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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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ihr der Gedanke, Abt Paul für den Vater von Martin zu halten. Konnte nicht er der Friedel von Schwester Guta gewesen sein, bevor es der Graf wurde? Was hatte der Bruder gesagt? Der Graf habe Abt Paul genommen, was ihm sowieso nicht gehören durfte. Damit konnte Schwester Guta gemeint sein. Und überdies ein Sohn …
    »Du hast mit Frau Engelradis gesprochen? Kaum zu glauben, dass sie vom gleichen Blute ist, wie Guta es war.« Bei dem Wort »war« begannen dem Grafen erneut die Tränen zu fließen. »Ich habe es nicht verkündet, dass sie eine von Berg ist, nein, war. Sie wollte es so. Wollte dann ja auch nicht verweilen, nachdem unser Sohn geboren worden war. Durch einen Mittelsmann habe ich daraufhin eine Stiftung an den Konvent der Bela Crieg gemacht, damit sie dort würde leben können. Hermann wurde von einer Amme gepflegt, bis ich ihn in das Predigerkloster gab. Dort würde Guta ihn heranwachsen sehen können …«
    »Aber er wusste nichts davon?«, fragte Demudis.
    »Er wusste nichts davon und kannte seinen Vater nicht. Sie wollte es so.« Graf Walram holte tief Luft.
    »Die erste Zeit im Konvent, so hörte ich, sei Schwester Guta stets nach Andernach gegangen. Ihr traft Euch dort vermutlich mit ihr bei den Barfüßern«, überlegte Demudis.
    Der Graf lachte kurz auf, eher ein Bellen. »Nein, das hätte dem Abt nicht geschmeckt. Er hätte Guta gern für sich gehabt, der Lüstling. Sie hat gesagt, sie ginge nach Andernach?«
    »Das war vor meiner Zeit«, sagte Demudis abwehrend. Ihr war es wichtiger, auf eine andere Frage zu sprechen zu kommen. »Wie hat Hermann schließlich erfahren, dass er Euer Sohn und der ihre ist? Denn wenn er es nicht erfahren hätte, wäre er nicht hergekommen mit … mit …«, Demudis musste, um sich zu beruhigen, einen großen Schluck Wein nehmen, der jetzt die richtige Wärme hatte. Neben der verführerischen Vanille schmeckte sie, dass sich noch herrlicher Zimt und schmackhafte Nelken als Gewürz im Wein befanden, »… mit der schrecklichen und betrüblichen Kunde.«
    »Sie hat es ihm gebeichtet, kurz bevor sie der grässliche Tod ereilte«, hörte sie Graf Walram erklären.
    Warum hat sie das getan?, fragte sich Demudis und fand auch gleich eine mögliche Antwort: weil sie ihn damit abbringen wollte von seiner Hetze gegen unseren Beginenkonvent. Sie hatte ihr ja auch gesagt, sie wolle allen die Wahrheit sagen. Der erste Name war ihr nicht verständlich gewesen. Es hatte in ihren Ohren nach »Hechard« geklungen, aber wahrscheinlich hatte Schwester Guta »Hermann« gemeint, weil Hechard als ihr Beichtvater ja wohl schon ganz im Bilde war. Laut sagte sie: »Schwester Guta soll also, wenn ich Euch recht vernommen habe, bereit gewesen sein, sich nunmehr zu Hermann zu bekennen, nicht aber zu Martin?«
    »Hermann ist unser Sohn!«, schraubte der Graf und hob das »unser« stimmgewaltig hervor.
    Demudis konnte sich mit dieser Begründung nicht zufrieden geben: »Aber es war Euer Wunsch, dass sie Martin zu seinem Erbe verhelfe. Dazu habt Ihr ihm ein Empfehlungsschreiben mitgegeben.«
    »Sie hat immer getan, was ihr passte«, sagte Graf Walram bedrückt.
    Demudis musste ihren ganzen Mut zusammennehmen, um vorzubringen, was ihr durch den Kopf ging: Hatte der Graf doch selbst seine Buhle ums Leben gebracht, weil er darüber erbost war, dass sie Martin nicht zu seinem Erbe verhelfen wollte? Und hatte dann Martin anstatt seiner gerichtet? Sie musste weiterfragen! Das konnte allerdings bedeuten, dass der Graf in Wut wider sie ausbrechen würde. Oder dass sie der Lösung der Rätsel um Schwester Gutas Tod ein Stück näher käme. Sie musste es wagen! Und so log sie: »Ich habe das Zeugnis von einem ehrbaren Mann, demgegenüber sie gesagt hat, sie würde nach Riehl gehen, um für die Herkunft von Martin zu bürgen.«
    »Willst du das Wort meines Sohnes in Zweifel ziehen?«, brüllte der Graf.
    Demudis entdeckte wie erwartet verdächtige Anzeichen von Zornesröte auf dem Hals und im Gesicht des Grafen. Sie entschied sich dennoch, aufs Ganze zu gehen und nicht locker zu lassen. Wenn der Graf sie dafür strafen würde, dann konnte sie daran auch nichts ändern. Es musste gesagt werden, was zu sagen war:
    »Es gibt da eine dunkle Stelle, hochwürdiger Herr Graf Walram. Euer Sohn Hermann hetzt gegen die Beginen …«
    »Er sorgt sich um das Seelenheil der Unzüchtigen«, verteidigte ihn der Vater, allerdings bemerkte Demudis, dass er in seine Worte keine Kraft mehr legte.
    Jetzt nicht aufgeben,

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