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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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seiner Zeugungsfähigkeit, die die Familie von Berg Adolf abverlangt, weil dessen erste Ehe mit Mathilde von Berg kinderlos geblieben ist, wurde Guta gleichwohl schwanger. Sie gebar einen Sohn, den Demudis nun wohl vor sich hatte. Guta hat Martin zu Pflegeeltern gegeben, augenscheinlich Bauern in Katzenelnbogen, und war in einen Beginenkonvent eingetreten. Sie hatte die Geschichte geheim gehalten, aber der Graf von Katzenelnbogen wusste von ihr und wollte nach dem Tod des Herrn von Riehl für Martin dessen Erbschaft einklagen. Dazu war das Zeugnis der Mutter erforderlich.
    Es ergaben sich viele Fragen: Warum hatte Guta ihren Bastard an eine Bauernfamilie in Katzenelnbogen gegeben? Vielleicht konnte ihr Mathilde etwas zu den Gründen sagen. Warum wusste der Graf von Katzenelnbogen davon? Warum hat er versucht, das Erbe für Martin zu erlangen? Dazu würde sie am besten den Grafen höchstselbst befragen. Hatte das überhaupt etwas mit dem Tod von Guta zu tun? Wahrscheinlich, denn sie hatte erwähnt, dem Grafen eine Wahrheit sagen zu wollen. Vielleicht, dass Adolf von Riehl nicht der Vater von Martin war? Aber warum war sie dann offensichtlich nach Riehl aufgebrochen und nicht in Richtung Katzenelnbogen gegangen?
    Demudis hielt den Atem an. Herr Bruno. Frau Engelradis. Sie wären ihres Erbes verlustig gegangen, wenn Guta die Sohnschaft von Martin hätte bezeugen können. Sie wussten davon, dass Guta sich auf den Weg machen würde. Sie oder ihre Spießgesellen hätten ihr auflauern und sie töten können.
    Demudis wollte unverzüglich kehrtmachen, bremste sich dann allerdings. Es könnte gefährlich werden. Besser, dachte sie, ich hole mir den Beistand des Grafen. Er will Martin zum Erben machen. Wenn ich ihm berichte, dass die Zeugin gemeuchelt worden ist, wird er nicht ruhen noch rasten, diese Schmach von sich abzuwenden.
    Damit habe ich noch nicht gelöst, musste sich Demudis eingestehen, was es mit Bruder Hermanns Eingreifen in das Geschehen auf sich hat. Bei den von Riehls ist er nicht gewesen. Also muss er doch nach Koblenz zu der Base von Guta aufgebrochen sein. Was führt er im Schilde? Warum beschuldigt er Hechard? Nein, der Grund lag offen zutage: Seine Feindschaft gegen Hechard. Aber wie will er die Anklage begründen? Hofft er, bei Schwester Mathilde etwas zu erfahren, was die Anklage stützt? Er hat einen Vorsprung von einem Tag, überlegte Demudis. Ich muss mich beeilen.
    Während Demudis nachdachte, sprach Anna: »Wir waren eine glückliche Familie auf einem glücklichen Hof in einem glücklichen Dorf. Erst viel später sollten wir erfahren, dass nicht alle Bauern einem Grafen sich verpflichtet haben, der so gnädig ist wie Graf Walram. Er achtet stets darauf, dass es den Bauern wohl ergeht, und fordert nie mehr, als ihm für den erwiesenen Schutz zusteht. Im Gegenteil, wenn es einmal schwierig ist, erlässt er einem Bauern seine Schuld, denn er will, wie er sagt, dass er auch die nächsten Jahre seinen Zehnt bekommt. ›Der Bauer ist bedrückt, der Graf ist nicht entzückt‹, sagt Walram gern, und die Leute lachen, denn sie wissen, dass er es gut mit ihnen meint. Martin, haben wir je gehört, dass sich ein Bauer oder auch nur ein Hintersasse vom Grafen losgesagt hätte, um einen anderen Herrn zu suchen? Es gibt keinen stattlicheren Mann als den Grafen, und alle Mägde schmachten nach ihm, alle, außer mir, weil ich schon immer nur Augen für dich gehabt habe, obwohl ich früh merkte, dass wir nur heimlich Blicke tauschen durften.«
    Sie sagt dies, vermutete Demudis mitleidig, um ihrem geliebten Martin die Rückkehr auf den Hof leichter zu machen, nachdem er gehofft hatte, in den Herrenstand aufzusteigen. Anna ist ein tapferes und gutes Weib.
    »Wie ist es bis hierhin gekommen«, nahm Martin den Faden auf, »nachdem es so ausgesehen hatte, dass alles eine derart glückliche Wendung nehmen würde? Wir waren die Kinder von Seifried und Maria. Erinnerst du dich, wie wir nach getaner Arbeit herumtollten, anders als die Alten, die ermattet am Küchentisch saßen und sich früh zur Ruhe begaben. Felix war immer der stärkste von uns gewesen, er konnte am weitesten pissen und am härtesten raufen, und wie oft hatte ich doch den schwächlichen Franz bewahren müssen vor den Nachstellungen des großen Bruders!«
    »Jetzt übertreibe aber nicht«, mahnte Anna und erlaubte sich ein Lächeln, »vielmehr war es meist Gertrud, die jüngste von uns, die mit ihrer lieblichen Stimme den großen Bruder bat, Franz zu

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