Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den Tod im Griffl - Numbers 3

Den Tod im Griffl - Numbers 3

Titel: Den Tod im Griffl - Numbers 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
Vom Netzwerk:
ähnliche Form neben die erste.
    Ich setze mich neben sie auf den Boden. Ob ich will oder nicht, ich bin fasziniert.
    »Das ist schön, Mia«, sage ich. »Was malst du denn?«
    Sie beugt sich über das Papier und die Zunge ragt aus dem Mundwinkel.
    »Malen«, sagt sie. »Ich malen.«
    »Ich weiß«, antworte ich. »Es ist schön. Was ist es denn?«
    Sie beugt sich hoch, hockt sich auf die Fersen und zeigt auf ihr Bild.
    »Mummy und Daddy«, sagt sie.
    Ich bin die blau-rosa Kartoffel, Adam die rote.
    Ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter.
    Mia sieht uns als Farben.
    Genau wie Adams Oma.
    Das erste Mal, als ich sie traf, beschrieb Val meine Aura, den Farbschleier, der mich umgab. Ich höre jetzt wieder ihre raue, barsche Stimme: Lavendel natürlich, aber auch Dunkelblau. Und alles in Rosa getränkt.
    Ich schaue auf meine Tochter und sie dreht sich um und lächelt mich an, stolz darauf, was sie gemalt hat. Ich lächle zurück.
    »Und was ist mit Marty und Luke?« Als ich ihre Namen ausspreche, steigt ein Kloß in meiner Kehle hoch. In meinem Innern sehe ich Bilder von Luke, der sein Gesicht hält, und von Marty, dem Tränen über die Wangen laufen. Ob es ihnen gut geht?
    Mia greift wieder nach den Kreiden und malt zwei weitere Kartoffeln: eine in Grün und Gelb und eine orangefarbene.
    Wenn Adam hier wäre, würde er Mias Zahl sehen, aber ich muss sie nicht sehen. Ich weiß sie.
    20022055.
    Und sie hat nicht bloß Vals Zahl bekommen.
    Sie hat auch Vals Gabe.

ADAM
    »Zum letzten Mal, was siehst du, wenn du in meine Augen guckst?«
    Ich sehe Newsome an, sehe sein zerquetschtes Gesicht und den Tod in seinen Augen. Frag mich nicht, was ich in Sauls Augen sehe – ich weiß nicht, ob ich es beschreiben könnte.
    »Ich sehe eine Zahl.« Das stimmt. Es ist die Antwort auf seine Frage, dennoch fühle ich mich unwohl, es auszusprechen.
    Du darfst es niemandem sagen, Adam. Nie.
    »Was bedeutet die Zahl?«
    »Sie ist das Datum, an dem du sterben wirst.«
    Es stimmt, aber wieso kommt es mir dann so falsch vor?
    »Wie lautet meine Zahl?«
    Ich antworte nicht.
    »Wie lautet meine Zahl?«, wiederholt er.
    Du darfst es niemandem sagen, Adam. Nie.
    »Ich verrate sie nicht«, antworte ich wie ein Echo der Stimme in meinem Kopf. »Es ist nicht richtig.«
    »Ich frage dich: Wie lautet meine Zahl?«
    »Ich hab’s dir doch gerade erklärt, oder? Ich verrate sie nicht.«
    Saul mischt sich ein. »Adam, du tust es für Sarah, erinnerst du dich? Es ist okay, wenn du uns die Zahl sagst. Es ist richtig, sie zu verraten.«
    Newsome fängt wieder an. »Glaubst du, du bist der Einzige, der sie sehen kann?«
    »Nein. Keine Ahnung. Vielleicht gibt es auch andere, aber das weiß ich nicht.«
    »Du hast Recht. Auch andere können sie sehen. Und andere nennen sie, das ist völlig okay.« Ich weiß nicht, ob er den Satz bloß so dahinsagt. Damit es mir leichter fällt, auszusprechen, was er wissen will. »Wie lautet meine Zahl?«
    Ich winde mich. Sie werden einfach nicht nachgeben, oder? Mein Körper reagiert verkrampft, meine Gedanken sind verdreht und verschlungen. Ich habe Saul versprochen, zu kooperieren, um Sarahs willen. Ich weiß, ich habe keine andere Möglichkeit … trotzdem kommt es mir falsch vor.
    »Ich will sie nicht sagen.«
    »Sag sie einfach.«
    Er steht zu nah, direkt vor meinem Gesicht.
    »Ich will nicht.«
    »Rede.«
    »Ich kann nicht.«
    Ich möchte, dass er zurückweicht, aber das tut er nicht. Ein Spritzer von seinem Speichel trifft meine Wange.
    »Sag es. Wie lautet meine Zahl? Sag es jetzt endlich. Sag es. Sag es.«
    »08112035.«
    Mein Widerstand ist gebrochen. Ich sinke erschöpft auf den Stuhl. Der Kopf sinkt auf die Brust.
    »Na also. War doch gar nicht so schwer, oder?«
    Ich antworte nicht. Ich habe nichts mehr zu sagen.
    Er schaut zurück auf die Bildschirme und lässt einen Papierausdruck durch seine Hände laufen.
    »Du hast die Wahrheit gesagt. Es ist nichts Schlimmes, die Wahrheit zu sagen. Genau damit beschäftigen wir uns hier – mit Fakten, Messwerten, Beweisen.«
    Er klingt überheblich, als ob er auf alles eine Antwort weiß. Ich habe ihm gerade gesagt, wann er sterben wird, und er zeigt keine Reaktion, keinen Funken menschlicher, emotionaler Reaktion. Er legt den Ausdruck ab und streicht sich die Haare hinter die Ohren.
    »Dann lass uns noch ein paar weitere Fragen durchgehen, okay?«
    »Nein«, sage ich. »Ich bin fertig.«
    »Wir haben doch gerade erst angefangen.«
    »Neiiin. Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher