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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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hinzuzufügen: »Aber wenn Ihr Euch, wie ich sehe, davon nicht beeindrucken lasst, so sage ich, dass ich unsere dreckige kleine Verschwörung mit diesem Buben unter den Predigern offenkundig machen werde. Es gibt genug Leute in Köln, die nur auf den Anlass warten, gegen Euch loszuschlagen, und wenn dies mit der Unterstützung der Barfüßer und der Prediger geschähe, würde ich keinen Pfifferling mehr auf Euer Amt und Euer armseliges Leben geben.«
    Der Erzbischof ließ kein Anzeichen erkennen, dass er sich irgendwie hatte berühren lassen von der Rede, die Hanß gehalten hatte. Hanß wartete.
    »Das Verfahren der Inquisition ist eröffnet, mit Unterstützung der Barfüßer. Ich sehe nicht, wie wir es anhalten können«, sagte der Erzbischof schließlich in nörgelndem Tonfall. »Nicht dass du denkst, wir hätten Angst vor dir oder deinen schlappen Brüdern, aber es wäre doch schön, keine Unannehmlichkeiten zu haben.«
    »Bruder Eckhart ist ein frommer Mann«, behauptete Hanß. »Sicherlich wird er bereit sein, einen Widerruf der Art zu unterzeichnen, dass er jeglichem Irrtum abhold sei und einen solchen, wenn er denn nachgewiesen sei, als nicht geschehen und so weiter und so weiter betrachtet sehen möchte.«
    »Wenn du ihn überreden kannst dazu«, sagte Erzbischof Heinrich, »soll es so sein. Und jetzt hinfort mit dir, elender Erpresser.«
    Hanß wandte sich zum Gehen. Der Erzbischof sollte seine Tränen nicht sehen, die er nicht um dessen, sondern um seiner selbst vergoss, weil er sich dazu herabgelassen hatte, den Erzbischof mit den eigenen Mitteln zu schlagen. Die zornige Wiedervergeltung aber ist durch den von Christus gestifteten neuen Bund aufgehoben. O Herr, dachte Hanß, weise mir den rechten Weg und lasse mich nicht immer abirren!
    »Ich werde bleiben, bis ich sicher bin, dass Ihr Euch an das Abkommen haltet«, murmelte Hanß.
     
    *
     
    Katzenelnbogen, am 12.2.1327
     
    Schließlich empfing der Graf Demudis. Ein ganzer Mann, wie man so sagte, dessen Anblick aus nächster Nähe Demudis nun sofort einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Graf Walram stand vor dem Kaminfeuer und starrte mit glasigen Augen hinein. In der Hand hielt er einen Schürhaken, den er mit einem dicken Lederhandschuh umfasst hielt.
    Irmgard hatte Demudis hineingeführt und sagte mit leiser, ehrerbietiger Stimme: »Herr Graf, Schwester Demudis.«
    Langsam drehte sich der Graf um. Er legte den Schürhaken zur Seite und streifte den Handschuh achtlos ab. Dieser glitt zu Boden. Demudis sah den Schmerz des Grafen. Er drang jedoch nicht zu ihr durch. Es war ihr, als wisse sie, dass der Graf leide, ohne dass es ihr etwas ausmachte. Sie fühlte nichts. Fast unbeteiligt überlegte sie, dass es offenbar dieser Mann war, von dem der Andernacher Barfüßerabt Paul als furchterregende Macht gesprochen hatte. Ich sollte also Angst haben, dachte sie. Oder mich zumindest vorsehen.
    »Du also bist Schwester Demudis?«, fragte Graf Walram und räusperte sich.
    Sie musste nun Haltung bewahren, wenn sie das Rätsel um Schwester Gutas Tod lösen wollte. Und das war die Aufgabe, die ihr Magistra Sela angetragen hatte. Sie wollte nicht versagen. »Ihr wisst demnach von mir, ehrwürdiger Herr Graf?«
    »Guta hat so manches erzählt.« Die Stimme des Grafen war belegt.
    Demudis spürte einen Stich. Sie war gekränkt, nicht vom Grafen, sondern von Schwester Guta. »Uns hat sie nie etwas aus ihrem Leben erzählt.«
    »Es gab so vieles, was verheimlicht werden musste«, seufzte der Graf. »Zu viel. Aber sie wollte es so. Besser ein bisschen Minne als gar keine, wie die Sänger verkünden. Komm, setzen wir uns.«
    Der Graf klatschte in die Hände und ließ von einem Knecht einen hohen Lehnstuhl für Demudis an das Feuer heranschieben. Er setzte sich auf den seinen.
    »Sag Irmgard, sie soll uns etwas süßen warmen Wein mit Vanille bringen, nicht zu stark mit Wasser getauft, wir haben’s nötig«, gab er in Auftrag.
    »Wenn es Euren Schmerz nicht vermehrt«, schlug Demudis vor, »so könntet Ihr ergänzen, was mir noch fehlt.«
    »Es tut gut, am Ende des Lebens sich vor Augen zu halten, was Gott Gutes für uns gefügt hat«, stimmte Graf Walram langsam sprechend zu. »Ja, ich fühle, dass mein Leben zu Ende geht, jetzt, wo Guta nicht mehr ist. Nikolaus werde ich die Grafschaft gerne übergeben. Er ist sehr wohlgeraten. Er wird ein guter Graf …«
    Es kann nicht schaden, ihm ein wenig um den Bart zu gehen, dachte Demudis und warf ein: »So wie Ihr,

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