Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den Tod im Blick- Numbers 1

Den Tod im Blick- Numbers 1

Titel: Den Tod im Blick- Numbers 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
Vom Netzwerk:
Familienangelegenheit. Das ist alles. Mein Sohn hier steckt in Schwierigkeiten. Ich muss ihm helfen, das wieder geradezubiegen. Sie wissen doch, wie das ist. Kinder!«
    Der Typ sah ihn an und versuchte ihm auf den Zahn zu fühlen. »Soll ich die Polizei rufen?«
    Tattoogesicht lächelte. »Nein, Kumpel. So schlimm ist es nicht. Wir regeln das schon.«
    Während sie miteinander sprachen, beugte sich Spinne zu mir und flüsterte: »Los, weg.« Und so zogen wir uns langsam zurück. Dann, als die Unterhaltung zu Ende schien, drehten wir uns um und rannten wieder los, schnell, echt schnell, dass die Füße wie wild aufs Pflaster schlugen.
    »Hey!« Er folgte uns wieder, aber jetzt hatten wir einen guten Vorsprung. Wir jagten die Straße entlang. Spinne riss sich die Jacke vom Leib.
    »Was machst du?«
    »Hier.« Er warf sie nach links über das scharf gezackte Geländer. Dann machte er eine Räuberleiter für meinen Fuß und schleuderte mich fast rüber. Ich landete ungeschickt, mit verdrehtem Knie. Spinne zog sich auf der andern Seite hoch, kauerte oben einen Moment, dann sprang er runter. Er schnappte sich seine Jacke und half mir auf.
    »Okay?«
    Ich nickte, weil ich nicht zugeben wollte, wie weh es tat.
    »Dann mach hin«, sagte er und kletterte die Böschung zum Bahndamm runter.
    Ich versuchte ihm im Laufschritt zu folgen, aber es war eine Qual. Ich stürzte auf alle viere, kroch mehr oder weniger weiter und entlastete mein Knie über die Hände. Spinne schaute zurück.
    »Was machst du, verdammt?« Er war schon unten an der Böschung, neben den Gleisen.
    »Ich hab mich verletzt. Mein Knie«, sagte ich und zuckte zusammen, als ich versuchte aufzustehen.
    »Wieso hast du nichts gesagt?« Er kletterte wieder hoch. Aber ich hörte hinter mir einen dumpfen Schlag. Tattoogesicht jagte über den Zaun.
    Von Panik erfasst kroch ich Spinne entgegen. Er sprang nach vorn, als ich buchstäblich in die Luft gerissen wurde, gepackt von einem großen, muskulösen Arm, der sich um meine Taille schlang. Irgendwas Kaltes, Hartes drückte mir gegen die Kehle. Der Scheißkerl hatte ein Messer.
    Spinne taumelte vorwärts, dann erstarrte er wie ein Sprinter, der auf den Startschuss wartet. »Nein, nein, Mann. Dazu gibt’s keinen Grund. Steck das Messer weg. Komm schon, lass uns reden. Wir könn’ ja drüber reden.«
    »Reden ist nicht mehr. Du gibst mir das Geld, dann lass ich deine kleine Freundin laufen.«
    Spinne kam auf die Füße. Tattoogesicht packte mich fester. Ich bekam kaum Luft. Um ehrlich zu sein, ich war so überrascht, als er mich geschnappt hatte, dass ich einfach nur hing wie eine Puppe; jetzt rang ich mit den Armen, bis er mir die Klinge weiter in den Hals drückte. »Keinen Schritt näher.«
    »Nein, nein, alles cool.« Spinne zog sich zurück. Er war wieder unten an den Gleisen.
    »Spinne, gib ihm einfach das Geld.« Meine Stimme klang fremd.
    Er sah mich einen Augenblick an, sein Gesicht zeigte Verzweiflung.
    »Ich kann nicht, Jem. Das Geld ist doch unsere Zukunft. Du und ich. Das ist für das Hotelzimmer mit großem Doppelbett. Für’n Bier oder zwei im Pub und für die Fish & Chips am Pier. Wie soll das klappen, was soll aus uns werden ohne Geld?«
    Ich hatte einen dicken Kloß im Hals. Er hatte das alles im Kopf, was er sich für uns wünschte. Scheiße, es war doch gar nicht viel, oder? Aber wir würden es nie bekommen. Nicht mal das würden wir je bekommen. Ich fing an zu weinen. Es waren heiße Tränen des Frusts und der Sehnsucht, Tränen des Hasses auf die tickende Uhr.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Tut mir echt leid. Ich wollt nie, dass so was passiert. Ich wollt nicht, dass du Angst hast. Du hast Recht, Jem. Es ist nur Geld. Wir besorgen uns wieder welches. Lass sie los«, sagte er zu Tattoogesicht, »dann kriegste dein Geld.«
    »Ja, klar, Weichei, ich bin doch nicht von gestern. Gib mir das Geld, dann lass ich sie los.«
    »Wir machen es gleichzeitig, ja?«
    »Nein, du gibst mir das Geld«, sagte Tattoogesicht ruhig, »danach lass ich sie gehn.«
    Weil ich Spinne kannte, ahnte ich schon, was nun passieren würde. Ich sah es alles in Zeitlupe in meinem Kopf, nur Tattoogesicht sah es nicht. Er stieß einen entsetzten Schrei aus, als Spinne das Geld aus dem Umschlag nahm, das Gummiband löste, die Hand zurückzog und schließlich nach vorn in die Höhe schnellen ließ und die Scheine gen Himmel schickte.
    Tattoogesichts Griff erschlaffte. Er senkte das Messer, ließ mich runter und stolperte die Böschung

Weitere Kostenlose Bücher