Demudis
sie lange Jahre keine Kinder zur Welt gebracht hatte, verlangte die Familie von Riehl, dass ihm die Familie von Berg eine … fruchtbare Frau geben möge. So wurde ihm meine Schwester Guta von Berg –«
»Unsere Guta?«, fragte Demudis verdutzt. »Die aus dem besagten Konvent der Bela Crieg in Köln?«
»Sie galt als verschollen, aber Graf Walram hat es behauptet. Ich habe sie nicht in eigenen Augenschein nehmen können, um selbst zu entscheiden, ob es meine Schwester ist oder eine Hochstaplerin, denn sie ist nie hier aufgetaucht. Wahrscheinlich hat sie ihr Vorhaben als undurchführbar erkannt.«
Die Gedanken schossen Demudis wie Blitze durch den Kopf. Sie musste jetzt ruhig bleiben, um von Frau Engelradis so viel wie möglich zu erfahren. Aber in ihren Beinen kribbelte es vor unterdrücktem Bewegungsdrange.
»Die Vermählung mit Mathilde wurde also aufgelöst«, fasste Demudis zusammen, damit Frau Engelradis den Faden aufnahm und weiterspann, »und er sollte Guta heiraten.«
»So verhielt es sich«, bestätigte Frau Engelradis. Sie nickte bedächtig und hatte ihren Blick in weite Ferne gerichtet. »Die Familie von Berg verlangte ihrerseits, dass Adolf seine Zeugungsfähigkeit durch einen Priester feststellen ließe, der in der Nacht vor der Hochzeit zugegen war. Aber meine Schwester Guta … nun ja, sie lief weg, bevor sie sich das Sakrament der Ehe gespendet haben sollten am folgenden Tag, mitten während der Hochzeit. Das war ein Aufheben, damals, fast drei Dutzend Jahre ist das her.«
»Was ist mit dieser, dieser ersten Frau von Berg geschehen?«, fragte Demudis, während sie überlegte, dass nach dem, was Frau Engelradis erzählt hatte, Guta wahrhaftig ein Kind von Adolf unter dem Herzen hatte tragen können, als sie sich auf und davon gemacht hatte.
»Base Mathilde?« In Frau Engelradis’ Worten schwang Verachtung. »Dem Vernehmen nach ist sie Begine geworden. Soweit mir bekannt ist, weilt sie nunmehr in Koblenz. Vordem war sie, wenn ich mich recht entsinne, in Kerlingen. Wir hören selten voneinander.«
»Dann handelte es sich nicht um eine Hochstaplerin«, schloss Demudis erfreut, »ich meine, dann war unsere Schwester Guta keine solche, denn sie hat stets die Base in Koblenz besucht, die da Mathilde heißt.« Doch noch während sie sprach, merkte Demudis, dass ihre Begründung nicht sehr stichhaltig war.
»Sei dem, wie es will«, setzte Frau Engelradis ihren Bericht fort. »Graf Walram hat Adolf diesen Lümmel, Martin mit Namen, als Sohn vorgestellt. Und da mein Gemahl ganz kinderlos war, vernarrte er sich, seinen Geist schon vom Todeshauch erfasst, in diesen … diesen Erbschleicher.«
»Und Eure Schwester Guta sollte herkommen …«, versuchte Demudis atemlos den Bericht zu beschleunigen.
Frau Engelradis überging dies. »Mein Gemahl Adolf verstarb am Tag vor Maria Lichtmess. Herr Bruno, mein Schwager, verlangte von diesem Martin ein Zeugnis seiner Abstammung, und dieses sollte seine Mutter, Guta, meine Schwester, erbringen.«
»Was ist geschehen?«, fragte Demudis gespannt.
»Nichts«, antwortete Frau Engelradis mit sichtlicher Zufriedenheit. »Diese Person ist nie eingetroffen, und folglich können wir Martin nicht als Herrn von Riehl anerkennen.«
»Wo weilt Martin nunmehr?«, fragte Demudis weiter.
Frau Engelradis warf Demudis einen verächtlichen Blick zu. »Mitten im Aufbruch, um mit seinem leichten Weibe zurück in das Loch zu verschwinden, aus welchem er hervorgekrochen kam.«
»Ihr sagtet, Eure Schwester Guta habe als verschollen gegolten«, versuchte Demudis erneut, eine Schlussfolgerung zu ziehen, »aber ihre Base, die auch die Eure ist, hat sie regelmäßig besucht.« Damit beschuldige ich sie der Lüge, dachte Demudis, ich hoffe, sie nimmt mir das nicht übel.
Frau Engelradis schien die Anklage gar nicht verstanden zu haben, denn sie sagte ruhig: »Ich habe meine Base seit jener Zeit nicht wieder gesehen.«
»Darf ich mit diesem … diesem Martin sprechen?«, fragte Demudis.
Bevor Frau Engelradis antworten konnte, machte sich mit lautem Gepolter die Ankunft von jemandem bemerkbar, der seinen Eintritt nicht zu verbergen versuchte. Als es dann so weit war, erschrak Demudis trotz der geräuschvollen Ankündigung doch. Es handelte sich um einen großen, schweren Herrn, vor dem Demudis sofort Angst hatte.
Er würdigte sie keines Blickes, sondern ging zu Frau Engelradis und legte ihr die mit kostbaren Edelsteinringen geschmückte Hand auf die Schulter. Demudis verachtete den
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