Den schnapp ich mir Roman
waren. Sie hatte Gil viel zu verdanken, und dafür liebte sie ihn. Ihre Beziehung konnte wohl kaum als die Romanze des Jahrhunderts bezeichnet werden, aber sie mochte ihn sehr gut leiden und liebte ihn auf ihre Weise. In ihrer Sicht war die Verlobung für beide gut, denn Gils Vater schien aufrichtig froh darüber zu sein. Dass sein einziger Sohn in Sünde mit seiner Freundin und deren Kind lebte, hatte den Pfarrer viele schlaflose Nächte gekostet, doch dieses öffentliche Versprechen und die Aussicht auf eine anständige Hochzeit hatten den Vater sichtlich entspannt.
Sophie merkte, dass sie sich so fest auf die Unterlippe gebissen hatte, dass sie nun blutete. Da hörte sie Ruby laut kichern und wurde von Angst gepackt. Jesus, und sie hatte geglaubt, das Sommerfest wäre ihr einziges Problem. Sie schob die Sonnenbrille auf den Kopf.
»Darling, du freust dich ja gar nicht!« Gil sah sie bestürzt an. »Ich dachte, das würde dir gefallen … wir haben es uns doch beide gewünscht. Irgendwann jedenfalls. Sie haben diese entzückende kleine Kapelle, die dir sicher gefallen wird …«
Sophie schloss die Augen. Sie konnte ihm mit geschlossenen Augen den Weg zu der kleinen Kapelle zeichnen.
»Ich habe die Forbes-Henrys schon eingeladen, und sie brennen alle darauf, dich kennen zu lernen«, fuhr Gil eifrig fort und setzte eine große dunkle Brille auf, um die selbst Victoria Beckham ihn beneidet hätte. »Vielleicht bringt
Tristan deine neue Busenfeundin Tessa mit, als seine offizielle neue Freundin.«
»F…freundin? Wie meinst du das?« Sophie glaubte ihn Ohnmacht zu fallen.
»O ja!« Gil klopfte sich wissend an den Nasenflügel.
»Lass das bitte!« Sophie wusste, dass sie überaschend scharf geklungen hatte und zwang sich nun, Gil anzustrahlen. »Wie meinst du das mit Tristan und Tessa?«
»Die haben was miteinander«, vertraute Gil ihr mit einem anzüglichen Augenzwinkern an. »Einer aus meinem Team hat am Wochenende noch spät gearbeitet und sie gesehen, wie sie draußen im See herumgetobt sind – splitterfasernackt und so!«
Eifersucht durchfuhr Sophie wie eine heiße Messerklinge. Es war, als stünde ihr Magen in Flammen. Der Gedanke an eine nackte, nasse Tessa in Tristans Armen und wie ihre Lippen sich berührten, war für sie kaum zu ertragen. Ihr wurde übel. Es war, als würde sie ersticken, ertrinken. Sie hatte vergessen, wie furchtbar man sich fühlen konnte.
Vor Sophies innerem Auge tauchte das lebendige Bild von jenem schrecklichen Tag vor fünf Jahren wieder auf, als sie Tristan überrascht hatte.
Als sie sich damals seinem Cottage näherte, hatte sie Stimmen gehört, aber das war nicht ungewöhnlich. Damals hatte er ständig gearbeitet und alles gemalt, was ihm begegnete. Er war Tag und Nacht auf den Beinen, weil er einfach nicht aufhören konnte zu arbeiten. Oft lief das Radio, wenn er malte, ohne dass er es zu bemerken schien. Manchmal war auch Will da auf einen Schwatz – das waren häufig die einzigen Gelegenheiten, bei denen Tristan eine Pause machte und vielleicht mal ein Bier trank.
Sophie war voller Freude aus London zurückgekommen. Sie besuchte dort einen Malkurs, konnte jedoch ihre schmerzenden Brüste und die unerklärliche Übelkeit nicht
länger ignorieren. Daher hatte sie einen Schwangerschaftstest gekauft und war zu Selfridges aufs Klo gegangen. Beim Warten auf das Ergebnis hatte sie unruhig an den Nägeln gekaut und sich riesig gefreut, als die beiden rosa Linien klar und deutlich auftauchten. Mit einem Freudenschrei war sie aus der Toilette gestürzt.
Der Kursus und alles Weitere war vergessen. Sie hatte den nächsten Zug nach Hause genommen. Wie würde Tristan wohl auf diese Nachricht reagieren? Sicher würde er sich freuen. Sie hatten die Schwangerschaft natürlich nicht geplant, denn Sophie hatte nicht einmal ihre Oberstufe abgeschlossen und Tristan war damals noch ein unbekannter Künstler, zwar mit einem soliden familiären Hintergrund, aber nicht gerade flüssig.
Sie hatten allerdings schon öfter darüber gesprochen zu heiraten. Sie waren zwar beide erst Anfang zwanzig, aber mit ihrer intensiven Liebsbeziehung schien das der natürliche nächste Schritt. Die Entdeckung, dass ein Teil von Tristan nun in ihr heranwuchs, hatte sie mit einer Freude erfüllt, die sie vorher nie auch nur für möglich gehalten hatte.
Ein Baby ! Sie war stehen geblieben, hatte die Hand auf ihren noch sehr flachen Bauch gelegt und sich gefragt, wie sie wohl bald aussehen würde. Die
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