
mein Vater das wüsste … möglicherweise würde er das Baby als Monster ansehen. Ich hätte zu meiner Mutter gehen können, aber sie weiß nicht, was ich bin, und ich habe keine Ahnung, wie sie reagieren würde, wenn sie es rausfände. Und wie soll ich mich in den Nächten um das Baby kümmern, in denen ich mich verwandle? Ich weiß, dass sich normale Werwolfmütter einige Jahre nach der Geburt nicht verwandeln, aber ich gehöre einer anderen Rasse an. Gott, was rede ich da eigentlich für einen Mist. Ich hör jetzt lieber auf.« Sie versuchte, sich von ihm zurückzuziehen, aber er hielt ihre Hand nur noch fester und zwang sie, zu bleiben.
»Rede weiter«, sagte er ruhig.
Sie seufzte. »Es ist nur … ich wusste, dass ich es allein nicht schaffe. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als dich zu finden … oder zuzulassen, dass die Aegis mich findet. Besser, sie töten mich gleich, ehe ich das Kind zur Welt bringe, als dass sie mich umbringen und Gott weiß was mit dem Baby anstellen.«
Schon die bloße Vorstellung ließ ihn bis ins Mark erschauern. Dass sie so verzweifelt gewesen war, auch nur daran zu denken, diesem dämonentötenden Abschaum zu erlauben, sie zu töten … Gott. »Ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas tun«, schwor er. »Ich werde für deine Sicherheit sorgen, ganz gleich, was passiert.«
»Ich weiß. Vielleicht sind es die Hormone, vielleicht so eine Art Warg-Verbindung … aber was auch immer es ist, so viel weiß ich von dir. Und ich will unser Baby nicht verlieren.«
Er fuhr mit einem Finger die üppigen Kurven ihrer Lippen nach. »Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast.« Heilige Hölle, er konnte nicht fassen, dass er das gerade gesagt hatte. »Ich kann dir keinen weißen Gartenzaun und Blumen und Poesie versprechen«, sagte er barsch. »Das Einzige, was ich dir bieten kann, ist …« Er zeigte mit einer umfassenden Geste auf die Blockhütte um sie herum. »Das hier. Ein paar Waffen und Kaninchenfelle und ich. Aber nichts und niemand kommt an mir vorbei an dich oder unser Kind heran.« Nichts. Zum ersten Mal, seit er zum Werwolf geworden war, hatte er sein Leben einem anderen verpfändet.
Behutsam zog er Kar in seine Arme; auf einmal gefiel es ihm, wie sie sich dort anfühlte. »Und sollte mir je etwas zustoßen, wirst du trotzdem nicht allein sein. Diese Leute dort drüben, die jedem Wort lauschen, das wir sagen? Die werden dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist, und sich um dich kümmern. Das verspreche ich.« Verdammt! Entsetzt stellte er fest, dass er meinte, was er gerade gesagt hatte. Irgendwann, während er zugesehen hatte, wie seine Menschlichkeit nach und nach dahinschwand, hatte er gelernt, den Leuten, die das Underworld General leiteten, zu vertrauen.
»Danke.«
»Gott, Kar, ich sollte dir danken. Es ist schon lange her, seit ich etwas hatte, für das es sich zu leben lohnte. Also solltest du den Scheiß besser überleben.«
»Das werde ich.«
Ehe er am Ende noch total zusammenbrach und sich komplett zum Idioten machte, über den sich Con für den Rest seines Lebens lustig machen würde, trat Luc zurück und winkte der Gruppe von Lauschern. »Wir tun es.«
20
Lucs und Kars Unterhaltung lag Sin im Magen wie ein glühend heißes Stück Kohle. Sie wusste nur wenig über Luc, außer, dass er stets grob und unfreundlich war. Aber die Art, wie er mit der Frau gesprochen hatte – ja, ja, Sin hatte gelauscht – war für sie ein Schock gewesen. Nicht nur die Worte selbst, sondern die Zuneigung, die durch die Schroffheit hindurch deutlich zu spüren gewesen war. Er war es nicht gewöhnt, sich um jemand anders zu sorgen, was Sin sehr gut nachvollziehen konnte. Es war fremdes Gebiet, und es war sinnvoll, in einer Situation, in der Landminen jeden Schritt zu einer Gefahr machten, behutsam aufzutreten.
Eine falsche Bewegung konnte unendliches Leid und sogar die vollständige Zerstörung bedeuten.
Con schien ebenfalls nicht unbewegt. Immer wieder blickte er mit ausdrucksloser Miene zwischen Kar und Luc hin und her, doch im Silber seiner Augen blitzten Schmerz und Verständnis auf.
»Wir tun es«, wiederholte Kar. »Wir lassen mein Baby heilen.«
Sin geleitete Car zurück zur Couch und setzte sich neben sie. Luc setzte sich auf die andere Seite, und Sin spürte einen Kloß im Hals, als er Kars zierliche Hand in seine riesigen Hände nahm. Eidolon trat vor sie und kniete sich hin.
»Ich werde eine Blutprobe nehmen, ehe Sin anfängt, okay?«
Kar nickte, doch die
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