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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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Prunk.
    »Frau Engelradis«, sagte er, seinen Kopf ein wenig zu ihrem Ohr hinuntergeneigt, »Ihr braucht Euch nicht abzugeben mit diesem Gesindel.«
    Er richtete sich zu voller Größe auf und zeigte mit dem Finger auf Demudis: »Scher dich fort, elende Begine!«, brüllte er. »Und nimm diesen Erbschleicher und sein Lotterweib gleich mit.«
    Der Mann fackelte nicht lange, sondern packte Demudis und schleifte sie aus dem Zimmer, die Treppe hinunter in den Hof. Dort standen zwei verängstigte Gestalten.
    »Lasst euch hier ja nie wieder sehen!«, brüllte er den dreien hinterher.
    »Schwester Demudis von den Beginen aus der Stolkgasse in Köln«, stellte sich Demudis vor. »Man ist nicht gastfreundlich in diesem Hause. Wer ist der Grobian?«
    »Bruno von Riehl«, antwortete das Weib, »der Bruder des teuren Verstorbenen. Er will Herr von Riehl werden, natürlich. Ich bin Anna aus Katzenelnbogen.«
    »Martin«, sagte der Bursche. »Weißt du was von … von … meiner Mutter?«
    Demudis schaute sich unsicher um und gewahrte, wie Herr Bruno drohend darauf zu warten schien, dass sie sich von dannen machte.
    »Machen wir, dass wir fortkommen«, sagte sie zu den beiden anderen. Demudis konnte sich nur schwer an die Neuigkeiten gewöhnen, welche sie über Schwester Guta erfahren hatte, und suchte Bestätigung: »Du hast nach deiner Mutter gefragt, Martin. Meinst du Guta?«
    »Guta von Berg«, ergänzte Anna.
    »Erschreckt nicht«, fing Demudis an, denn sie wusste nicht, wie sie es den beiden sagen sollte. »Sie ist tot. Ermordet.«
    Hätte ich nicht erwarten sollen, dass Bruder Hermann hier die Nachricht überbringen wollte?, dachte Demudis. Oder meinte er ihre Base Mathilde? Es konnte kaum sein, dass er darauf versessen war, nach Koblenz zu gehen, um es ihr mitzuteilen. Allerdings würde es sich für sie lohnen, mit Schwester Mathilde zu sprechen, vielleicht würde sie mehr berichten als Frau Engelradis.
    Demudis bemerkte, dass ihre beiden Begleiter zu weinen begannen.
    »Siehst du«, schluchzte Anna, »deine Mutter hat dich nicht verraten. Sie konnte nicht kommen. Wie schrecklich. Wie furchtbar.«
    »Ich glaube, sie wollte kommen«, berichtete Demudis. »Man fand sie erwürgt am Wegesrand hinter dem Eigelsteintor, die Straße, die nach Riehl führt. Ich hatte überlegt, vielleicht sei sie getötet worden, als sie auf dem Rückweg war. Aber nach dem, was ich von Frau Engelradis und von euch beiden höre, war sie wohl auf dem Hinweg.«
    Martin legte den Arm um Annas Schultern.
    »Es ist schön, dass du dies nun tun kannst, ohne dass wir das Gefühl haben müssen, in Blutschande zu leben«, sagte Anna. »Wir haben uns.«
    »Ihr seid in dem Glauben aufgewachsen, Blutsgeschwister zu sein?«, fragte Demudis. »Du erinnerst dich nicht an deine Mutter, an Guta, meine ich?«
    Martins Augen wurden glasig. »Das Früheste, an das ich mich erinnern kann, ist, als ich wohl an die drei Lenze zählte. Es war ein Tag grad so kalt wie der heutige. Vater – es fällt mir schwer, an den guten Bauern Seifried nicht als meinen Vater zu denken – nahm mich bei der Hand, und wir gingen in den Schweinestall. Im Stall war es eigentlich gruselig dunkel, aber jetzt erscheint es mir, als eröffnete sich mir die ganze Welt. Auf einmal vernahm ich das Kreischen des Schweins. Das Nächste, was ich im Gedächtnis habe, ist, wie Vater mich von dem Blut trinken ließ. Die Wärme verbreitete sich in meinem kleinen geschwächten Körper und spendete mir ungeahnte Kraft. Vater ist ein Zauberer, war ich mir sicher gewesen. Voller Dankbarkeit erkannte ich, dass das Tier sein Leben geben musste, um das meine zu erhalten. Meiner jungen Seele erschloss sich der Sinn des Gebetes, das wir über das Mahl sprachen und an Gott richteten, und fürderhin hatte ich dieses Bild stets im Kopf, wenn ich von dem Herrn reden hörte. Seit diesem Tage war ich kein nutzloses Kind mehr, sondern ging Vater bei den Schweinen und Hühnern zur Hand, und bald konnte ich stolz sein, die Hühner allein versorgen zu können. Anna, sie war ein wenig älter als ich und gleich mir ein ernstes Kind, kümmerte sich um Felix, während Mutter Günther die Brust gab. Felix, ja, nun ist auch er heimgegangen.«
    Er hat nicht auf meine Frage geantwortet, ärgerte sich Demudis. Doch anstatt nachzuhaken, legte sie sich die Teile der Geschichte zurecht, wie sie sie bislang verstanden hatte: Guta von Berg wird mit Adolf von Riehl vermählt und entläuft, bevor es zur Hochzeit kommt. Aufgrund der Probe

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