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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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jetzt?«, fragte Justinus, nachdem wir auf uns, unsere Zukunft, unsere Silphionpflanze und selbst auf die Pferde getrunken hatten, die uns zu diesem erhabenen Ort getragen hatten.
    »Wenn wir Essig hätten, könnten wir eine leckere Silphionmarinade machen und Linsen darin einweichen.«
    »Nächstes Mal bringe ich welchen mit.«
    »Und ein bisschen Bohnenmehl, um den Saft einzudicken, den wir aus der Wurzel abziehen könnten. Wir könnten etwas vom Stängel abschneiden und rösten .«
    »Wir könnten ihn klein schneiden und mit Käse essen .«
    »Wenn wir Medizin brauchen würden, hätten wir eine wunderbare Zutat.«
    »Wenn unsere Pferde Medizin brauchen würden, könnten wir sie ihnen verabreichen.«
    »Es ist so vielfältig zu verwenden.«
    »Und es wird sich für Riesensummen verkaufen lassen!«
    Kichernd wälzten wir uns in schierem Entzücken auf dem Boden. Bald würde jede Apothekerunze dieses Schatzes Geld in unsere Bankfächer schaufeln.
    Unser Jägerfreund Hanno aus Sabratha hatte uns letzte Nacht anständig bewirtet, war aber nicht so weit gegangen, uns ein paar gebratene Vögel mitzugeben, die wir zu Mittag hätten verspeisen können. Uns blieb nur der harte Soldatenzwieback. Wir waren zähe Kerle; wir reisten beschwerlich, um das zu beweisen.
    Ich schnitt ein kleines Stück von einem Silphi- onblatt ab, um zu sehen, ob der Geschmack, der mich in Apollonia so angewidert hatte, hier besser war. Aber frisches Silphion schmeckte noch übler als das vertrocknete Fitzelchen, das ich probiert hatte. Es roch nach Dung. Roh gegessen, hatte es einen ebenso ekligen Geschmack, wie der Geruch verheißen hatte.
    »Da muss ein Irrtum vorliegen«, meinte Justinus entmutigt. »Ich hatte Ambrosia erwartet.«
    »Dann bist du ein Romantiker. Laut Mama verschwindet der schlechte Geschmack praktisch, wenn das Silphion gekocht wird. Und dein Atem ist hinterher mehr oder weniger akzeptabel. Aber sie meinte, es würde unvermeidlich Blähungen hervorrufen.«
    Er wurde wieder fröhlich. »Leute, die sich diese Köstlichkeit leisten können, Marcus Didius, brauchen sich keine Sorgen zu machen, wo sie furzen.«
    »Genau. Die Reichen stellen ihre eigenen Gesellschaftsregeln auf.«
    Wir furzten auch, aus Prinzip. Als Römer war uns dieses Privileg von dem gutherzigen, gewissenhaften Kaiser Claudius verliehen worden. Und wir befanden uns im Freien. Außerdem würden wir reich werden. Von jetzt an konnten wir uns anstößig benehmen, wann immer und wo immer wir wollten. Die Freiheit, Blähungen ohne Kommentar loszuwerden, war mir immer als der größte Vorteil von Reichtum vorgekommen.
    »Unsere Pflanze blüht«, bemerkte Justinus. Seine Leistungen als Tribun waren makellos. Seiner Herangehensweise an logistische Probleme fehlte es nie an Scharfsinnigkeit. Er konnte einen vernünftigen Tagesbefehl erlassen, selbst wenn er ekstatisch und ein wenig betrunken war. »Wir haben April. Wann wird sie Samen tragen?«
    »Keine Ahnung. Wir werden es vielleicht ein paar Monate aussitzen müssen, bis sie sich bilden und reif werden. Wenn du Bienen vorbeifliegen siehst, versuch die gestreiften Freunde herzulocken und auf die Blüten zu jagen. Morgen, wenn es hell ist, machen wir einen Spaziergang und suchen nach einer Feder. Dann kann ich probieren, unseren großen
    Jungen per Hand zu bestäuben.« Echte gärtnerische Verhätschelung stand unserem Riesenbaby bevor.
    »Alles, was du sagst, Marcus Didius.«
    Wir wickelten uns in unsere Decken und tranken einen letzten Schluck unter den Sternen. Diesmal trank ich auf Helena. Sie fehlte mir. Ich wollte, dass sie unsere Pflanze sah, wie sie so robust in ihrer natürlichen Umgebung wuchs. Ich wollte, dass sie wusste, dass wir sie nicht im Stich gelassen hatten und sie bald all die Annehmlichkeiten genießen würde, die sie verdiente. Ich wollte sogar ihre spöttischen Bemerkungen über den grobschlächtigen grünen Rohling hören, der ihren Geliebten und ihren kleinen Bruder reich machen würde.
    Ich wartete immer noch darauf, dass Justinus mit gleicher Höflichkeit auf Claudia trank, wurde aber zu müde, die Augen offen zu halten, und schlief ein.
    Das Kling-Klang sich entfernender Ziegenglocken musste mich geweckt haben. Es war ein wunderschöner Morgen. Wir hatten beide lange geschlafen, selbst auf dem harten Boden. Na gut, wir hatten einen hundert Meilen langen Ritt hinter uns, eine lange Nacht ausschweifender Festlichkeiten bei einer wohlhabenden Jagdgesellschaft, große Aufregung bei unserer Ankunft

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