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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sich mir plötzlich zu und sagte mit seiner leisen, zurückhaltenden Stimme: »Wenn wir nach Westen segeln und über unsere Schiffsroute bestimmen können, Marcus, möchte ich dich bitten, mich nach Möglichkeit in Berenike von Bord zu lassen.«
    Ich hob die Augenbrauen. »Gibst du die Idee auf, in Rom mit mir zusammenzuarbeiten?«
    »Nein. Ich möchte nur vorher noch etwas erledigen.«
    Helena stieß mich in die Rippen. Gehorsam faltete ich die Hände und starrte wieder in das Theater hinunter, als würde ich der fesselnden Aufführung einer erstklassigen Schauspielertruppe folgen. Ich sagte nichts. Keiner bewegte sich.
    Justinus fuhr fort: »Claudia Rufina und ich hatten einen Plan, der nicht ausgeführt werden konnte. Ich möchte immer noch die Gärten der Hesperiden finden.«
    Claudia sog scharf die Luft ein. Es war ihr Traum gewesen. Sie dachte, er wolle das jetzt allein unternehmen, während sie nach Spanien zurückkehrte, eine gescheiterte Ausreißerin, die Schande über sich gebracht hatte und sich ihrem Kummer ergab.
    »Vielleicht magst du ja mitkommen«, schlug unser Held seinem wütenden Mädchen vor. Eine bezaubernde Idee, ihr das nach allem, was geschehen war, zu ermöglichen; ich wünschte, ich wäre darauf gekommen. Doch wenn er sich einmal zu etwas entschloss, schien Justinus durchaus in der Lage zu sein, die Initiative zu ergreifen. Er wandte sich ihr zu und sprach sanft und zärtlich. Es war sehr anrührend. »Du und ich haben gemeinsam ein bemerkenswertes Abenteuer durchgestanden. Das werden wir nie vergessen, weißt du. Es wäre sehr schade, wenn wir zukünftig in Gegenwart anderer Menschen nur schweigend daran denken könnten.«
    Claudia sah ihn an.
    »Ich brauche dich, Claudia«, verkündete er. Ich wollte jubeln. Er wusste wirklich, was er tat. Was für ein Bursche! Gut aussehend, charmant, ungeheuer abhängig (was er auch sein musste, da er völlig mittellos war). Das Mädchen war schrecklich in ihn verliebt, und in letzter Minute hatte er die Sache gerettet.
    »Vielen Dank, Quintus.« Claudia erhob sich. Sie war groß, kräftig gebaut und hatte ein strenges, ernstes Gesicht. Ich hatte sie selten lachen hören, nur damals in Rom, als sie Justinus kennen gelernt hatte. Sie lachte auch jetzt nicht. »Unter den gegebenen Umständen«, sagte Claudia Rufina freundlich, »finde ich, es ist das Mindeste, was du mir anbieten kannst.«
    Helena fing stirnrunzelnd meinen Blick auf.
    Claudias Stimme wurde hart. »Du brauchst mich also?« Was er brauchte, war ihr Vermögen, und ich hatte plötzlich das ungute Gefühl, dass Claudia das sehr wohl wusste. »Weißt du, niemand hat sich mein Leben lang darum gekümmert, was ich brauche! Entschuldige, Quintus. Mir ist klar, dass alle denken werden, du hättest gerade etwas Wundervolles getan, aber ich würde es vorziehen, mit jemandem zusammenzuleben, der mich wirklich will.«
    Bevor jemand sie aufhalten konnte, hatte sich Claudia umgedreht und verschwand den nächsten Gang hinunter. Ich kannte bereits ihre Neigung dazu, auf eigene Faust in und aus Amphitheatern zu stürzen. Ich stand auf, noch vor Justinus, der immer noch verblüfft schaute. Große Götter, er hatte sein Bestes getan und war jetzt furchtbar gekränkt. Frauen können so gefühllos sein.
    Nux sprang von ihrem Sitz, jagte dem Mädchen nach und bellte aufgeregt. Helena und ich riefen sie. Als Claudia den Durchgang zu dem überdachten Publikumseingang betrat, kam eine Frau, die sich irgendwie Eintritt zum Theater verschafft hatte, durch den Mitteleingang und blieb auf der ovalen Bühne stehen.
    Sie war mittelgroß und wirkte hochmütig - langer Hals, erhobenes, eckiges Kinn, aufgetürmtes braunes Haar und wachsame Augen, die Claudia neugierig folgten, als diese durch den Gang auf sie zugelaufen kam und dann innehielt. Die Frau trug teure Kleidung in subtilen Farbschattierungen, die wie Seide schimmerten. Ihr leichter Umhang wurde an den Schultern von zwei zueinander passenden Broschen gehalten, verbunden mit einer schweren Goldkette. Auch an ihrem Hals und ihren Fingern glitzerte Gold. Lange elegante Ohrringe baumelten von ihren bleichen Ohren.
    Ihre Stimme, ruhig, aristokratisch - und in Latein -, drang mit Leichtigkeit von der Bühne zu uns hoch: »Wer von Ihnen ist Didius Falco?«
    Wenn sie Dienstboten mitgebracht hatte, schienen die anderswo zu warten. Ihr Soloauftritt war dazu gedacht, uns zu schockieren. Ich hob den Arm, immer noch abgelenkt. Trotzdem war ich wie stets in der Lage, einen

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