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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Welt zum Leben. Draußen wurde es schon dämmrig. All die miesen Typen vom Aventin verließen ihre Häuser, um anderswo Ärger zu machen, und schlugen die Türen hinter sich zu. Jungs, die längst nach Hause gehörten, traten Bälle wie Rammböcke gegen die Häuserwände. Hunde bellten. Töpfe klapperten. Aus den überfüllten Mietskasernen rings um uns herum drang der vertraute Geruch von sehr altem Kochöl himmelwärts, durchsetzt mit angekohltem Knoblauch.
    Unser Baby begann zu schreien, als hätte sich seit Tagen niemand um es gekümmert. Ich wurde vollends wach. Helena stand auf und ging zu Julia. Im selben Augenblick bekamen wir Besuch. Es gelang Helena, ihn zunächst mal abzuwimmeln, aber dann öffnete sie die Tür und streckte den Kopf herein. Mit einer Hand schob sie sich einen Kamm ins Haar, um ihre zerzauste Frisur einigermaßen zu richten.
    »Wenn du dich danach fühlst, Marcus, solltest du besser aufstehen und mit Anacrites reden.«
    Sie wusste, dass ich mich selbst in gesundem Zustand dazu selten bereit fühlte. Die zögernde Art, mit der sie sprach, sagte mir, dass etwas passiert war. Ich rekelte mich immer noch genüsslich nach dem Liebesspiel, formte ein tonloses Du bist wunderschön! mit den Lippen und genoss das Gefühl, anzüglich zu sein, ohne dass Anacrites es mitbekam. Helena hatte dafür gesorgt, dass er draußen blieb, denn unser zerwühltes Liebeslager ging ihn nichts an. Ich gab ihr zu verstehen, dass ich mich anziehen und zu ihnen kommen würde.
    Helena sagte leise: »Anacrites hat Neuigkeiten gebracht. Rumex, der Gladiator, ist tot aufgefunden worden.«
    Uns fehlte bereits der halbe Tag.
    »Olympus!«, maulte Anacrites, als ich ihn am Tempel der Ceres vorbei den Aventin hinunterhetzte. »Was ist denn so Besonderes am Tod eines Gladiators, Falco?«
    »Tu doch nicht so beschränkt. Warum erzählst du es mir denn überhaupt, wenn du es für einen natürlichen Tod hältst? Jupiter! Rumex war völlig in Ordnung, in jeder Hinsicht. Ich hab ihn gesehen. Der strotzte vor Kraft und Gesundheit.«
    »Vielleicht hat er sich bei dir angesteckt.«
    »So eine kleine Erkältung hätte Rumex nichts anhaben können.« Ich war selbst bereit, sie jetzt zu ignorieren. Meine Kehle brannte wie Feuer, und ich unterdrückte den Husten, trotz der Aufregung und der Eile. Helena hatte mir den gallischen Mantel übergeworfen und mir auch noch einen Hut aufs Haupt gedrückt. Ich würde es überleben - im Gegensatz zum Liebling der Menge. »Das Fieber ist nicht tödlich, Anacrites, wie sehr dir das in meinem Fall auch zupass käme.«
    »Sei doch nicht so ungerecht ...« Er stolperte über einen Bordstein. Ich grinste befriedigt. Er hatte sich seinen Zeh so angeschlagen, dass er schwarz werden und der Nagel abfallen würde. Ich sprang die Stufen hinunter, drei auf einmal, und er humpelte mir mühsam hinterher.
    Beim Trainingslager hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden. Zu beiden Seiten des Tores waren zwei hohe, perfekt zueinander passende Zypressen in hübschen Steintöpfen aufgestellt worden. Der Pförtner nahm mit feierlichem Ernst und offenbar aufrichtiger Dankbarkeit kleine Gedenkgaben an sich, bewegte sich mit diskreter Effizienz von einem Spender zum anderen. Die Menge bestand hauptsächlich aus Frauen, die sich größtenteils still verhielten, nur ab und zu gequält aufschluchzten.
    Während ich krank im Bett lag, hatte Anacrites bereits mit der Revision von Saturninus' Imperium begonnen. Auf dem Weg hierher hatte er mir erzählt, dass wir unsere Arbeit nicht hier, sondern im Büro eines verdächtig hilfreichen Buchhalters am anderen Ende der Stadt durchführen würden. Das hatte mich nicht überrascht. Saturninus kannte all die kleinen, subtilen Tricks, die unsere Arbeit erschweren würden. Trotzdem gab uns die Revision das nützliche Recht, jederzeit seine gesamten Besitzungen zu betreten. Als wir Einlass zum Trainingslager verlangten, wurde er uns ohne weiteres gewährt.
    Hinter dem Tor, von der Straße aus nicht zu sehen, wurden die Geschenke der Trauernden auf einem Tisch geöffnet, die Wertgegenstände methodisch eingesammelt und der Rest in eine große Abfalltonne geworfen.
    Ich führte Anacrites direkt an den diversen Innenhöfen vorbei zu der Zelle, in der Rumex gehaust hatte. Die Betreuer, die mit Maia und Helena herumgeschäkert hatten, waren nirgends zu sehen. An ihrer Stelle bewachten zwei muskelbepackte Kollegen des Toten die fest verriegelte Tür.
    »Tut mir Leid .« Ich gab mich leicht

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