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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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hörte ich sagen!«
    »Du schmeichelst mir, aber das ist nicht nötig«, wehrte der Graf betont bescheiden ab. »Und was Hermann betrifft, so werde ich dafür sorgen, dass er den Abtstuhl bekommt. Es ist an der Zeit, den Weichling Norbert abzulösen.«
    Demudis erschauderte. Ich darf es jetzt nicht verpatzen, indem ich einen Streit vom Zaune breche, schärfte sie sich ein, um ihre Erregung zu zügeln, und fragte zur Ablenkung: »Wie habt Ihr Schwester Guta kennen ge lernt?«
    »Bei den Barfüßern in Andernach, in der St.-Nikolaus-Kirche«, erzählte der Graf. »Sie diente als Magd dort und erhielt dafür Kost und Unterkunft für ihren Knaben und sich …«
    »Martin?«, vergewisserte sich Demudis schnell. Gleichzeitig rief sie sich das Gespräch mit dem Barfüßerabt in Andernach in Erinnerung. Dort also hatten sich die Wege von Schwester Guta und Graf Walram gekreuzt.
    »Ja, Martin«, bestätigte Graf Walram. »Sie war dem Herrn von Riehl versprochen, jüngst verstorben, musst du wissen, entlief ihm allerdings noch während der Hochzeit. Eine gar lustige Posse.« Er erlaubte sich ein Lächeln in Erinnerung daran.
    Demudis überging das und dachte laut nach: »Der Herr Adolf von Riehl hat keine Kinder, nicht von Schwester Mathilde und nicht von Frau Engelradis. Wie konnte er mit Guta, die er ja wohl dem Vernehmen nach nur ein einziges Mal erkannt hat, ein Kind zeugen?« Im gleichen Augenblick, als sie diese Frage stellte, überlegte sie, warum Schwester Guta in all den Jahren ihrer Buhlschaft mit dem Grafen keine weiteren Kinder bekommen hatte. Es gab ja Mittel und Wege, es zu verhindern. Aber die ganze Zeit über? Der Graf allerdings konnte, anders als Herr Adolf von Riehl, nicht unfruchtbar sein, weil er ja eheliche Kinder sein eigen nannte, es sei denn, auch sie wären nicht von ihm … Demudis unterbrach sich: Es ist meine Sache nicht, das herauszufinden.
    Die Miene des Grafen verfinsterte sich, und er schaute Demudis scharf an: »Willst du damit etwa andeuten, dass Adolf von Riehl nicht der Vater von Martin ist?«
    Demudis hielt seinem Blick stand, darauf war sie sehr stolz. »Nicht andeuten. Ich stelle nur eine Frage.«
    »Welche Frechheit!«, ereiferte sich der Graf. »Stellst du solcherart das Andenken der Ehrbarkeit von Guta in Abrede?«
    Demudis gab auf und versuchte, den Grafen dadurch zu beruhigen, dass sie ihn zum Weiterberichten ermunterte: »Also in Andernach …«
    Es half auch, dass Irmgard mit dem Wein kam. Sie trug den dampfenden Krug mit zwei Gläsern auf einem silbernen Tablett. Vorsichtig schenkte sie ein, damit nichts von den Gewürzen in die Gläser rutschte. Sie reichte zuerst dem Grafen ein Glas, dann Demudis. Der Graf nahm einen großen Schluck. Demudis nippte. Sie dachte, die Wärme und der Wein würden ihrem Körper gut tun, aber die Flüssigkeit war ihr noch zu heiß, brannte auf der Zunge, im Gaumen und gar in der Kehle, während sie hindurchrann. Selbst im Bauch angekommen, war die Wärme noch zu groß und verursachte Schmerz. Doch schon allein der herrliche Duft der kostbaren Vanille beruhigte sie und wahrscheinlich auch den Grafen. Einem solchen Wohlleben hatte sie abgeschworen. Jetzt konnte sie es nicht verschmähen, um nicht unhöflich wider ihren Gastgeber zu sein. Auch der Herr gebietet, dass man als Gast isst, was auf den Tisch kommt.
    Ohne Zurückhaltung nahm Graf Walram den Faden auf. »Ja, sie gefiel mir gar sehr, und da mein Eheweib, Gertrud von Weisweiler, vor Jahr und Tag verstorben war, getraute ich mich, mich ihr zu nähern.«
    »Einer Magd?«, unterbrach Demudis erstaunt.
    »Ich wollte sie nicht freien. Das nicht. Noch nicht am Anfang. Das ist erst später gekommen. Da wusste ich dann schon um ihre vornehme Herkunft. Ich traf sie hin und wieder, denn, wie die Sänger verkünden, kennt die Minne kein Alter und keinen Stand. Als sie guter Hoffnung war, holte ich sie hier auf das Schloss. Den Jungen, Martin, der zwei Jahre zählte, gab ich zu den Bauern Seifried und Maria, die ihm gute Eltern waren. Ich habe es ihnen auch nicht schlecht vergolten.«
    »Frau Engelradis von Berg, Witwe Adolfs von Riehl, sagte mir, die Familie hätte ihre Schwester Guta als ver schollen angesehen.« Demudis schlussfolgerte, wahrscheinlich habe der Graf den Andernacher Barfüßern grob geboten, das Geheimnis von Guta zu bewahren. Aber im Verhalten des Abtes war noch etwas anderes mitgeschwungen. Demudis fiel es schwer, sich weiter dem Gespräch mit dem Grafen zu widmen, denn es formte sich in

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