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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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aus Eisenstreben gebaut, mit großen, hohen Stützen, einem zerdellten Blechdach und ohne Seitenwände. Sie stand allein, neben einer kleinen Baumgruppe. Kilometerweit keine andern Häuser. Im Innern waren Strohballen übereinandergestapelt wie borstige gelbe Ziegelsteine, sie bildeten an zwei Seiten die Wände. Und als wir näher kamen, sahen wir noch was im Innern – einen baufälligen Eisenzaun mit Kühen dahinter. Sie hoben die Köpfe, als wir an den Zaun traten, schnaubten und schnupperten. Ich hatte noch nie so nah vor einer Kuh gestanden, nur mal welche im Fernsehen gesehen – kein Witz, die waren riesig.
    »Niemals«, sagte ich zu Spinne. »Vergiss es. Nicht bei diesen Viechern.«
    »Die sind doch hinter ’nem Zaun«, sagte er unsicher. Ich wusste, er war genauso skeptisch wie ich.
    »Ja, aber schau dir den doch mal an. Der wird ja nur von einer Schnur zusammengehalten.«
    Die Kühe beobachteten uns weiter, als ob sie auf irgendwas warteten. Dann plötzlich, ohne jede Vorwarnung, rastete eine aus, rammte die Kuh neben ihr und sandte Schockwellen durch den ganzen Haufen, der auseinanderstob und sich danach neu formierte.
    Das war’s dann. »Wir können nicht hierbleiben. Die trampeln uns tot.«
    »Es gibt aber nichts anderes, Jem. Wenigstens haben wir hier ’n bisschen Schutz. Und selbst wenn die da rauskommen, können wir immer noch nach oben ins Heu kriechen. Kühe können ja schließlich nicht klettern, oder?«
    »Keine Ahnung.«
    Wir setzten uns auf einen Strohballen und betrachteten sie. Ein paar glotzten uns immer noch an, doch die meisten mampften jetzt wieder Heu. Eine hob den Schwanz, während sie fraß, und eine Ladung braune Flüssigkeit strömte raus. Ich hatte noch nie so was Ekelhaftes gesehen. Instinktiv hielt ich mir die Hand vor den Mund, als mein leerer Magen rebellierte. Ich musste wegschauen, Spinne war zwar auch der Kiefer runtergefallen, aber er starrte fasziniert hin.
    »Die Kuh muss krank sein«, sagte er. »Entweder das oder jemand muss ihr so ’n Currygericht gegeben haben. Das letzte Mal, als ich so was gegessen hab, verdammte Scheiße …«
    »Halt die Klappe!«, konnte ich gerade noch sagen, bevor mich das trockene Würgen wieder zum Schweigen brachte. Ich stolperte aus der Scheune, blieb ein paar Meter entfernt stehen, beugte mich weit vornüber, die Hände auf die Schenkel gelegt, und versuchte meinen Magen zu beruhigen und frische Luft zu atmen. Nach einer Weile hörte ich, wie Spinne zu mir kam.
    »Bist du okay?«
    »Nein.« Ich spürte seine Hand auf dem Rücken. Sie ruhte dort einen Moment, dann bewegte sie sich vorsichtig auf und ab, um mich zu beruhigen. Ich konzentrierte mich auf seine Hand, da, wo sie mich berührte, und mein Magen entkrampfte sich langsam. Obwohl ich mich besser fühlte, stand ich noch eine Weile gebeugt, weil ich seine Hand spüren wollte. Normalerweise mochte ich keinen engen Körperkontakt, doch das hier tat gut und wärmte. Als ich mich wieder aufrichtete, stand Spinne nur da. Er schaute mich nicht an, sondern starrte in die Ferne. Er ließ die Hand von meinem Rücken gleiten. Der Wind peitschte über die Wiesen und war jetzt relativ schneidend.
    »Besser?«, fragte er, ohne den Kopf zu wenden.
    »Nein, doch, ja.« Ich wollte ihm Danke sagen, weil er mich beruhigt hatte, weil ich mich seinetwegen wieder besser fühlte, aber ich konnte nicht. Stattdessen folgte ich seinem Blick. »Was meinst du, wie viel Zeit bleibt uns, bis sie uns eingeholt haben?«
    »Keine Ahnung. Ich hör den Hubschrauber nicht mehr.«
    Wir standen eine Weile da, versuchten beide angestrengt, das schwere, abgehackte Gebrumm zu hören. Vielleicht übertönte ja nur der auffrischende Wind das Geräusch, auf jeden Fall war da nichts mehr. Ich fing an zu zittern und Spinne legte mir den Arm um die Schultern.
    »Also los. Lass uns das perfekte Versteck suchen. Wir müssen auf die Rückseite kommen, hinter das ganze Heu.«
    Und wieder stürzte sich Spinne in die Arbeit, als er sah, dass es was zu tun gab. Nenn ihn von mir aus einen bescheuerten Malocher – jedenfalls warf er mit Heuballen um sich, schichtete sie aufeinander und schrie mir Anweisungen zu. Er baute eine Art Tunnel, in der einen Minute verschwand er auf allen vieren krabbelnd, in der nächsten kam er rückwärts mit einem Heuballen wieder zum Vorschein. Und plötzlich erschien er vorwärtskriechend, mit einem doofen breiten Grinsen im Gesicht.
    »Los, komm rein.« Ich muss wohl eine Grimasse gezogen haben, denn

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