Den letzten Abschied selbst gestalten
aufsammeln würden. Seine Forderung: »Sowohl die Auskleidung des Sarges wie die Bekleidung der Toten sollte unbedingt biologisch abbaubar sein.«
Eine weitere Umweltbelastung stellen die unzähligen Sarggriffe, Beschläge und Verstrebungen aus Metall dar. Führt man sich allein die üblichen sechs Tragegriffe eines Sarges vor Augen, kann man sich vorstellen, wie viele Millionen dieser Griffe aus Messing, Kupfer oder Gusseisen unter der Erde liegen. Dazu meint der Bodenkundler Dr. Heiner Fleige von der Universität Kiel: »Es wäre besser, stabile Holzgriffe zu verwenden, weil Schwermetallbestandteile wie Cadmium und Zink sich nach unten verlagern und das Grundwasser verseuchen können.« Eine Untersuchung Berliner Friedhöfe hatte dort 1997 eine Schwermetallanreicherung festgestellt, die »vermutlich« durch Sargbeschläge etc. verursacht wurde. Tatsächlich gibt es bis heute keine eigenständige Untersuchung über die Belastung der Böden durch die Metallanteile der Särge. Stattdessen werden bei jeder Wiederbelegung eines abgelaufenen Grabes nicht nur die Knochen oder die Urne umgebettet bzw. entsorgt, sondern auch allerhand Restmüll unauffällig zur Seite geschafft.
Grabformen im Überblick
Körperbestattung:
Für die Beisetzung des Leichnams in einem Sarg wird meist der Begriff »Erdbegräbnis« oder »Erdbestattung« verwendet. Dafür stehen auf jedem Friedhof Reihengräber und meist auch Wahlgräber zur Verfügung. Diese Gräber können nach bestimmten Vorgaben gestaltet und müssen selbst gepflegt werden.
Das Wahlgrab ist an verschiedenen Stellen des Friedhofs frei wählbar und wird oft von Familien erworben. Es kann ein Einzel- oder Doppelgrab sein, Menschen können neben- oder übereinander beerdigt werden. Letzteres nennt man dann Tiefgrab bzw. Stockwerkbestattung. Meist können hier zusätzlich mehrere Urnen bestattet werden. Die Laufzeit für Wahlgräber beträgt ca. 25 – 40 Jahre und kann oftmals verlängert werden. Die Erwerbs- und Unterhaltskosten sind allerdings sehr hoch.
Reihengräber werden nacheinander vergeben, es ist also Zufall, wer rechts und links neben einem liegt. Manchmal hat man aber die Auswahl, in welchem Bereich des Friedhofs man das Grab erwirbt. Die Liegezeiten können nicht verlängert werden und sind mit ca. 15 – 30 Jahren meist kürzer als beim Wahlgrab.
Gemeinschaftsgrab: Dies ist ein neues und günstiges Angebot. Es werden z.B. vier oder sechs Gräber in einer einheitli-chen Gestaltung zusammengefasst, die einzelnen Gräber nicht abgegrenzt, meist aber mit dem Namen der Verstorbenen gekennzeichnet. Keine Grabpflege, gemeinsame Ablagestelle für Blumen oder Kerzen.
Aschebestattung:
Für die Urnenbeisetzung gibt es sehr viel mehr Angebote. Auch hier gibt es Wahlgräber für eine oder mehrere Urnen, mit eigener Gestaltung und Grabpflege. Meist sind Urnengräber nur halb so groß wie ein Erdgrab.
Ein Urnenreihengrab erwirbt man für jeweils eine Urne.
Ein Urnengemeinschaftsgrab ist preiswerter. Die Pflege der gemeinsamen Fläche wird mit dem Kauf eines Platzes für immer abgegolten. Es gibt Anlagen für sechs oder auch 100 Urnen. Es können anonyme Felder sein oder die Namen werden auf einzelnen Tafeln oder gemeinsamen Stelen verewigt. Diese Grabform gilt als zukunftsträchtig.
Kolumbarien: Der Name ist vom lateinischen Wort für Taubenschlag abgeleitet und wurde im ersten Jahrhundert nach Christus in Rom für die erstmals gebauten Begräbnisstätten mit kleinen Nischen für Aschenurnen verwendet. Heute bezeichnet man als Kolumbarium Gebäude, Gewölbe, Mauern oder Wände, die zur Aufbewahrung von Urnen dienen und meist auf Friedhöfen oder in Krematorien zu finden sind. Neu sind die Wiederverwendung von Kirchen als Kolumbarien oder private Kolumbarien, die von Bestattern eingerichtet werden. Solche Räume können von den Angehörigen jederzeit besucht werden. Es gibt inzwischen sehr schöne Varianten aus verschiedenen Materialien, die auch Raum für Blumen oder Erinnerungsstücke bieten.
»Rhabarber aufs Grab« Christine Ebgen, Friedhofsgärtnermeisterin, Hamburg
Sie gehört zu diesen Menschen, die gleichermaßen temperamentvoll wie empfindsam zu sein scheinen. Wenn sie über die verschnarchte Friedhofsbranche spricht, poltert sie gern ein bisschen, findet vieles »Mist«, aber wenn es um ihre Kunden geht, kommt ihre feinnervige Seite zum Vorschein.
Christine Ebgen hat mit Anfang dreißig ihren Bürojob verlassen und nach einer Lehre ihre Meisterprüfung als
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