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Den letzten Abschied selbst gestalten

Den letzten Abschied selbst gestalten

Titel: Den letzten Abschied selbst gestalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalena Koester
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auszeichnete. Zu Hause arbeitet er dann seine Rede aus, mal weltlich, mal christlich orientiert, je nach den Vorstellungen der Angehörigen des Verstorbenen. »Manche möchten eine ganz freie Ansprache, anderen gefällt es, wenn ich ein Gebet in meine Rede einbette.« Bei der Trauerfeier sei es ganz wichtig, früh genug da zu sein. »Es gibt immer noch etwas zu besprechen und zu organisieren. Ich kümmere mich um alles, um die Blumen, um die Musik. Fast alles, was die Menschen haben möchten, mache ich auch möglich.«
    Wenn Meeuse die beiden Nachbarländer vergleicht, sieht er einige Vorteile in seiner Heimat. »Die holländischen Särge sind schöner und moderner und meist ganz schlicht gemacht.« Auch die Krematorien seien besser, und man bekomme schneller Termine. »Sie sind sehr schön angelegt, mit Cafés und großen Aulen. Das Personal ist immer freundlich. Die Abschiedsräume sind warm, haben gute Sitzgelegenheiten und eine gute technische Ausstattung«, berichtet er. »Man kann jede Art von Musik oder Filmen abspielen, eine Dia-Show oder Power-Point-Präsentation mit Bildern aus dem Leben des Verstorbe-nen zeigen. Die Feier kann auch über das Internet zu weit entfernten Freunden und Verwandten übertragen werden.«
    »Ich habe schon viele schöne Abschiede miterlebt«, meint Meeuse. »Neulich hat sich eine Familie um den Sarg herumgesetzt. Sie haben ein Kerzen-Ritual gemacht und Bilder aus verschiedenen Lebensphasen des Verstorbenen gezeigt, gesungen und erzählt, haben den Sarg noch einmal mit nach draußen genommen, zusammen Kaffee getrunken und sich dann von dem Toten verabschiedet.« Dies sei immer die emotionalste Situation, wenn am Ende der Sarg über einen Lift nach un- ten in der Feueranlage verschwände. »Ein harter Moment des Abschieds.«
    Beispiel für eine private Trauerrede
    von Regine und Tom für den Vater und Großvater
    (Regine)
    Liebe Mami, liebe Familie, liebe Freunde,
    mit meinem Vater und Toms Großvater ist ein ganz besonderer Mensch von uns gegangen. »Er ist jetzt nicht mehr da, wo er war – aber er ist überall, wo wir sind.«
    Erst vor kurzem hat mir mein Vater in einer Lebenskrise erklärt: »Du hast ein sonniges Gemüt – das hast du von mir geerbt.« Prinzipiell erst mal an das Gute in der Welt zu glauben und die Dinge optimistisch anzugehen – das habe ich sicher von ihm geerbt. Und noch vieles mehr. Vielleicht auch ein Stückchen seiner Geduld. Eine endlose Geduld, die ihn auch in noch so schwierigen Situationen nicht aus der Ruhe brachte. Diese Ruhe und sein verschmitzter, manchmal provozierender Humor ...
    Das fehlt mir.
    (Tom)
    Wenn ich dem Opa etwas Lustiges erzählt habe, dann haben seine Augen gelacht. Drumherum hatte er viele kleine Fältchen. Es war schön, zu sehen wie sein Mund ein Lachen geformt hat. Sein ganzes Gesicht hat dann mitgelacht.
    Das fehlt mir.
    (Regine)
    Als ich acht war, sind mein Vater und ich leidenschaftlich gerne auf dem kleinen Wannsee gerudert. Immer, wenn wir in die Nähe des großen Wannsees kamen und ich die – aus meiner damaligen Perspektive – großen Wellen sah, bekam ich fürchterliche Angst. Viel zu groß erschien mir dieses Gewässer und eben schrecklich gefährlich. Doch mein Vater nahm mir die Angst. So wie er es immer in meinem Leben getan hat. Mit einer Portion Logik, mit einer Portion Verstand und dem Wissen, dass es nur wenige Dinge gibt, vor denen man sich auf der Welt wirklich fürchten muss. Ich bin meinen beiden Eltern dankbar, dass ich ohne Angst großwerden konnte. Ich bin meinem Vater dankbar, dass er mir Mut, Kraft und Furchtlosigkeit mitgegeben hat.
    Das fehlt mir.
    (Tom)
    Wie er lacht, wenn er uns am Bahnhof abholt. Wie er Felix heimlich unterm Tisch einen Keks gibt. Seine lustigen Augen, wenn er etwas vom Teller gemopst hat. Seine schiefe Mütze auf dem Kopf. Und sein liebes Gesicht.
    Das fehlt mir.
    (Regine)
    Ob Politik oder Wirtschaft, mein Vater war ein wissbegieri-ger Mensch, der sich für all das interessierte, was in der Welt geschah. Tageszeitung und Tageschau – das Pflichtprogramm, Fußballschauen – die kleine Leidenschaft. Vor al-lem jedoch interessierte sich mein Vater für uns, für seine Familie, unsere Erfolge und Misserfolge, unsere vielen kleinen Geschichten. Egal wie banal, egal wie unwichtig sie vielleicht manchmal waren, wir fühlten uns immer verstanden. Er hat uns gefragt und zugehört.
    Das fehlt mir.
    (Tom)
    Es war so schön, sich mit dem Opa zu unterhalten. Ich hatte nie das Gefühl,

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