Den ersten Stein
alles okay«, rief der Mann, den Cal Mitch genannt hatte.
»Wischt alles auf und saugt dann den Boden«, sagte Cal. »Wenn hier auch nur ein Haar zurückbleibt, werden sie es finden. Wir
müssen in einer Stunde hier raus sein.«
Das war das Stichwort für mich. »War nett«, sagte ich zu Jack und hielt ihm die Hand hin. »Lassen Sie uns das nicht wiederholen.«
»Gerne«, antwortete Jack und schüttelte mir die Hand.
»Ich muss Sie noch etwas fragen«, sagte Cal. »Waren Sie wirklich in Teheran? Sie sehen ein bisschen jung dafür aus.«
»Damals war ich jünger, und zehn Jahre sind gar nicht so lang.« Ich war in Jacks Alter gewesen, fast noch zu jung, um legal
Alkohol zu trinken, bevor ich ein Gewehr in die Hand bekam.
»Mit wem waren Sie da?«
»Zweiundachtzigste Luftlandedivision«, antwortete ich.
Cal nickte zu meinen Antworten, aber diese Fragen stellte er nur pro forma. »Verzeihen Sie mir, aber ich muss das fragen:
Haben Sie es abgekriegt?«
»Ja.«
Cal pfiff durch die Zähne. »Das ist hart. Wir waren auf der
Lincoln
, als es passiert ist. Eine Menge guter Leute sind in der Geisterstadt verschwunden.«
Es war leichter für mich, einfach nur zu nicken. Ich war einer von denen, die Glück gehabt hatten, auch wenn das Überleben
sich manchmal wie ein Pyrrhussieg anfühlte. Cal steckte die Hand in die Tasche. Alle in der Bar unterbrachen das, was sie
gerade machten, und taten es ihm nach. Ich dachte einen Moment lang, sie hätten entschieden, dass ich nun doch ein Problem
war, doch da tauchte Cals Hand mit einem Bündel Geldscheine auf.
»Das kann ich nicht annehmen«, sagte ich.
»Wir kümmern uns um unsere Leute.«
»Ihr Freund mit dem Schraubenschlüssel hat mir alle Hilfe gegeben, die ich brauche.«
»Okay«, sagte Cal und steckte das Geld wieder ein. »Ich habe sowieso das Gefühl, dass wir uns bald wieder begegnen. Vielleicht
können Sie mir dann sagen, hinter was Sie wirklich her sind.«
»Bis dann.« Ich schüttelte ihm die Hand. »Ich an Ihrer Stelle würde für eine Weile nach Philadelphia zurückkehren«, meinte
ich zu Jack. »Sündenböcke haben in New York City gerade Hochkonjunktur.«
Ich ging durch den Hinterausgang nach draußen und trat durch ein Labyrinth von Gassen in das letzte Sonnenlicht des Tages.
Ich war froh, aus der Bar heraus zu sein, froh, dass ich mich der Wache der Männer noch nicht anschließen musste. Ich ging
ein paar Straßen bis zur Subway und suchte dabei unauffällig die Gegend mit den Augen ab, um herauszufinden, ob in dem Gewusel
von Fußgängern vielleicht jemand zu sehr darauf bedacht war, in meiner Nähe zu bleiben. In ein paar Stunden würden die Leuchtschilder
angehen, und man würde die mit Graffiti verschmierten Rollläden herunterlassen, um der langen Belagerung der Nacht standzuhalten.
Dienstag
White hatte die Leiche des Fahrers im Bestattungsinstitut von Krein and Sons in New Jersey versteckt. Es war ein großes Haus
aus dem neunzehnten Jahrhundert, das in einem Wohngebiet in Jersey City lag, nicht weit von Pershing Field. Der Geschäftsführer
ließ mich durch die Tür des Untergeschosses ein, um nicht meine Anwesenheit bei der Totenwache erklären zu müssen, die oben
abgehalten wurde.
»Sie sind Mr Strange?«, fragte er.
»Und Sie sind einer der Kreins.« Er war nicht viel älter als ich. Seine Söhne konnten allenfalls im Kleinkindalter sein, und
da sie wohl kaum oben den Gästen Häppchen servierten, war sicher nicht er der Familienpatriarch.
»James«, sagte er, und wir gaben uns die Hand. »Ich habe die Leiche für Sie herausholen lassen.«
Das Untergeschoss wurde dazu genutzt, die Leichen für ihre letzte Ruhe herzurichten. Boden und Wände waren glänzend weiß gekachelt
und rochen frisch nach Desinfektionsmittel. Die innere Wand wurde von Kühlfächern eingenommen. Auf einem stählernen Tisch
lag eine zugedeckte Leiche. Rundum standen mehrere Aluminiumrolltische mit Einbalsamierungsutensilien und kosmetischen Instrumenten.
»Hat irgendjemand die Leiche berührt?«
»Nur der Coroner, den Mr White gestern Nacht hierhergeschickt hat. Er hat eine Kopie seines Berichts für Sie dagelassen«,
sagte Krein und sah sich suchend um.
»Ah, da ist er.« Er reichte mir eine dünne Mappe. Ich zog das Tuch weg und überflog den Bericht mit einem Auge,während ich gleichzeitig die Leiche betrachtete. Der Name des Fahrers war Dwight Krenz und er war neununddreißig Jahre alt
geworden. Seit acht Jahren war
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