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Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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das?«, sagte ich. Dumme Frage.
    »Mhm.«
    »Glaubst du, das ist nur irgendein Hubschrauber?«
    Er wusste, was ich meinte. Irgendein Hubschrauber, der jemanden von A nach B bringt. »Keine Ahnung.«
    Er rückte von mir weg und kroch durchs Unterholz. Es war immer noch dunkel, aber der Himmel zeigte schon einen Hauch Blau, als wir den Weg entlangschauten, den wir gestern gekommen waren. Der Lärm kam aus dieser Richtung.
    »Der steht da einfach in der Luft, Jem. Hat ’nen Scheinwerfer nach unten gerichtet. Da sind auch noch andere Lichter.« Ich hörte, wie er zu mir zurückrobbte, dann war er da, direkt neben mir, und rollte seine Decken zusammen. »Los! Wir müssen abhauen. Sieht so aus, als wärn sie uns auf der Spur.«
    »Es ist dunkel. Wir haben keine Taschenlampe, weißt du doch!«
    »Wir müssen’s einfach versuchen. Ist sowieso besser, wir bewegen uns im Dunkeln.«
    »Ja, aber …« Ich wollte den Matsch, die Zäune, den Stacheldraht erwähnen, doch plötzlich war noch ein Geräusch zu hören. Das Bellen von Hunden. Lichter, Hubschrauber, Hunde. Mir wurde schlecht. Das war eine echte Hetzjagd. Ich schwieg und packte schnell mein Zeug zusammen.
    Wir rannten aus dem Waldstück und liefen den Hügel hinab. Du konntest nicht sehen, wo du hintratst, der Boden war derart uneben, dass wir ständig stolperten. Mein rechter Fuß blieb in einem Loch hängen und ich fiel nach vorn. Ich ließ die Tüten los und ruderte wie wild mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten. Mit der rechten Hand fand ich was zum Festhalten, aber es bohrte sich in mich rein, als ich es zu fassen bekam. Während ich zu Boden stürzte, fuhr mir irgendwas ritzend durchs Gesicht und ich stieß einen Schwall von Flüchen aus.
    »Wo bist du?« Spinnes Stimme drang durch die Dunkelheit.
    »Ich bin hier. Verdammt, keine Ahnung, wo ich bin!«
    »Rühr dich nicht vom Fleck. Ich komm.«
    Er fand den Weg zu mir zurück, zuerst sah ich ihn nur als dunklen Umriss. Als er mich erreichte, erkannte ich, dass sein Gesicht von Sorge gezeichnet war. »Verdammt, Jem, du bist in ’n Stacheldraht gefallen. Hier …« Er reichte mir seine Hände und zog mich wieder auf die Füße.
    Ich stöhnte und fluchte erneut, als er auf die Wunde an meiner rechten Hand drückte.
    »Hast du ’n Taschentuch oder so was?«, fragte er. Ich fasste in meine Hosentasche und fand ein altes Papiertaschentuch. Er nahm es und wischte mir vorsichtig das Gesicht ab. Es tat höllisch weh. Genauso wie meine Hand. Spinne suchte in einer der Tüten rum, zog eins von seinen T-Shirts raus und riss einen Streifen ab. Er wickelte es um meine Hand und befestigte es mit einem Knoten. Obwohl er das Kommando übernahm und sich alle Mühe gab, schwand mein Vertrauen.
    »Wir sind erledigt, Spinne, stimmt’s?«
    »Wie meinst du das?«
    »Die schnappen uns. Und was alles noch schlimmer macht – die Hunde können doch jetzt mein Blut riechen.«
    »Keine Ahnung. Ich glaub, das mit dem Blut, das sind Haie. Aber egal, wir haben ’nen Vorsprung und wir sind auf der andern Seite vom Fluss. Ich glaub, wir sollten weitergehen und irgendwas suchen, wo wir uns verstecken können. Ich denk, wir müssen in irgend ’n Gebäude, damit sie uns nicht vom Hubschrauber aus sehen. Die haben doch diese Kameras, oder? Die auf Wärme reagieren, aber ich glaub, durch Gebäude kommen die nicht durch. Los.« Er nahm meine Tüten. »Ich trag sie. Kannst du weitergehen?«
    »Ja, glaub schon.«
    Er machte sich auf und diesmal blieb ich dicht hinter ihm. Es dauerte eine Ewigkeit, bis es hell wurde, denn es war grau bewölkt. Ich schaute zurück, aber die Hügelkuppe blockierte die Sicht. War sowieso bescheuert. Wollte ich wirklich die Leute sehen, die uns verfolgten? Ich holte Spinne wieder ein und wir stapften durch die Wiesen.
    Gestern hatte ich mich schon wie auf dem Präsentierteller gefühlt, aber heute war es noch zehnmal schlimmer. Wenn der Hubschrauber in unsere Richtung flog, ehe wir ein Versteck fanden, dann gute Nacht. Meine Haut kribbelte, ich erwartete jede Sekunde das dumpfe Schlagen der Rotorblätter. Wir marschierten stramm, schwitzten in unseren Mänteln trotz des eisigen Winds und sprachen kein Wort – es gab nichts zu sagen. Wir kamen an ein paar Bauernhöfen vorbei, aber die Gebäude standen dicht zusammen: Wohnhaus, Scheunen, Ställe. Würde nicht lange dauern, alles zu durchsuchen. Wir brauchten was Abgelegeneres.
    Es dauerte ewig, bis wir eine Scheune fanden. Sie stand am Rand einer Wiese und war

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