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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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aufgewachsen, mit allen Annehmlichkeiten, die das mit sich bringt.«
    »Wo kommt dann dieser Ruf her?«
    »Ich habe ein ungewöhnliches Steckenpferd, das für Ihre Ermittlung nicht relevant ist.«
    Sofort kam ich auf lüsterne Gedanken. Dieses seltsame Steckenpferd musste etwas mit Sex zu tun haben.
    Scilla setzte sich wieder in Bewegung. Diesmal hakte Helena sie unter, so dass die beiden Frauen dicht nebeneinander gingen, während ich mich durch die Dillstauden schlagen musste. Helena setzte die Unterhaltung fort, als wäre es für die gebildete Tochter eines Ritters angemessener, von einer Frau befragt zu werden. Ich persönlich war der Meinung, dass Scilla solche Zugeständnisse nicht brauchte.
    »Erzählen Sie uns von sich und dem Exprätor. Waren Sie ineinander verliebt?«
    »Wir wollten heiraten.«
    Helena lächelte und ließ es als Antwort auf ihre Frage gelten, obwohl es keine war. »Ihre erste Ehe?«
    »Ja.«
    »Hatten Sie bis dahin bei Ihrer Familie gelebt?«
    »Ja, selbstverständlich.«
    Helenas Frage zielte auf subtile Weise darauf ab, ob Scilla vorher wichtige Geliebte gehabt hatte. Scilla war zu schlau, darauf reinzufallen. »Und was ist mit der Nacht, in der Pomponius den Löwen in sein Haus bringen ließ? Damit wollte er Ihnen eine >Freude< machen, oder?«
    Der Blick von Scillas haselnussbraunen Augen schien traurig in die Ferne gerichtet zu sein. »Männer haben manchmal sonderbare Vorstellungen davon, was angemessen ist.«
    »Das stimmt. Manchen fehlt es an Fantasie«, meinte Helena mitfühlend. »Manche wissen allerdings, dass sie sich haarsträubend benehmen, und tun es trotzdem ... Und Sie waren dabei, als Pomponius angefallen wurde. Das muss entsetzlich gewesen sein.«
    Scilla ging einen Moment lang schweigend weiter. Sie hatte einen guten, kontrollierten Gang, nicht wie das trippelnde Stöckeln mancher feinen Damen, die das Haus nur in einer Sänfte verlassen. Wie Helena vermittelte sie den Eindruck, dass sie mit Elan über ein halbes Dutzend Märkte marschieren und dann noch ihre Einkäufe selbst nach Hause tragen konnte.
    »Pomponius hat sich sehr dumm verhalten«, sagte sie ohne Groll oder Vorwurf. »Der Löwe riss sich los und sprang ihn an. Das hat seine Wärter überrascht, obwohl wir jetzt wissen, warum die Bestie das tat. Sie musste getötet werden.«
    Ich runzelte die Stirn. Jemand hatte mir erzählt, das Mädchen sei hysterisch geworden, was verständlich gewesen wäre, aber sie wirkte hier so gelassen, dass ich es mir kaum vorstellen konnte. Ich streckte den Kopf vor, sah um Helena herum und sagte: »Pomponius hat mit einer Strohpuppe herumgewedelt, wurde mir berichtet. Der Löwe hat sie angesprungen, ihm einen Prankenhieb versetzt, und dann brach das Chaos aus. Was ist danach passiert?«
    »Ich schrie so laut ich konnte und stürzte auf die beiden zu, um den Löwen abzulenken.«
    »Das war sehr mutig.«
    »Hat es funktioniert?«, fragte Helena, immer noch schockiert, aber schon wieder etwas gefasst.
    »Der Löwe hielt inne und floh in den Garten.«
    »Wohin ihm Rumex, der Gladiator, folgte und tat, was getan werden musste?«, gab ich das Stichwort.
    Ich meinte einen Schatten über Scillas Gesicht huschen zu sehen. »Rumex hat den Löwen verfolgt«, bestätigte sie ruhig.
    Verständlicherweise schien sie diese Unterhaltung beenden zu wollen. Nach einem Moment sagte Helena: »Ich bin Rumex fast einmal begegnet, aber das war kurz nach dem Unfall, und er wurde von der Öffentlichkeit abgeschirmt.«
    »Da ist Ihnen nicht viel entgangen«, teilte Scilla ihr mit unerwartetem Nachdruck mit. »Er hatte seine Glanzzeit längst hinter sich. All seine Kämpfe waren vorher abgesprochen.«
    Trotzdem hatte ich das Gefühl, den armen Kerl verteidigen zu müssen. Schließlich hatte er ganz allein einen erregten Löwen aufgespießt.
    Ihre Ansicht beruhte auf dem Wissen von Eingeweihten. Ich fragte mich, woher Scilla die Kenntnis hatte, die Tüchtigkeit eines Gladiators so vernichtend zu beurteilen. Vielleicht von Pomponius.
    Wir waren im Hauptbereich des Heiligtums angekommen. Scilla führte uns ein paar Stufen hinunter. Ich reichte Helena höflich die Hand, aber Scilla schien durchaus in der Lage, ihr Gleichgewicht ohne Hilfe zu halten.
    Es gab einen kleinen Platz innerhalb einer Tempelgruppe, einschließlich des großen dorischen Apolloschreins, vor dem sich ein dramatisch wirkender Außenaltar befand. Viele der anderen Tempel waren älter und klein und standen in freundlicher Weise um den offenen

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