Den Jakobsweg erfahren
in keinem
ETAP – Hotel ein Problem war, wird er noch pampiger. Weiter gibt er mit Nachdruck
zu verstehen, dass es strikt untersagt ist, auf den Zimmern Speisen oder
Getränke zu sich zu nehmen.
Als ich frage, ob es in der Nähe
ein anderes Hotel gibt, lässt er übersetzen, dass dies das einzige im Ort ist –
wer es glaubt. Wir sind jedoch fertig. Timo hat Krämpfe in seinen Beinen und
kann nicht mehr weiterfahren, also müssen wir hier bleiben, ob wir wollen oder
nicht.
Der unfreundliche Herr kommt uns
dann aber überraschender Weise ein wenig entgegen und bietet uns 2 Doppelzimmer
für je 45 € mit Frühstück statt je 56 € an. Wir haben keine andere Wahl und
willigen daher ein. Um die Stimmung etwas zu erheitern, frage ich den
Übersetzer, was denn geschehen wäre, wenn ich nur ein Zimmer genommen und wir
einfach dort zu dritt eingezogen wären, bekomme ich als Antwort, dass man uns
in einem hohen Bogen hinausgeworfen hätte. Diese Menschen haben, wie es
scheint, keinen Humor.
Als wir unser Gepäck zu den
Zimmern bringen, ruft der Inhaber mit unfreundlicher Mine noch irgendetwas
hinter mir her. Mir platzt fast die Hutschnur. Für einen Moment halte ich inne
und überlege, ob ich zu ihm gehe und ihm mal den Marsch blase. Ich komme jedoch
zu dem Schluss, dass es besser ist, die Klappe zu halten. An meinem
Gesichtsausdruck kann er mit Sicherheit erkennen, wie spät es ist, da bin ich
mir sicher.
Dann fahren Siggi und ich noch
schnell zu einem Supermarkt. Unterwegs fragen wir noch einmal nach dem Weg. Man
sagt, wir sollten uns beeilen, da gleich geschlossen würde. Wir schaffen es
aber doch. So ist unser Standardabendessen mit Brot, Käse und Wein gesichert.
Als wir im Hotel ankommen, geht es Timo schon wieder besser. Er hat
zwischenzeitlich geduscht.
Die Zimmer liegen neben einander.
Siggi bekommt ein Doppelzimmer für sich. Warum, dass weiß ich nicht so
wirklich. Die Zimmer haben eine Zwischentür. Die bleibt geöffnet und bietet so
eine schöne Möglichkeit, unsere Wäscheleine zu spannen.
Als wir uns geduscht haben, gehen
wir mit unseren essbaren Habseligkeiten nach draußen und setzen uns auf eine
vor dem Hotel stehende Bank. Es ist warm, die Zikaden zirpen laut. Mit jedem
Glas Wein weicht der gerade erlebte Ärger und es wird dann doch ein schöner
Abend.
138,3 gefahrene km, gesamt 1469,8
km
7:20 gefahrene Zeit, gesamt 85:35
Std.
19,1 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit
49,9 max. Geschwindigkeit
03.05.2012
Donnerstag
Tag 13
Libourne (F) – Labourheyre (F)
Heute geht es wieder, wie schon
fast gewohnt, um 07:00 Uhr raus aus dem Bett und dann wird ohne Umschweife
alles das erledigt, was morgens so erledigt werden muss. Beim Frühstücksbuffet
findet sich einiges, was noch so in unsere Radlerkluft passt, denn es gilt den
Preis auf diese Art noch etwas zu drücken.
Dem unfreundlichen Herrn an der
Rezeption sehen wir gar nicht. Wir haben keine Lust uns den Start in den Tag
mit ihm zu versalzen.
Dann fahren wir zu dem Marché
(franz. für Supermarkt) LeClerq, in dem wir bereits gestern waren. Da haben wir
uns für den Tag eindeckt. Bei den Getränken wird nun so allmählich variiert.
Sonst war es gar keine Frage, jeder nahm Apfelsaft. Nun darf es auch schon mal
Orangen – oder Ananassaft sein.
Bei der Durchsicht der Fahrräder
stelle ich fest, dass ich beim Aufziehen des neuen Mantels auf den Hinterreifen
die Laufrichtung nicht berücksichtigt und diesen prompt falsch herum aufgezogen
habe. Also noch einmal neu. Hier ist praktischer Weise auch gleich eine
Tankstelle, so dass wir anschließend alle mit dem optimalen Reifendruck
weiterfahren können.
Anschließend geht die Tour weiter.
Es muss heute etwas improvisiert werden, weil beim herunterladen der Karten aus
dem Internet Teile fehlerhaft waren. Meine Pilgerbrüder hegen schon zu Beginn
Zweifel, ob die Richtung wohl richtig ist, da die Route entlang der gestrigen
führt. Ich beende die Diskussionen mit dem Hinweis, dass diese Art Unterhaltung
demoralisierend ist.
In der riesigen Klosterruine von
St. Emilian halten wir an und besichtigen die Kirche. Das ist für Pilger
kostenlos. In der Kirche kommt bei mir so ein komisches Herzklopfen auf. Die
Atmosphäre macht irgendwie ruhig und klein. Obwohl das Gotteshaus von innen
eher unscheinbar ist. Doch das Licht und alles weitere dort sorgt für dieses
eigenartige Gefühl. Hier bekommen wir auch noch einen Stempel. Es ist seit
Tagen der wieder der Erste.
Vor der Kirche spricht mich
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