Demonica: Tödliche Verlockung (German Edition)
beurteilen konnte, war Runa das perfekte Beispiel dafür.
Am Ende der Straße, einer Sackgasse, befanden sich vier kleine strohgedeckte Häuser, die jeweils durch einen Streifen Land und ein Wäldchen voneinander getrennt waren. Als sie sich näherten, verließ ein muskulöser Mann, der nur eine Jeans trug, eines der Häuser, den Blick fest auf Con gerichtet. Er verströmte auf einmal deutlich den Geruch von Aggression.
»Was ist denn los?«, fragte sie leise.
Con antwortete nicht sofort. Als sie näher kamen, neigte der dunkelhaarige Mann den Kopf, wenn auch mit offensichtlichem Widerwillen.
»Er ist ein Alpha«, erwiderte Con schließlich. »Aber ich bin älter, stärker, der größere Alpha. Das haben wir vor einigen Jahren festgestellt.«
Also hatte Con diesen Kerl wohl mächtig verprügelt. Das musste interessant gewesen sein. »Hattet ihr auch wilden, leidenschaftlichen Sex, nachdem du aus eurem Kampf als der strahlende Sieger hervorgegangen warst?« Das fragte sie nur zum Teil im Scherz – sie stellte sich den Kampf und den Sex vor, und wieder reagierte sie auf primitive Weise darauf. Bei Gott, sie würde nicht mehr lange durchhalten, wenn sie Con nicht zwischen ihre Beine bekam, und zwar bald.
Cons wunderschöner üppiger Mund verzog sich zur Andeutung eines Lächelns. »Darauf habe ich verzichtet.« Der Mann hob erst den Kopf, als Con direkt vor ihm stehen blieb. »Dante. Gut, dich zu sehen.«
Dante nickte knapp. »Sable ist drinnen.« Er sah Sin an. Seine Miene war finster und gefährlich. »Wer ist die Frau? Sie ist kein Warg.«
»Sie ist eine Kollegin.«
Dantes Lippe hob sich zu einem stillen Knurren. Offensichtlich wollte er sie nicht in der Nähe seiner Familie haben, aber Con gab ihm keine Chance zu protestieren. Ohne ihre Hand loszulassen, betrat er das Haus, wo Sin beim Duft eines Wildbratens das Wasser im Munde zusammenlief. Sobald sich die Tür schloss, ließ ihre Lust so abrupt nach, dass sie gegen Con zusammensackte. Er fing sie auf und hielt sie fest, bis sie wieder auf eigenen Füßen stehen konnte.
»Alles klar bei dir?«
Sie nickte, dankbar für die zeitweise Galgenfrist.
Irgendwo im Haus erscholl Kinderlachen, und dann kam eine große, rothaarige Frau in grüner Jogginghose und Sweatshirt um die Ecke. Als sie Con erblickte, grinste sie.
»Vater!« Sie kam auf ihn zugelaufen, um dann zu seinen Füßen auf die Knie zu sinken. Er ließ sie wieder aufstehen und zog sie in eine lange Umarmung.
»Vater?«, fragte Sin.
Er zuckte mit den Achseln. »Technisch gesehen bin ich Sables Ururururgroßvater, aber wir tun so, als ob diese ganzen Urs nicht da wären.«
»Was bringt dich her?« Sable schenkte Sin ein warmes Lächeln, ehe sie Con noch einmal umarmte, wobei sie ihn küsste, während sie ihr Gesicht an seinen Hals schmiegte, so wie Welpen ältere Hunde begrüßen. Aus irgendeinem Grund setzte sich bei dieser Zurschaustellung von Zuneigung ein Kloß in Sins Kehle fest. »Möchtest du gern zum Abendessen bleiben?«
»Ich kann nur ganz kurz bleiben«, sagte er. »Wir haben nicht einmal Zeit, uns hinzusetzen.«
Sable runzelte die Stirn und trat zurück. »Was ist los?«
»Du hast doch von SF gehört.«
»Natürlich.« Sie winkte ab. »Wir haben Wachen am Tor postiert, um fremde Warge, die möglicherweise infiziert sind, am Eintreten zu hindern.«
»Du musst deine Familie woandershin bringen. Irgendwohin, wo ihr völlig isoliert seid.«
»Aber warum, wenn –«
Con packte Sable bei den Schultern und zwang sie, ihm in die Augen zu blicken, aus denen tödlicher Ernst sprach. »Weil schon sehr bald bekannt werden wird, dass ausschließlich gewandelte Warge gefährdet sind, und dann ist der Wachposten an eurem Tor nicht länger nötig.«
Einen Moment lang blickte Sable ihn verwirrt an, genau wie Sin, aber dann schwand mit einem Mal auch das letzte Blut aus ihrem ohnehin blassen Gesicht, sodass ihre Sommersprossen hervorstachen wie die Flecken eines Dalmatiners. »Oh ihr Götter.«
»Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Bürgerkrieg unter den Wargen ausbricht«, sagte er grimmig. »Bring deine Familie in Sicherheit.«
Sie nickte tapfer, obwohl sie am ganzen Leib zitterte. »Nur eine Minute.« Im nächsten Augenblick war sie durch die Tür gestürzt und ließ Sin und Con allein im Flur zurück.
»Ich begreife nicht ganz, was da gerade passiert ist«, sagte Sin, die immer noch der erschütterten Frau hinterhersah. »Warum ist das mit den gewandelten Wargen denn eine schlechte
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