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Demudis

Demudis

Titel: Demudis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Blankertz
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Ihr, Bruder Eckhart, Euch bereit fändet, eben das öffentlich vor einem Notar zu bekräftigen, was Ihr eben hier in kleinem Kreise kundgetan habt, so würde die Anklage fallen können.«
    »Welchen Wortlaut soll das zu beglaubigende Pergament haben?«, fragte Abt Norbert scharf.
    »Nichts, was Bruder Johannes Eckhart nicht mit seinem eigenen Mund verkündet hätte«, beteuerte Hanß und hoffte auf das Verständnis der beiden Prediger. Sie sollten bloß aufhören, ihn so anzustarren! »Dass er dem Glauben in Treue anhängt und jeden Irrtum, wenn er ihm denn nachgewiesen werden könnte, widerruft.« Hanß sah die versteinerten Mienen der beiden Männer. Zaghaft setzte er hinzu: »Also keinen Satz im Besonderen, sondern ganz allgemein. Es sollte möglich sein.«
    »Hinaus!«, rief Abt Norbert, plötzlich aus seiner Starre gelöst. Er sprang auf, und Hanß fühlte, wie er gepackt wurde. »Hinaus! Hinaus aus meinem heiligen Kloster, du hinterfotzigster aller Hurenböcke!«
     
    *
     
    Katzenelnbogen, am 13.2.1327
     
    Es war beschlossen worden, dass Irmgard den Grafen ihrer Umstände wegen nicht nach Köln begleiten sollte. Zum Abschied nahm Demudis sie in den Arm und wünschte ihr für die bevorstehende Niederkunft alles Gute.
    Es war lange, sehr lange her, dass Demudis auf einem Pferd gesessen hatte. Ihr Vater hatte es ihr zusammen mit ihrem Bruder Heinrich beigebracht. Aber ihr Mann Alexander war nicht so wohlhabend wie ihr Vater gewesen, und sie hatten sich kein Pferd leisten können. Demudis war erstaunt, wie schnell sie sich wieder an das Reiten gewöhnte. Mehrmals brachte sie ihr Pferd an die Seite des Grafen, aber immer sprengte er davon, so musste sie einsehen, dass er es unter allen Umständen vermeiden wollte, mit ihr zu sprechen. Sie konnte es ihm nicht verdenken. Denn war ihm schon die Geliebte genommen worden, so musste es ihn doppelt treffen, wenn es sich herausstellen sollte, dass der gemeinsame Sohn ein Schurke ist, der ihn dazu getrieben hatte, einem vielleicht Unschuldigen das Leben zu nehmen. Wenn der Graf ein Mann von Ehre ist, überlegte Demudis, wird er sich diese Feigheit nie verzeihen.
    Ansonsten genoss sie es, zu Pferde zu reisen. Die Pferde hatten ihre Mühe im Schnee, aber für den Reiter war es vortrefflich, man blieb trocken, bekam keine lahmen und kalten Füße, hatte sogar gleichsam eine Wärmflasche unter dem Achtern. Der Blick konnte frei über die Landschaft streifen, deren Weiß herrlich war. Schade nur, dass Irmgard nicht mitkommen konnte, gerne hätte sie sich mit ihr unterhalten. Aber vielleicht war es ganz gut, dass sie nicht mit nach Köln kommt, dachte Demudis, denn es wäre bestimmt keine Freude, wenn Schwester Godelivis ihrer ansichtig würde. Demudis merkte, wie sie sich freute, zu Schwester Godelivis zurückzukehren, mehr noch als zu allen anderen im Konvent, auch wenn Schwester Godelivis nicht gerade eine Rose sonder Dorn war, wie man so sagte. Man sollte alle Schwestern gleich lieben, aber welche konnte von sich behaupten, dass sie das schaffte?
    Die Art und Weise, wie sich Graf Walram von seinen Kindern, besonders von Nikolaus verabschiedet hatte, sagte Demudis, dass er nicht plante zurückzukehren. Nikolaus würde der neue Graf werden. Was hatte Walram vor, überlegte Demudis, er wird doch nicht gramgebeugt Hand an sich legen und nehmen, was Gott geschenkt hat und einzig Er wieder nehmen darf? Vielleicht wird er in ein Kloster eintreten. Das wäre dann auch die beste Lösung.
    Fast die ganze Strecke bis zum Rhein, ja fast bis hinauf nach Koblenz wurde der Graf von allen, die ihm auf dem Weg begegneten, mit ehrlicher Freude begrüßt. Das Volk schien ihn überschwänglich zu lieben. Bisweilen musste der Graf vom Pferd steigen, um Küsse entgegenzunehmen. Demudis bedauerte, dass sie ihm solche Pein bereiten musste. Oder hielt er an seinem Vorhaben fest, Bruder Hermann zum Abt zu machen, wie auch immer er das anstellen wollte? Er hatte den Bauern aus Wut gerichtet bar jeglichen Beweises, nur auf das doch recht windige Zeugnis seines Sohnes hin, der ein Missetäter war. Würde er bereit sein, auch ihr Gewalt anzutun? Es mochte sein, dass unter der freundlichen Schale ein Bube sondergleichen steckte.
    Demudis wurde angst und bange. Sie beschloss, sich in dem Tross hinten zu halten, außer der Reichweite des Grafen. Sie musste auf der Hut sein und durfte nicht schlafen, bevor er schlafen würde. Da er abends ausgiebig zu zechen pflegte, kam ihr das schwer an. Aber tapfer hielt

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