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Den letzten beißen die Dämonen

Den letzten beißen die Dämonen

Titel: Den letzten beißen die Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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kleine Übung ist, sogar für jemanden, der so gebildet und so hartnäckig ist wie Pookie.
    »Nein, Liebes«, erwidert Pookie geduldig. »Denk genau nach. Weißt du noch, worüber wir in Bezug auf Raffinesse gesprochen haben?«
    In Spynnes Stirnrunzeln schlägt sich die ungewohnte Mühe eifrigen Nachdenkens nieder. Dann hellt sich ihre Miene plötzlich auf.
    »Du drohst, jemanden umzuhauen«, sagt sie strahlend.
    Dieses Mal bin ich bei dem Versuch, meine spontane Reaktion zu unterdrücken, weniger erfolgreich, was mir einen niederträchtigen Blick von Pookie einträgt.
    »Nein, Liebes. Das ist Guidos Stil«, sagt sie. »Wir sind Damen. Ich sage dir was: Du siehst einfach zu, was ich mache, und wir reden später darüber.«
    Leider ist mir nicht viel Zeit vergönnt, mich an der Situation zu erfreuen, denn in dem Moment, in dem Pookie mit ihren Vorbereitungen beginnt, löst sich mein Amüsement auch schon in Luft auf.
    Vorwiegend verwendet Pookie Tarnzauber, mit deren Hilfe sie sowohl ihre eigene wie auch Spynnes und meine Erscheinung manipuliert. Sie meint, das wäre notwendig, damit den Leuten bei unserem von Natur aus Furcht erregenden Anblick nicht die Worte im Halse stecken blieben. Ich dagegen denke, sie nutzt die Gelegenheit, um uns einen Streich zu spielen: Schließlich hat sie selbst ihr Aussehen beibehalten, jenes Aussehen, mit dem sie schon den Soldaten entgegengetreten ist, und das ist nun einmal, wie Sie sich vielleicht erinnern, nicht gerade bescheiden oder sittsam zu nennen.
    Spynne lässt sie ihren neuen Look als heiße Schnecke, verändert aber ihre Kleidung so, dass sie nicht mehr nach einer modifizierten Uniform aussieht. Das neue, zivile Outfit weist immerhin bedeutend weniger Gucklöcher auf als das alte.
    Bei meiner Tarnung setzt sie allerdings die Axt an.
    Nun kann ich nichts gegen ihre grundlegende Logik einwenden, denn es kann kein Zweifel bestehen, dass meine wahre Erscheinung eindrucksvoll ins Auge fällt, ein Umstand, der eine nicht gerade kleine Rolle bei meiner Berufswahl gespielt hat. Ich meine, die Vollstrecker des Syndikats pflegen in zwei Körperformen vorzukommen: Einerseits wäre da das große, breite Mann-wie-ein-Berg-Modell, dem Nunzio und ich entsprechen; andererseits gibt es die dürren, schnellen und bösartigen Messerstechermodelle wie Schlange es repräsentiert. Jeder der beiden Stile zeichnet sich durch den Vorzug aus, gewöhnliche Bürger zu einer kooperativen Haltung zu bewegen, ohne vorher zu ergründen, ob man tatsächlich imstande wäre, die Schuld einzutreiben, sollte der Schuldner Schwierigkeiten machen. Insofern ist es durchaus nachvollziehbar, dass Pookie es für nötig hält, den Eindruck zu mildern, den ich auf Uneingeweihte normalerweise zu machen pflege.
    Was nun aber diese Milderung betrifft, denke ich, ist sie ein wenig über das Ziel hinausgeschossen.
    Zunächst einmal hat sie mich in Höhe und Breite um ein Drittel meiner Größe geschrumpft. Dann nahm sie mir meine todschicken Klamotten und verwandelte sie in eine Art Ganzkörpermontur, die an dieser neuen Gestalt hängt wie ein Mantel auf einem etwas zu zierlichen Stuhl.
    Dass sie sich darüber hinaus an meinen Zähnen zu schaffen gemacht hat, war vollends unnötig, schließlich habe ich nicht vor, allzu viel zu lächeln, so wie ich aussehe.
    »Das sollte gehen«, erklärt Pookie grinsend, während sie zurücktritt und mich mustert wie ein Künstler die noch feuchte Leinwand. »Denk nur daran, deine Waffen außer Sichtweite zu halten, solange wir nicht tatsächlich angegriffen werden.«
    Diese letzte Bemerkung dient, wie ich vermute, vor allem dem Selbstschutz, denn so, wie ich mich fühle, seit ich mein neues Erscheinungsbild erblicken musste, steht für mich außer Frage, wer mein Hauptangriffsziel bilden wird, sollte ich mich entschließen, von meiner pazifistischen Haltung abzuweichen.
    »Alle bereit?«, fragt sie schließlich. »Spynne? Guido?« »Du bist am Zug«, sage ich schulterzuckend.
    »Also schön. Haltet euch dicht bei mir und überlasst euch meiner Führung.«
    Wir folgen ihr, als sie zu einer Ansammlung kleinerer Geschäfte geht, die offenbar das Zentrum dieses Vororts bilden. Hier ist nur eine Hand voll Leute unterwegs, und die meisten von ihnen scheinen der Hausfrauengattung anzugehören. Dennoch hat Pookie in Nullkommanix ihre erste Zielperson ausgemacht, einen schlaksigen Kerl, lang wie eine Bohnenstange, mit grell rotem Haar. Dem geschulten Auge allerdings fällt vor allem auf, dass

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